Monschau, Höfen: Eine der beliebtesten Stellen, an denen die Besucher der Nordeifel gerne Rast machen, um die Kameras zu zücken und ein Stück „heile Welt“ abzulichten, befindet sich in Monschau-Höfen. Für Menschen aus der Region sicher kein Geheimtipp mehr, hat das alte reetgedeckte Haus in der Hauptstraße 69 im Laufe der Jahre nichts von seiner Anziehungskraft – vor allem für Touristen – verloren.
„Clösches Hüppelche“, wie das Kleinod liebevoll im Volksmund genannt wurde, hat mehr zu bieten als ein reetgedecktes Dach. Es ist sehr wahrscheinlich das älteste Bruchstein-Bauernhaus im Monschauer Land. Ein genaues Datum liegt nicht vor, aber Wissenschaftler datieren es an den Anfang des 18. Jahrhunderts. Zu jener Zeit regierte der absolutistische Sonnenkönig Ludwig XIV. in Frankreich. Eine andere Quelle, eine alte Gedenktafel, gibt als Entstehungsdatum das Jahr 1650 an.
Noch heute fasziniert das gewaltige Reetdach, das sich fast bis zum Boden herabzieht. Von Westen schützt eine große Buchenhecke vor den sprichwörtlich eisigen Winden der Nordeifel.
Bevor diese Höfener Sehenswürdigkeit zu dem wurde, was sie heute ist – nämlich das „Alte Eifelhaus“, ein gemütliches Café – lebten dort Generationen von Eifelern ein oft karges Leben.
Clemens Käfer zum Beispiel, dessen Familie in der Zeit des ersten Weltkrieges von Alzen dorthin zog, kannte nicht viel von der sicherlich sehr wechselhaften Geschichte des Hauses. Allerdings konnte er sich noch gut an seine Jugendzeit erinnern.
Das „Vennhaus“, wie es früher auch genannt wurde, war immer Wohnhaus, Stall und Scheune zugleich. Sozusagen alles unter einem Dach. „Zwischen Küche und Kuhstall war nur eine Tür. Und wenn die Türe offen stand – und das geschah oft – dann schmissen die Kühe mit einer ruckartigen Kopfbewegung das Heu auch in die Küche, auch schon mal direkt an den Herd“ erinnerte sich Clemens Käfer an so manch’ brenzlige Situation. „Der große, alte Herd stand direkt unter dem Kamin. Wenn ein starkes Windchen aufkam, dann fiel der Ruß direkt in den Kochtopf. Das war vielleicht eine Sauerei.“
Obschon großzügig in seinen Abmessungen, fielen die inneren Räumlichkeiten doch sehr eng aus. Die siebenköpfige Familie musste zusammenrücken. Im Erdgeschoss lagen die „gute Stube“, die Küche und ein Esszimmer, das zeitweise auch als Schusterwerkstatt diente. Die im Obergeschoss befindlichen Schlafzimmer waren so klein, dass man in das Ehebett der Eltern nur von einer Seite hineinklettern konnte. „Aber vielleicht sind es genau deshalb fünf Kinder geworden“, schmunzelte Clemens Käfer vor Jahren, als er seine Erinnerungen über das wohl schönste Denkmal Monschaus außerhalb der Stadt zum Besten gab. Nebenan schliefen drei der Jungs in einem Bett, ein weiterer auf einer schmalen Pritsche und der fünfte unten in der „Stuev“.
1997 kaufte Bäckermeister Heinrich Ewald Jansen das unter Denkmalschutz stehende, architektonische Kleinod und errichtete in dem alten Gemäuer eine Bäckerei und ein uriges Landcafé. Sein besonderer Stolz ist das imposante, reetgedeckte Dach des alten Eifelhauses, das er 2013 neu eindecken ließ. „Im Vorfeld habe ich mich lange mit dieser uralten Dachdeckertechnik auseinandergesetzt“, erzählt der 53-Jährige. „Nach dem ‚Reetskandal‘ wollte ich auf Nummer sicher gehen“, betont er. Genau wie Grünkohl oder Schlehen brauchen die Reethalme vor der Ernte eine Frostperiode, um robust und widerstandsfähig zu werden. „Sonst beginnen sie in kürzester Zeit auf dem Dach zu faulen“, weiß Jansen.
Am ungarischen Plattensee fand er sowohl einen Reed-Experten als auch das ideale Eindeckmaterial. „Immer, wenn Tibor in der Nähe arbeitet, kommt er vorbei und schaut, ob alles in Ordnung ist“, fühlt sich Jansen gut betreut. Um das Dach vor Feuer zu schützen, wurde die neue, circa 30 Zentimeter dicke Deckung mit Borsalzlösung imprägniert. Mittlerweile gilt Heinrich Ewald Jansen selbst als Experte und kann anderen Hausbesitzern wertvolle Tipps zum Thema Reetdach geben.
Informationen über das alte Eifelhaus, das urige Café und die Reetdach-Renovierung finden sich unter www.altes-eifelhaus.de
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