Euskirchen: Landrat Günter Rosenke geht beim Neujahrsempfang des Kreises Euskirchen neue Wege, denn es sollen Menschen aus der Region zu Wort kommen. Kürzlich begrüßte er 400 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Vereinen im Kreishaus und konfrontierte sie mit einem schweren aber wichtigen Thema: Organspenden.
Jeder könne auf ein Spenderorgan angewiesen sein, sagte Rosenke, mehr als drei Viertel der Bevölkerung seien bereit, zu spenden, doch nur ein Viertel habe einen Spenderausweis. Wie wichtig dies ist, beschrieb Edith Esser bewegend, denn die Münstereifelerin wartete mehr als sechs Jahre auf eine Spenderniere. Es sei eine starke Einschränkung ihrer Lebensqualität gewesen, berichtete sie. Doch am 28. November 2002 kam dann der ersehnte Anruf der Uniklinik: Wir haben eine Niere für sie. „Es war wie ein zweiter Geburtstag“, erinnerte sich Edith Esser und ist auch heute noch dem Spender dankbar. Doch es gibt zu wenige Menschen, die bereit sind, ein Organ zu spenden. Durch die Skandale in verschiedenen Kliniken in Deutschland ist zudem ein Vertrauensverlust entstanden. Ärzte hatten scheinbar medizinische Daten manipuliert, damit ihre eigenen Patienten auf der Warteliste höher gesetzt werden und damit früher an ein Spenderorgan kommen. Die Organspenden seien rückläufig. Umso mehr gelte es, dieses Vertrauen wieder zu stärken, meinte der Landrat in seiner Eröffnungsrede.
Vertrauen zu schaffen und zu informieren war auch das Anliegen der Gesprächsrunde mit kompetenten Teilnehmern, die WDR-Journalist Sebastian Tittelbach moderierte. Mehr als 10.000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan, 2014 waren es allerdings nur 783 Patienten, denen geholfen werden konnte. Durch die Skandale habe sich die Zeit für die Menschen, die auf eine Niere warten, um etwa zwei Jahre verlängert, sagte Dr. Frank Gohlke (Nierenzentrum Mechernich). Prof. Dr. Torsten Verrel (Universität Bonn, Kriminologisches Seminar, und Mitglied der ständigen Kommission Organtransplantation der Bundesärztekammer) betonte, diese Ärzte schaden dem ganzen System“. Spender könnten nur gewonnen werden, wenn Vertrauen herrsche.
Dr. Dr Jörg-Matthias Pollock (Leiter Team Transplantation, Universitätsklinik Bonn) beschrieb den genauen Ablauf einer Organspende. In Deutschland sind Spenden nur nach einem Hirntod möglich. Maschinen sorgen anschließend noch dafür, dass die Organe ausreichend versorgt werden, doch der Mensch ist zu diesem Zeitpunkt definitiv schon verstorben. „Das Gehirn ist irreversibel ausgefallen und das ist nicht rückgängig zu machen“, erläuterte Verrel. Regionaldekan Erik Pühringer stimmte dem Mediziner zu: „Was den Menschen ausgemacht hat, ist nicht mehr da, der Mensch ist bei Gott angekommen“.
Am Ende der Gesprächsrunde gab Moderator Sebastian Tittelbach den Anwesenden eine Bitte mit auf den Weg, sie möchten doch einen Vordruck für einen Organspendeausweis mit nach Hause nehmen und mit Freunden und Bekannten darüber diskutieren. Den Talkgästen sprach er damit aus dem Herzen.
Mehr Informationen zum Thema gibt es unter www.organspende-info.de.
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