Euskirchen: Es ist immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft: sexuelle Gewalt. Wenn Betroffene in ihrem Umfeld, bei Behörden oder Krankenkassen dann auch noch auf Unverständnis stoßen, macht es dies noch schwerer, mit dem Erlebten, mit der erlittenen Gewalt umzugehen. Katja Hornfeck will nicht länger schweigen und setzt sich dafür ein, dass das Thema sexuelle Gewalt nicht totgeschwiegen wird. In ihrer Kindheit war sie selbst massiver sexueller Gewalt ausgesetzt und hat viele Jahre des Kampfes, der Angst und Therapien hinter sich. Mit einem Spendenlauf will die 41-Jährige auf das Thema aufmerksam machen und Geld sammeln für die Renate Rennebach-Stiftung, die Menschen hilft, die besonders schweren Formen von physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren.
Auf ihren 950 Kilometer wird sie 18 Städte besuchen. Unterstützt wird sie von Frauenberatungsstellen, Netzwerken oder sozialen Einrichtungen.
„lauf-stark fürs Leben – nebenan ist überall“ hat sie ihren Spendenlauf genannt und Katja Hornfeck will damit ein Zeichen setzen. Gegen sexuelle Gewalt und gegen das Schweigen in der Gesellschaft. „Laufen gibt mir Stabilität“, sagt die engagierte Frau. Zum ersten Mal in ihrem Leben ist Ruhe eingekehrt auch Dank ihrer Assistenzhündin Fianna.Katja Hornfeck ist Pfarrerin, wohnt in Bergheim und übt inzwischen wieder ihren Beruf mit einer halben Stelle als Springerin im Kreis Euskirchen aus. Durch den Spendenlauf möchte sie anderen Menschen Mut machen, über die Geschehnisse zu reden, sie nicht zu verschweigen. „Es ist kein Grund sich zu schämen“, sagt die 41-Jährige, doch viele Betroffene fühlten sich schuldig. „Es sind nicht wir Betroffenen, die unsere Vergangenheit nicht loslassen ‚wollen‘. Es ist die Vergangenheit, die uns nicht loslässt – uns in flashs überrollt, in Panikattacken über uns hereinbricht, sich in Suizidgedanken wie Gift in Herz und Seele einschleicht. Und oft bleibt eine teils namenlose Angst ständiger Begleiter, in jeder Sekunde des Tages und erst recht der Nacht“, schreibt Katja Hornfeck auf ihrer Internetseite. In Euskirchen wird sie von dem Verein Frauen helfen Frauen unterstützt. „Es ist ein total mutiges Projekt“, sagt Ute Schreckenberg, Traumaberaterin der Frauenberatungsstelle.
Mit ihrem Lauf startet die Pfarrerin am 23. August in Frankfurt und wird bis zum 16. September 18 Städte besucht haben. Das Ziel ist Hamburg. Eineinhalb Jahre hat sie für den Spendenlauf trainiert und jede Woche rund 160 Kilometer absolviert, damit sie die 950 Kilometer laufen kann. Zwischen 35 und 47 Kilometer sind die Etappen lang und in jedem Ort wird sie von Menschen unterstützt. Für diese Hilfe ist Katja Hornfeck dankbar, „es ist unglaublich berührend, wie aus einer einzelnen Idee eine bunte Bewegung werden kann, die sich wie eine Kettenreaktion von Stadt zu Stadt fortsetzt“. Verteilt auf alle Orte haben sich bereits rund 150 Unterstützer angemeldet, Katja Hornfeck ein Stück ihres Weges zu begleiten. Es dürfen aber noch viel mehr werden, wenn es nach den Organisatorinnen geht: „Je mehr, desto besser! Es wäre ein unendlich ermutigendes Zeichen für alle Betroffenen, wenn Menschen mit ihrem Kommen signalisieren: ‚Wir schauen hin und ihr seid uns nicht egal'“.
Am 28. August läuft Katja Hornfeck von Troisdorf über Bonn nach Euskirchen. Gegen 14.30 Uhr wird sie in Dom-Esch ankommen und von dort können Unterstützer die letzten acht bis zehn Kilometer solidarisch mitlaufen oder radeln. Der genaue Treffpunkt wird im Internet bekanntgegeben oder kann telefonisch bei der Frauenberatungsstelle erfragt werden. Nächster Treffpunkt ist dann gegen 15.00 Uhr am Labyrinthplatz vor dem Amtsgericht in Euskirchen. Von dort geht es gemütlich zum City-Forum, Hochstraße 39, wo es etwa um15.30/16.00 Uhr einen kleinen Imbiss und viele Informationen gibt – unter anderem zur Ausbildung von Assistenzhunden. Alle Informationen unter www.laufstarkfuersleben.de, Anmeldungen unter Tel.: 02252 – 75140 oder Email:
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