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"Der Wolf! Der Wolf!" [Foto: Rain Carnation, CC0]

Wölfe fallen über Schmidtheim her: Bange Stunden in der Silvesternacht 1858

Dahlem, Schmidtheim: Von Generation zu Generation wird jene Geschichte überliefert, die sich zum Jahreswechsel 1858/59 in Schmidtheim zugetragen haben soll. „In der Silvesternacht hatte ein ganzes Rudel das Dorf Schmidtheim überfallen. Die Bestien hatten die Kettenhunde zerrissen und waren in die Ställe eingedrungen. Mit Mistgabeln und Knüppeln haben wir uns gewehrt und drei Wölfe totgeschlagen“, war in einer Chronik aus dem Jahr 1859 zu lesen. Dichtung oder Wahrheit?

Bodo Bölkow, Vorsitzender des Arbeitskreises „Kultur und Geschichte“ in Dahlem, versucht seit Jahren, Licht ins Dunkel zu bringen. Bislang liefen seine Recherchen allerdings ins Leere, denn die Faktenlage ist schwierig. Zwar sind die „modernen“ Darstellungen jenes Vorfalls archiviert, doch die Original-Chronik aus dem Jahr 1859 scheint beim Brand des Gemeindearchivs im Jahr 1882 Opfer der Flammen geworden zu sein.

Hundert Jahre nach dem gespenstischen Geschehen in der Silvesternacht wird 1958 in der Publikation „Die Eifel“, Eifelvereinsblatt Nr. 11/12, auf Seite 151 an den gespenstischen Vorfall erinnert.

„Grauenvoll war die Neujahrsnacht 1858/59 für das Dorf Schmidtheim, in der es von einer Unmasse von Wölfen überfallen wurde. Damals war im Dezember in der ganzen Eifel viel Schnee gefallen. Das Dorf lag verschneit und jeden Morgen musste die Bevölkerung sich erst ihre Wege bahnen. In den letzten Dezembertagen hatte Frau Holle es besonders gut gemeint, so dass die Bauern am Silvestertage bis zur Abenddämmerung mit dem Freilegen der Dorfstraßen zu tun hatten. Nun, da die Arbeit geschafft war, versammelte sich die Dorfbevölkerung im Wirtshaus zu frohem Sang und Tanz. Doch was war das? Die Fröhlichkeit wich von den Gesichtern und die Männer eilten nach draußen. Da hörten sie von einem Ortsbewohner, dass Wölfe sein Anwesen überfallen hätten. Es seien so viele gewesen, dass er sie nicht habe zählen können. Mit knapper Not hatte der Bauer sich vor ihnen in Sicherheit bringen können.

Ohne lange zu überlegen, bewaffneten sich die Männer mit Äxten, Mistgabeln, Dreschflegeln und Messer und rückten so den Untertieren zu Leibe. Das gierige Heulen der Wölfe, die im Stall des Hilfe heischenden Bauern bereits einen Hund, zwei Kühe, eine Ziege und drei Schweine zerrissen hatten, konnte die Schmidtheimer Männer nicht einschüchtern. Mit größter Vorsicht schlichen sie zu dem Bauernhof, wo etwa 30 Wölfe ganze Arbeit taten. Keiner von ihnen sollte entkommen und darum musste der Hof umstellt werden. Dabei bereitete der Schnee, der teilweise bis zu 2 Meter hoch lag, einige Schwierigkeiten. Auf ein verabredetes Zeichen hin gingen die Männer von allen Seiten gegen die Raubtiere vor, die die nahe Gefahr witterten und sich auf den neuen Feind stürzten. Eine große Wölfin sprang mit gewaltigem Satz einen der Männer an. Durch die Wucht des Sprunges wurde er zu Boden gerissen und schwebte in höchster Gefahr. Doch die Retter waren schnell zur Stelle und Mistgabeln durchbohrten den Leib der Bestie. Einem Wolf, der ebenfalls einen Menschen angriff, erging es genauso.

Und nun war die Wut der Bauern angestachelt. Schläge krachten auf die Meute der Wölfe nieder. Der Kampfgeist der Männer erlahmte erst, als die Tiere im Stall alle erledigt waren. Der Überfall der Wölfe aber konnte die Schmidtheimer nicht weiter aus der Fassung bringen. Nach getaner Arbeit gingen sie zum Wirtshaus zurück, um die unterbrochene Silvesterfeier nach alter Sitte fortzusetzen.

Auch der „Heimatkalender des Kreises Schleiden“ griff 1961 dieses Geschehen erneut auf. „Bislang fehlt uns noch der Beleg, woher die Geschichte genau stammt“, schildert Bodo Bölkow seine Suche nach der historisch belegbaren Quelle. Fakt ist jedoch: Diese Geschichte lebt weiter und wurde durch mündliche Überlieferung vor dem Vergessen gerettet.

23.12.2016LebenDahlem, Schmidtheim0 Kommentare bwp

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