Eifel: Die blühenden Narzissenwiesen im Perlenbachtal stehen in der Eifel als Symbol für den Frühling. Einheimische und Touristen kommen in Scharen, um das Naturschauspiel zu bewundern „Für mich persönlich ist es ein ganz besonderer, wunderbarer Ort, den ich untrennbar mit dem Frühling verbinde und zu dem es mich jedes Frühjahr aufs Neue wieder hinzieht. Meine Wanderung führt mich alljährlich durch die mit unzähligen wilden Narzissen übersäten Wiesen im Perlenbachtal, deren Zauber sich so leicht niemand entziehen kann und die jedes Jahr eine große Anzahl von Menschen aus nah und fern anlocken“, schwärmt Eva Herff, diplomierte Naturführerin für das Hohe Venn und ehrenamtliche Waldführerin im Nationalpark.
Nicht nur diese fast märchenhafte Landschaft übt ihren magischen Reiz aus. Auch die ganz besondere Geschichte dieser Täler fasziniert die Menschen, die sich dieses Stück Paradies erwandern. Die entlegenen Täler des Perlenbaches und des Fuhrtsbaches wurden von den Eifeler Bauern schon im 12. Jahrhundert gerodet und anschließend als Heuwiesen genutzt. Etwa 300 Jahre später begannen die Menschen, die Wiesen im Frühling mithilfe so genannter „Flüxgräben“ durch das schwebstoffreiche Bachwasser zu düngen und somit fruchtbarer zu machen. Dabei wurde das Wasser aus den Bächen gestaut und in Gräben, die parallel zum Hang verliefen, umgeleitet. Noch heute kann man an einigen Stellen diese alten Flüxgräben sehen, aus denen man das Wasser im Frühjahr über die Wiesen fließen ließ. Ein gewollter Nebeneffekt war, dass die Wiesen im Frühling schneller auftauten und die Wachstumszeit der Pflanzen und Gräser früher begann.
Der Perlenbach bekam seinen Namen von der dort in alten Zeiten stark vertretenen Flussperlmuschel. Im 14. Jahrhundert wurde zum ersten Mal urkundlich erwähnt, dass es im Schwalmbach ein Perlmuschel-Vorkommen gibt. So haben die Menschen den Wasserlauf voller Stolz kurzerhand in Perlenbach umbenannt. Der Name Schwalm hat sich auf belgischer Seite für den Bach jedoch erhalten.
Die Landesherren, Fürsten des Herzogtums Jülich, hatten im 17. Jahrhundert ein „Perlen-Regal“ eingerichtet. Ihnen allein stand das Recht zu, über die wertvollen schwarzen Flußperlenmuscheln zu verfügen. Diese Perlenfischerei war jahrhundertelang somit ein ausschließliches Privileg der Landesherren. Sollte jemand dagegen verstoßen, so drohte ihm der Tod durch Erhängen. Noch heute erinnert der „Galgenberg“ daran, denn auf ihm haben wohl in früheren Zeiten Galgen zur Abschreckung gestanden.
Nach der Besetzung des Landes durch die napoleonischen Truppen wurde das „Perlen-Regal“ aufgehoben und in der Folge das Muschelvorkommen regelrecht geplündert. Noch im 19. Jahrhundert sind die Perlenmuscheln großflächig aus dem gesamten Bachlauf entnommen worden. Dadurch ging das Muschelaufkommen rapide zurück. Heute finden sich nur noch vereinzelt und an versteckten Stellen die seltenen Perlmuscheln.
Zu Beginn der 1950er Jahre, als sich die Heuernte für die Bauern in den Tälern nicht mehr lohnte, pflanzten sie dort Fichten an, die durch ihren schnellen Wuchs und die vielfachen Einsatzmöglichkeiten einen besseren wirtschaftlichen Ertrag versprachen. Doch mit den Fichten verschwand die Sonne auf dem Talboden. Die Dunkelheit – in Verbindung mit dem vielen Nadelstreu – ließ die wilden Narzissen und die vielen bunten Wiesenblumen nach und nach in den Tälern verschwinden. Erst ein sich wandelndes Bewusstsein der Menschen für die Schönheit und Besonderheit der Natur und die Bedeutung der Artenvielfalt führte ab Mitte der 1970er Jahre dazu, dass die Bachtäler von der NRW-Stiftung aufgekauft und unter Naturschutz gestellt wurden. Ab Ende der 1980er Jahre begann man, die Fichten nach und nach zu fällen, sodass das Sonnenlicht wieder bis zum Boden durchdringen konnte.
Heute hat sich die Narzissen-Population erholt und die Blüte am Perlenbach ist im Frühjahr zu einem absoluten Anziehungspunkt des Eifeltourismus geworden. Weitere Informationen: http://www.nrw-stiftung.de/projekte/projekt.php?pid=19
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