Eifel: Kreis Euskirchen/Düren: 76 Jahre ist es inzwischen her, dass in Deutschland die Synagogen brannten. Mehr als 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume, sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November zerstört. Jedes Jahr versammeln sich in der ganzen Bundesrepublik Menschen, um an die Pogromnacht zu erinnern.
In Mechernich wird an dem Gedenktag in diesem Jahr auch an die Opfer des Ersten Weltkrieges und an die von ganz aktuellen Kriegen betroffenen und bedrohten Menschen erinnert. „Millionen von Männern werden sich wechselseitig umbringen. Welcher Schmerz, welche Barbarei?!“ Mit diesen Worten prophezeite der französische Politiker Jean Jaures die Schrecken des Ersten Weltkrieges, der vor 100 Jahren ausbrechen sollte. Bis unmittelbar vor Beginn der Feindseligkeiten hatte er in Reden und Pressartikeln versucht, den Ausbruch dieses Krieges zu verhindern, hatte an die Vernunft der Regierenden appelliert und die Völker zum Widerstand aufgerufen. Vergebens. Den Kriegsausbruch erlebte Jean Jaures nicht mehr. Mit seinem mutigen Einsatz für den Frieden hatte er sich in nationalistischen Kreisen so verhasst gemacht, dass er am 30. Juli 1914 einem Attentat zum Opfer fiel. Nicht nur der Ausbruch des Ersten Weltkrieges jährt sich 2014 somit zum hundertsten Mal, sondern auch der Todestag Jaures.
Franz-Josef Kremer, der Motor der Gedenkfeiern an Krieg und Gewaltherrschaft am Mechernicher Bleiberg, eröffnete mit Jean Jaures Appellen seine Pressemitteilung zum diesjährigen Gedenkgang an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Die Veranstaltung beginnt am Sonntag, 9. November, um 15 Uhr am Gedenkstein für die jüdischen Mitbürger Mechernichs in der Rathergasse und endet nach etwa einer Stunde am Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Veranstalter sind die christlichen Kirchen und die weiterführenden Schulen der Stadt Mechernich.
In Euskirchen haben die weiterführenden Schulen ein Programm zusammengestellt und präsentieren dies im Casino in Euskirchen, Kaplan-Kellermann-Straße 1. Beginn ist um 17 Uhr. Anschließend ist ein gemeinsamer Gang zur Gedenkstätte der jüdischen Synagoge in die Annaturmstraße geplant, um dort der Opfer zu gedenken. Die Feier gestalten Diakon Werner Jacobs und der evangelische Pfarrer Gregor Weichsel.
Unter dem Motto „Ge(h)-Denken“ beginnt um 18.30 Uhr in Zülpich an dem Ort der ehemaligen Synagoge in der Normannengasse die Veranstaltung. Gemeinsam laden die Evangelische Kirchengemeinde und die Katholische Pfarreiengemeinschaft in Zusammenarbeit mit der Stadt Zülpich zur Gedenkstunde des Synagogenbrandes 1938 ein. Von der Normannengasse führt der Weg durch die Stadt, entlang der Juhlsgasse hin zur Landesburg und zur katholischen Kirche St. Peter. Auch hier gibt es kurze Impulse zum jüdischen Leben in Zülpich und zum Wirken des Pfarrers Karl von Lutzenberger. Der Weg führt weiter nach Marienborn, zur Stele, an der in Wort und Symbolik an die Deportation von geistig kranken Menschen 1942 erinnert wird. An den einzelnen Stationen werden Lieder aus Taizé gesungen.
Auch der Heimat- und Geschichtsverein Drove erinnert am 9. November ab 18 Uhr an die Schrecken der Progromnacht. Treffpunkt ist der Gedenkstein am ehemaligen Standort der Synagoge. Auf dem Weg zum Judenfriedhof weisen die Veranstalter auf die zahlreichen Häuser hin, in denen früher jüdische Gemeindemitglieder lebten und von dort vertrieben wurden.
Bis zum 11. November ist im Kreishaus Düren die Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ zu sehen. Auf 21 Tafeln informiert sie über Ideologie und Praxis des Neofaschismus und benennt Ursachen für die Ausbreitung rassistischen, nationalistischen und militaristischen Denkens und Handelns. Erstellt wurde die Schau von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN – BdA). Auf Initiative des „Dürener Bündnisses gegen Rechts“, namentlich Heiner Krüger, wird sie nun in Düren gezeigt.
„Wir im Kreis Düren tun gut daran, gegenüber Gefahren von rechts wachsam zu sein“, stellte Schirmherr Landrat Wolfgang Spelthahn bei der Ausstellungseröffnung auch mit Blick auf die totale Zerstörung von Düren und Jülich im Zweiten Weltkrieg fest. Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Kreishauses zugänglich.
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