Kreise, Kreis Euskirchen: Es war schon eine historische Stunde, als im Verwaltungsrat der Nordeifelwerkstätten (NEW) am Donnerstagabend Josef C. Rhiem den Vorsitz abgab. Seit Anfang der 1970er Jahre hat Rhiem die Geschicke der NEW nicht nur begleitet, sondern auch maßgeblich beeinflusst. Unter seiner Ägide wurde aus der einstigen „Werkstatt für Behinderte im Kreis Euskirchen“ mit Sitz in Ülpenich, die anfänglich 150 Werkstattplätze zählte, eine facettenreiche, überregional bekannte Unternehmensgruppe mit einem breiten Dienstleistungs- und Arbeitsangebot für Personen mit Handicap, in der heute insgesamt rund 1500 Menschen arbeiten. Rhiem erinnerte sich noch gut an die Zeit, da man in der Eifel Menschen mit Behinderung zwar in den Familien umsorgte, sie jedoch in der Öffentlichkeit versteckt hielt. In den vergangenen vierzig Jahren habe sich das fundamental geändert, und das nicht zuletzt durch die unermüdliche Arbeit der NEW, die Menschen mit Behinderung einen festen Platz im normalen Alltagsleben erstritten hätten.
„Rhiem war auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass im Jahre 1982 der langjährige Geschäftsführer Wilhelm Stein an Bord geholt wurde“, berichtete dessen Nachfolger im Amt, Georg Richerzhagen. Spätestens seit dieser Zeit sei es mit den NEW steil bergauf gegangen. „Gemeinsam haben Geschäftsleitung und Verwaltungsrat aus der einstigen kleinen Werkstatt für Behinderte eines der größten Unternehmen im Kreis Euskirchen werden lassen“, freute sich Richerzhagen, der hoffte, dass die gute und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Verwaltungsrat und Geschäftsführung auch in Zukunft weiter fortgesetzt werde.
„Anfänglich war unsere Arbeit vor allem durch finanzielle Probleme belastet“, erinnerte sich Rhiem. Doch man habe das Glück gehabt, dass die Räumlichkeiten für die erste Werkstatt in Dürscheven kostenfrei gewesen seien. „Von der Kernzelle in Ülpenich aus haben wir dann nach und nach den ganzen Kreis Euskirchen erobert“, berichtete er. Neue Standorte seien neben Ülpenich rasch hinzugekommen, ob in Zingsheim, in Kuchenheim und schließlich in Kall. Selbstverständlich, so erinnerte sich der gebürtige Zülpicher, habe es auch Rückschläge gegeben. Der Brand in der Werkstatt in Ülpenich sei eine solche dunkle Stunde gewesen, doch habe man sich in kürzester Zeit aus dieser Talsohle wieder herausgearbeitet. „Glücklicherweise waren wir damals hervorragend versichert“, sagte Rhiem und fügte hinzu: „Insgesamt bin ich sehr stolz darauf, fast ein halbes Jahrhundert lang bei den NEW zu sein und diese großartige Entwicklung bis heute miterleben zu dürfen.“
Rita Witt übernimmt
Besonders freute sich der scheidende Verwaltungsratsvorsitzende jedoch darüber, dass eine Frau seine Nachfolge antritt. „So etwas hätte es in den 1970er Jahren noch nicht gegeben“, sagte Rhiem. Und: „Ich bin mir sicher, dass wir mit Rita Witt den richtigen Griff getan haben. Seit vier Jahren gehört sie bereits zu unserem Gremium und hat seit dieser Zeit ihr großes Fachwissen kompetent und sehr verlässlich eingebracht.“ Die Sparkassenbetriebswirtin Rita Witt war viele Jahre lang Pressesprecherin sowie Direktorin des Vorstandsstabs der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) und auch Vorsitzende der beiden großen KSK-Stiftungen. Vor Kurzem ist sie in den Vorruhestand eingetreten und freut sich, jetzt noch mehr Zeit für das Ehrenamt bei den NEW zu haben. „Ich fühle mich hier sehr wertgeschätzt“, sagte die neue Verwaltungsratsvorsitzende, „und mir ist klar, dass ich in sehr große Fußstapfen trete.“ Gleichzeitig freute sich Witt darüber, dass Josef C. Rhiem dem Verwaltungsrat als Stellvertreter auch weiterhin erhalten bleibe und im Gremium weiterarbeite. „So bleibt uns seine Expertise erhalten“, sagte Witt. Eine der größten Herausforderungen der vergangenen vier Jahre sei die Suche nach einem neuen Geschäftsführer für Wilhelm Stein gewesen. Witt und Rhiem waren sich am Donnerstag einig darin, dass der Verwaltungsrat schließlich mit Georg Richerzhagen den richtigen Mann gefunden hatte.
„Schon jetzt zeigt sich, dass die neue Geschäftsführung sehr konstruktiv und verantwortungsvoll handelt“, so Rita Witt. Georg Richerzhagen und Wilfried Fiege hätten während der Corona-Pandemie, die die NEW vor große Probleme gestellt habe, einen kühlen Kopf bewiesen und dafür gesorgt, dass man relativ unbeschadet durch die Krise gegangen sei. [Eifeler Presse Agentur/epa]
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