Kreise, Kreis Euskirchen: Die Gemeinschaftsgrundschule Kall und die Hermann-Josef-Schule in Euskirchen sind jetzt „Rucksack-Schulen“. Die Anzahl der Schulen, die in diesem Programm des Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (Kobiz) mitwirken, erhöht sich dadurch im Kreis Euskirchen auf neun. Hinzu kommen neun Kindertagesstätten sowie drei Griffbereit-Gruppen (Krabbelgruppen).
Rucksack-Schule ist ein Programm zur alltagsintegrierten Förderung der Mehrsprachigkeit und der Elternbildung. Neben der deutschen Sprache liegt der Fokus auf den Herkunftssprachen der Familien. Dabei werden zwei Ziele verfolgt: Einerseits werden den teilnehmenden Eltern Wege aufgezeigt, wie sie die Schulzeit ihrer Kinder aktiv mitgestalten und unterstützen können, andererseits erhält die Schule ein Konzept zur diversitätsbewussten Öffnung.
Die am Programm teilnehmenden Eltern werden begleitet – und zwar von Schul- als auch von Elternseite. In Kall übernimmt die aus Syrien stammende Mutter Leyla Ali, deren Tochter die dritte Klasse besucht, die Aufgabe der Elternbegleiterin. Die aus Polen stammende Sozialpädagogin Klaudia Radecka unterstützt sie dabei als Kontaktlehrperson und hält sie über Unterrichtsinhalte und alle Schulbelange auf dem Laufenden. Gleichzeitig gibt sie Impulse der Elternbegleiterin an das Lehrerkollegium weiter.
Die Kaller Schulleiterin Marianne Rütt freut sich, „endlich ein Programm zu haben, das ein Bindeglied zwischen Schule und Elternhaus darstellt und eine echte Teilhabe ermöglicht.“ Das Programm passe perfekt zum Leitgedanken „Vielfalt ist unsere Stärke“ der zertifizierten „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Durch das Rucksack-Konzept, da ist sich Rütt sicher, wird die Elternbeteiligung ausgebaut: „Es geht hier nicht nur ums Kuchenbacken vor Festen, sondern das Mitwirken wird fest ins Schulleben integriert.“
Ähnlich sieht dies Julia Becker von der Herrmann-Josef-Schule in Euskirchen: „Wir freuen uns, dieses Projekt an unserer Schule mit zu begleiten. Wir wünschen uns, dass die Mehrsprachigkeit der Kinder gefördert wird und die Eltern in diesem Prozess unterstützt werden.“ Julia Becker begleitet das Programm als Kontaktlehrperson gemeinsam mit Tatjana Kowalewitsch, Elternbegleiterin an der Schule. Frau Kowalewitsch ist bereits seit mehreren Jahren als Elternbegleiterin in der Kita tätig und weiß, den Wert des Angebots für die Frauen zu schätzen: „Ich finde die Idee beim Rucksack-Programm super, dass die Frauen eigene soziale Kontakte außerhalb der Familie knüpfen können. In der Gruppe fühlen sie sich wohl und ernst genommen. Ich habe bereits viele Frauen erlebt, die durch Rucksack ermutigt worden sind, neue Dinge auszuprobieren und unbekannte Wege zu gehen.“Austausch per Videokonferenz
Das Kommunale Bildungs- und Integrationszentrum (KoBIZ) koordiniert für den Kreis Euskirchen das Programm, das Unterstützungs- und Beratungsfunktion für Familien bietet. 16 Elternbegleiterinnen sind zurzeit für den Kreis in den Programmen Rucksack-Schule, Kita und „griffbereit“ aktiv und begleiten insgesamt 21 Elterngruppen. Die Elternbegleiterinnen tauschen sich regelmäßig aus und werden von den Mitarbeiterinnen des KoBIZ qualifiziert und begleitet. Aufgrund der aktuellen Situation in der Pandemie finden diese Gespräche momentan per Videokonferenz statt. „Wir erarbeiten mit den Elternbegleiterinnen Möglichkeiten und Ideen, wie bestimmte Themen in den Elterngruppen umgesetzt werden und mit dem Schulalltag vernetzt werden können. Die Rucksack-Materialien bieten eine Menge grundlegender Arbeits-, Bastel- und Spielideen in vielen Sprachen“, so Ricarda Brecher, Mitarbeiterin beim KoBIZ.
Elternbegleiterinnen wie Leyla Ali oder Tatjana Kowalewitsch werden zum direkten Ansprechpartner für Kinder mit Migrationshintergrund und deren Eltern und unterstützen diese. Was genau in Kall geplant ist, wird derzeit noch erarbeitet. Klar ist: Losgehen soll es erst im kommenden Jahr, wenn die Grundschule in ihr neues Gebäude umgezogen ist. In der Hermann-Josef-Schule ist man hier schon einen Schritt weiter: Die Gruppe trifft sich bereits seit einigen Wochen in den Räumen der Schule.
Das Programm Rucksack hat viele positive Effekte, betont Ricarda Brecher. Für viele Frauen ist die Gruppe ein sozialer Anker außerhalb der Familien und stärkt die gesellschaftliche Teilhabe. Integration bedeute nicht nur, dass Kommunikation automatisch auf Deutsch stattfinde. „Auch die Herkunftssprache muss gepflegt werden, denn sie ist ebenso eine Bildungssprache“, so Brecher. Marianne Rütt verspricht sich einen echten Pluspunkt für die Grundschule Kall: „Neben dem kulturellen Austausch wird sich diese Art der Elternmitwirkung sicher in vielen schulischen Bereichen gewinnbringend auf unsere Schulgemeinde und unser Schulleben auswirken.“ [pp/Agentur ProfiPress mit Kreisverwaltung Euskirchen]
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