Adenau, Insul: Am Samstagabend, dem 6. Juni, weitete sich ein klarer blauer Himmel über der „Alten Schule“ in Insul. Gegen 19.00 Uhr strömten im grünen Ahrtal zahlreiche Besucher auf den Schulhof zum Open Air – Konzert. Strohballen und Bierbänke füllten sich schnell mit Menschen. Gespannt schauten sie auf eine Bühne, wo bunte Vogelmasken „Daniel Kahn and The Painted Bird“ erwarten ließen. Im Rahmen des 3. Klezmer-Festivals wurde diese Band vom Verein „OpenKlezmerScales e.V.“ engagiert. Der Verein widmet sich der Förderung und Bekanntmachung des Klezmer in der Eifel. Klezmer ist ursprünglich jüdische Fest-und Tanzmusik. Das schier unermüdliche Engagement der Vereinsvorsitzenden Doris Schmitten aus Insul hatte zur Realisierung des diesjährigen 3. Festivals geführt, wie Roswitha Dasch in ihrer Anmoderation enthusiastisch mitteilte. Dann stimmte die Insuler Blaskapelle mit Können und Verve auf. Unter frenetischem Applaus betraten nach dieser Kostprobe die vier Musiker von „Daniel Kahn and The Painted Bird“ die Bühne. Bandleader Daniel Kahn zog das Publikum sofort mit großem Charisma in seinen Bann. Mit ausdrucksvoller Stimme brachte er kämpferische Lieder des jüdischen Widerstands, Arbeiterlieder und Lieder mit sozial-kritischem Inhalt zu Gehör. Dazu wechselte der Singer-Songwriter mit Leichtigkeit und wie selbstverständlich die Musikinstrumente.
Vom Akkorden über die Gitarre zum Banjo, zur Mundharmonika und einer Ukulele in Form einer Zigarrenkiste. Kein Zweifel, hier hatte man einen Vollblutmusiker, einen Rebellen und Poeten vor sich. Mit dem Lied „Sunday after the war“ nahm er Bezug auf die aktuelle Lage in der Ukraine. Der anwesenden 93-jährigen Fanja Branzowskaja – sie ist eine der wenigen Überlebenden des Wilnaer Ghettos – wurde ein Partisanenlied gewidmet. Bei „Yosl Ber“, einem zynischem Patriotenlied, fiel das Publikum in den Refrain ein und ließ den Schulhof vielstimmig erschallen. Die Liedtexte in englisch, jiddisch und deutsch stammten von Mordechai Gebirtig, Avram Sutzkever, Franz-Josef Degenhard, Avrom Reisen und Daniel Kahn. Die Stücke waren eine Mischung aus Klezmer, Punk und Folk. Auch die leisen Töne gerieten authentisch und sicher. Mit Michael Tuttle am Bass und Hampus Melin am Schlagzeug lieferten zwei Musiker der Extraklasse ein Fundament voll Sensibilität und Ausdruck. Der Violinist Jake Shulman-Ment berührte mit dem Klang seiner Geige die Seele und verzauberte seine Zuhörer derart, dass er ein Solo geben musste. Nach anderthalb Stunden ohne Pause hatten die Zuschauer noch lange nicht genug. Erst nach mehreren Zugaben durfte „Daniel Kahn and The Painted Bird“ die Bühne freigeben für weitere Live-Musiker des diesjährigen Klezmerfestivals. Man räumte Strohballen und Bänke zum Tanz beiseite und gab sich den Rhythmen der Klezmermusik hin. Unzählige Ballon-Lampions voller Lichtpunkte und Papierlaternen beleuchteten stimmungsvoll den Schulhof. Diese Illumination der Jugendgruppe Mayschoss rundete ein gelungenes Konzert und Tanzfest ab, das für Viele bis in die frühen Morgenstunden dauerte.
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