Heimbach: „Außergewöhnliche Situationen verlangen außergewöhnliche Lösungen“, führte Dr. Hans-Joachim Güttler, Vorsitzender des Arbeitskreises „Spannungen“, in die virtuelle Pressekonferenz zum diesjährigen Kammermusik-Festival in Heimbach ein. Wagemutig habe man im vergangenen Jahr angekündigt, die Konzertwoche finde 2021 wieder statt, nachdem 2020 das musikalische Highlight an der Rur pandemiebedingt ausfallen musste.
Aus Sorge um die Gesundheit der Besucher und Musiker habe man sich dieses Jahr nach vielen Verhandlungen jedoch entschlossen, die Konzertabende vom 20. bis 27. Juni hinter verschlossenen Türen des Heimbacher Jugendstil-Kraftwerks einzuspielen und Musikbegeisterte per Streaming weltweit teilhaben zu lassen. „Wir wollen unbedingt spielen“, beschreibt Festival-Initiator Lars Vogt die Begeisterung seiner Musikerkollegen.
Als Hauptsponsor neben Westenergie wird RWE das Heimbacher Wasserkraftwerk wieder als Konzerthalle zur Verfügung stellen, das die Zuschauer dann zumindest virtuell besuchen können. Lars Vogt brennt für dieses herausragende Musik-Event. Seit Jahrzehnten ist der 50-Jährige mit Leib und Seele dabei – auch dieses Jahr, obwohl er im März die Mitteilung bekam, er sei an Krebs erkrankt.
Dieses Jahr wird Franz Schubert mit seinen Kompositionen im Mittelpunkt stehen – umrahmt von Kompositionen neuerer und neuester Prägung, die sich alle wiederum auf Franz Schubert besinnen. Es besteht wie bei Schubert stets eine Sehnsucht nach der Normalität in einer aktuellen Weltlage, die etwas „aus der Zeit gefallen“ zu sein scheint. „Fallen out of Time“ ist auch die diesjährige Auftragskomposition von Thomas Larcher betitelt, mit der Lars Vogt am 20. Juni die virtuelle Konzertreihe beginnen wird. Dieses Motto findet sich auch mit Widmung an Lars Vogt auf dem Veranstaltungsflyer wieder.
„Wir bedauern, dass es dieses Jahr keine öffentlichen Proben geben kann, aber wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein.“ Auch das Erfolgsmodell „Rhapsody in School“, in dem renommierte Festival-Musiker Schulkindern der Region klassische Musik nahebringen, muss dieses Jahr ausfallen.
Musikinteressierte Lehrer könnten aber auf die aufgezeichneten und gestreamten Mitschnitte der Konzertabende zurückgreifen. Diese stehen während der Festivalwoche jeweils 24 Stunden online zur Verfügung, damit sie rund um die Welt begeistern. „Schließlich soll man für unsere Konzerte nicht morgens um vier aufstehen müssen“, meinte Lars Vogt lachend.
Erstmals ein Kammermusik-Festival im Heimbacher Jugendstil-Kraftwerk ohne Publikum durchzuführen, ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Es fehlt die Spannung im Raum, die emotionale Begeisterung der Gäste und vor allem auch die Eintrittsgelder. „Wir versuchen, den Bestand des Festivals aus eigener Kraft stemmen zu können“, führt Dr. Güttler aus, „doch die Hälfte des Gesamtbudget geht verloren.“ Hier hoffen die Organisatoren auf weitere Unterstützung von möglichen Sponsoren.
Coronabedingt musste das Team der Musiker auf 17 Personen reduziert werden, denn nicht jeder konnte aus seinem Heimatland ohne Weiteres ausreisen. Das erinnere momentan an die Anfänge von „Spannungen“, blickt Lars Vogt fast ein Vierteljahrhundert zurück. Um Ansteckungen zu vermeiden, werden die Musiker jeweils in ihrer Unterkunft, der Heimbacher „Klostermühle“, und im Kraftwerk einem Corona-Schnelltest unterzogen.
Die umfassenden Einschränkungen sehen die Organisatoren aber auch als Chance: Da die Live-Mitschnitte des Deutschlandfunks direkt im Netz abzurufen sind, erhoffen sich Macher und Musiker, noch mehr interessierte Zuhörer zu erreichen. Direktübertragung der Konzerte sind im Internet in der Reihe „Unsere Mikros, Ihre Konzerte https://www.deutschlandfunkkultur.de zu hören. „Dieses Jahr bringen wir die „Spannungen“-Atmosphäre in Häuser und Wohnungen“, hebt Güttler hervor.
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