Euskirchen, Stotzheim: Es donnert und grollt, dunkle Wolken künden vom baldigen Regen, der Wind weht um die Häuserecken – ein Wetter, bei dem die meisten sich wohl am liebsten auf das Sofa kuscheln und froh sind, ein festes Dach über dem Kopf zu haben. Nicht so Wanja Wiese und Tristan Driesen, denn sie sind „Gewitterjäger“, so genannte stormchaser, und bei ihnen steigt der Adrenalinpegel, wenn die Wettervorhersage Blitz und Donner verkündet.
Für einen lauen Sommertag haben sie eher ein müdes Lächeln übrig: Hoch aufgetürmte, bedrohlich wirkende Wolken sind es, die sie lieben. Die Augen der 28-Jährigen leuchten, wenn sie von ihrem ungewöhnlichen Hobby berichten. Die Optik von Wolken sei interessant und auch das Bedrohliche, erklärt Tristan Driesen die Faszination, die für ihn von Extremwetterlagen ausgeht. Die beiden sind allerdings nicht wagemutig – sie kennen genau die Gefahren, die von einem Gewitter ausgehen und vor Blitzen haben sie größten Respekt. „Wir wollen nicht mitten im Unwetter stehen, wir wollen fotografieren“, betont Wiese. Doch wenn die Wetterberichte eine Schlechtwetterfront vorhersagen, zieht es sie hinaus. Bewaffnet sind sie mit Fotoapparat und Videokamera – immer auf der Suche nach ausdrucksstarken Fotos.Ab und zu genießen selbst die beiden stromchaser warmes Sommer- und Badewetter, doch ihr Herz schlägt für das Gewitter. Tristan Driesen hat sich schon als Kind für das Wetter interessiert, hat während des Abiturs in einer Wetter-AG Daten gesammelt und gerne Unwetter angeguckt. Wanja Wiese hatte als Kind sogar Angst vor Gewittern, doch sein Großvater hat ihn langsam an das Thema herangeführt und heute ist er ein begeisterter „Gewitterjäger“. „Vom Anfang bis Ende ist ein Gewitter wie ein Gemälde“, beschreibt der 28-Jährige seine Gefühle, wenn es donnert und blitzt und andere Menschen sich am liebsten verkriechen.
Sie sind nicht die einzigen „Gewitterjäger“ in Deutschland. Es hat sich inzwischen eine recht große Gemeinschaft gebildet und Driesen und Wiese engagieren sich im Stormchasing-Team Harz Heide. Fünf Mitglieder umfasst die Gruppe zur Zeit und in der Gewittersaison – von Mai bis Ende August – verfolgen sie regelmäßig die Vorhersagen der Wetterdienste. Wenn sich dann etwas zusammenbraut und sie auch noch freie Tage haben, dann machen sie sich auf den Weg und setzen sich ins Auto, um dem Gewitter zu folgen. Fünf bis drei Tage im Voraus lässt sich die Wetterlage einigermaßen absehen, ganz konkret wird es jedoch erst einen Tag vorher. Da braucht es nette Kollegen und verständnisvolle Chefs, die auch kurzfristig Urlaub genehmigen. Beide arbeiten bei der Bundeswehr in Euskirchen, haben in ihren Arbeitsbereichen zumindest ein wenig mit Wetter zu tun und stoßen dort durchaus auf Verständnis für ihr ungewöhnliches Hobby. Ihre Fahrten haben sie schon durch ganz Deutschland geführt, aber wenn ein schönes Gewitter über Polen hängt, dann nehmen sie auch diese weiten Fahrten auf sich. Belgien und die Niederlande sind dann vergleichsweise nah für die beiden stormchaser.
Beide sind auch bei dem Verein Skywarn aktiv. Die meteorologisch geschulten Mitglieder beobachten und melden Unwetter. Diese Meldungen helfen, die Unwetterwarnungen der Wetterdienste zu präzisieren. „Wir sind das Auge vor Ort“, beschreibt Wiese diese Tätigkeit. Sie können das Unwetter genau lokalisieren, die Schwere melden und ob es zwei oder vier Zentimeter dicke Hagelkörner seien – für die Bewohner einer betroffenen Region wichtige Informationen.
Für Tristan Driesen und Wanja Wiese geht die lange Wartezeit im Winter ohne Unwetter langsam zu Ende. Sie schauen sehnsüchtig auf die Wetterberichte und hoffen auf richtig schlechtes Wetter. Dann geht es wieder los – das stormchasen.
Wer mehr Bilder und auch Videos sehen möchte, kann die Aktivitäten der stormchaser auf www.facebook.com/StormchasingteamHarzHeide verfolgen.
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