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Mitglieder der Heimbacher Handarbeitsgruppe fertigen "Schläfsäckchen" für "Stillgeborene". [Foto: ush]

Ein gestrickter letzter Gruß

Heimbach: In dem Licht durchfluteten Raum der evangelischen Kirche in Heimbach herrscht Gemütlichkeit: Kuchen steht auf dem Tisch, Kaffeetassen sind gefüllt, letzte Tomaten aus Heimbacher Gärten laden zum Naschen ein. Es wird angeregt geplaudert.

Abseits auf einem Tisch liegen bunte Strickereien. Und nur wer ganz genau hinschaut, entdeckt Sonderbares: Die Wollteile sind winzig klein und wie Schlafsäcke mit Kapuzen geformt. „Ja, das sind tatsächlich solche Säckchen“, sagt Karin Breuer, die Leiterin der Handarbeitsgruppe der „Jungen Alten.“ „Allerdings haben sie einen traurigen Hintergrund. Sie sind so klein, weil wir sie für Babys stricken, die zu früh zur Welt gekommen sind und nicht lebensfähig waren.“

„Stillgeborene“ werden solche Säuglinge genannt. Ein melancholisch stimmendes Wort, das ein Drama umschreibt: Die winzigen Körper sind voll ausgebildet, und doch konnten sie den Weg ins Leben nicht finden. Die Eltern müssen Abschied nehmen. Damit ihnen das leichter fällt, werden sie im Kölner Severinsklösterchen sorgfältig gewogen und gemessen, es wird ein Fußabdruck gemacht und ein Erinnerungsfoto. Dann legen die Schwestern den toten Säugling in ein sogenanntes „Moses-Körbchen“ und geben den Eltern Gelegenheit, sich von ihrem Kind, das nicht bei ihnen bleiben konnte, zu verabschieden.

„Für diese Stunden stricken wir die kleinen Schlafsäcke“, sagt Karin Breuer. „Die Mütter haben das Bedürfnis, ihre Kinder warm anzuziehen. Sie sollen nicht frieren. Die farbenfrohen Säckchen geben ihnen das Gefühl, ihren Kleinen Geborgenheit und etwas kuschelig Warmes schenken zu können – auch über den Tod hinaus.“

Sabine Witte, eine Krankenschwester des Serverinsklösterchens, hatte ihre Mutter Adelheid Blodau als Mitglied der Handarbeitsgruppe auf den Bedarf an Schlafsäckchen aufmerksam gemacht. Der Hintergrund: Diese Arbeiten können nicht gekauft werden. Das Klösterchen ist auf Strickerinnen angewiesen. Und in Heimbach fanden sich sofort drei Frauen bereit, diese Arbeit zu übernehmen. „In Gedanken sind wir strickend bei den Kindern“, sagt Karin Breuer. „Ich hoffe, damit kann ich viele gute Wünsche weitergeben und auch Hoffnung für die Eltern.“ Allerdings gibt sie zu, dass es nicht immer einfach ist. Dies bestätigt auch Adelheid Blodau: „An manchen Tagen kann ich das nicht. Dann denke ich, ich stricke etwas, das unter die Erde kommt. Dann ist es besser, wenn ich erst einmal aufhöre und später mit guten Gedanken weitermache.“

Mittlerweile hat sich noch eine vierte Strickerin dem engagierten Team angeschlossen und vom Krankenhaus gab es einen anrührenden Dankesbrief. Zudem wurde Geld gespendet, um Wolle für weitere Schlafsäckchen kaufen zu können.

Besondere Freude macht den Strickerinnen die Arbeit an den sogenannten Andenken-Ornamenten, meist in Form von Herzen, Blumen oder Schmetterlingen. Sie werden in zweifacher Ausführung gestrickt, und das hat seinen Grund: Eines baumelt später an dem Schlafsäckchen des toten Kindes, das andere bekommt die Mutter – mit dem Namen ihres Babys bestickt, als Erinnerung. [ush]

19.11.2015LebenHeimbach0 Kommentare Gast Autor

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