Heimbach: Eine Mischung aus Vorfreude und Lampenfieber liegt in der Luft. Robert Feicke hält tapfer den Atem an, während seine Haare gegen den Strich gebürstet und mit einer kräftigen Brise Haarspray fixiert werden. Auch Liesel Kulina, die bereits in der Rolle der patenten Bäuerin in Overall und Gummistiefeln durch die Garderobe stapft, muss nochmals in die Maske. Wenige Haarklammern später sitzt ihre dunkelhaarige Perücke perfekt. Und während Spielleiter Richard Boje oben auf der Bühne letzte Korrekturen an den Kulissen vornimmt, berät Sofia Heinen mit ihren Schauspielkollegen, welche Schuhe am besten zu ihrer Rolle passen. Denn besonders auf der Bühne gilt: „Kleider machen Leute“.
Nach monatelanger Vorbereitung ist bei der Theatergruppe „Akkutaresse“ die erste Kostümprobe angesetzt. In Kostüm und Maske wachsen die – bis dahin einzeln geprobten – Szenen zu einem amüsanten Theaterstück zusammen und der Titel der Komödie wird Programm: „Alles bestens geregelt“.
Seit neun Jahren bringt die Heimbacher Laienspielgruppe unterhaltsame Stücke auf die Bühne. „Waren es früher noch einzelne Sketche, spielen wir mittlerweile ganze Theaterabende“, erklärt Initiatorin Gerda Marie Jung. Mal bringt sie als „Klatschtante Emma“, dann als „Onkel Theo“ die Zuschauer zum Lachen. Diesmal wirbelt sie als resoluter Putzteufel über die Bretter, die die Welt bedeuten. Schräg, witzig und immer mit einer gehörigen Portion Lokal-Kolorit. „Sobald das Stück ausgewählt ist, kann jeder seine eigenen, regionalen Ideen mit einfließen lassen“, erzählt Gerda Boje. Und so bekommt jeder sein Fett weg: Aufmüpfige Senioren, kniestige Nachbarn und verwirrte Feriengäste, die zwar den Eifeler Nationalpark erkunden wollen, doch statt der Wanderkarte einen Schnittmusterbogen mit gestrichelten Linien in der Hand halten. Kein Wunder, dass die sich verlaufen!
Manchmal wird auch Gerda Boje, die als Souffleuse den Laiendarstellern bei einem Text-Hänger notfalls das passende Stichwort einflüstert, von der Dynamik auf der Bühne überrollt. So gab es bereits Aufführungen, in denen die Protagonisten spontan auf der Bühne heiraten, obwohl dieser Schritt im Textbuch gar nicht vorgesehen war.
Wie viele Kleinigkeiten bis zu einer gelungenen Premiere berücksichtigt werden müssen, wird schon im ersten Akt deutlich. Bei einer Frühstücks-Szene geht der Griff ins Leere. Der Einwurf „Das Messer liegt an der falschen Stelle!“ wird sofort von den Requisiteuren notiert, damit das nicht noch mal passiert.
Ein Versprecher sorgte vor Jahren übrigens für den Namen der agilen Gruppe: Ein Ensemblemitglied verhaspelte sich während der Proben ständig beim Wort „Akkuratesse“. Heraus kam immer „Akkutaresse“. Dieser Zungenbrecher ist mittlerweile Synonym für liebenswerte Unterhaltung. „So schnell wie in diesem Jahr, waren die Karten für die drei Aufführungen an diesem Wochenende noch nie weg“, freute sich das Ensemble vor der ersten Durchlaufprobe und hielt an einer lieb gewonnenen Tradition fest: Bevor es auf die Bühne geht, prosteten sich die Laienschauspieler mit einem Gläschen Mariawalder Klosterlikör zu. Gestiftet von ihrem Fanclub. Nähere Informationen über den aktiven Verein finden sich unter www.akkutaresse.de
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