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Beate Flaig weiß, wovon sie spricht, wenn sie Menschen mit Behinderung bei der Arbeitssuche hilft – sie ist selbst stark sehbehindert. [Foto: pg]

Trotz Behinderung einen Job finden – die Arbeitsagentur hilft

Kreise, Kreis Euskirchen: Bei 94 Prozent der Menschen mit einem Handicap entstand dieses durch eine Krankheit oder Unfall, nur rund drei Prozent der Behinderungen sind angeboren. Es kann also jeden treffen. Umso wichtiger ist es, zu zeigen, dass auch mit einer Behinderung ein Job gefunden werden kann. Jährlich zum Tag der behinderten Menschen Anfang Dezember macht die Agentur für Arbeit aufmerksam auf die Gruppe von Arbeitnehmern, die es schwer hat, einen Job zu finden aber häufig hoch qualifiziert ist: Menschen mit einem Handicap. „Barrierefreiheit beginnt im Kopf“, betont Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Brühl.

Um die „Barrieren“ im Kopf abzubauen ist unter anderem Beate Flaig zuständig, denn sie ist im Jobcenter EU-aktiv die Spezialistin in der Beratungsarbeit, wenn es darum geht, Menschen mit einer Behinderung zu vermitteln. Sie weiß genau, wovon sie spricht, denn die studierte Sozialarbeiterin ist selbst stark sehbehindert und kann nur mit Hilfsmitteln ihre Arbeit erledigen: Die Zeichen und Buchstaben ihrer Tastatur sind besonders groß und kontrastreicher als normal, die Programme und Symbole auf ihrem Bildschirm sind ihrem eingeschränkten Sehvermögen angepasst und sie hat ein spezielles Lesegerät, außerdem steht ihr mehrmals in der Woche eine Lese-Assistenz zur Verfügung – die Mitarbeiterin liest Beate Flaig dann längere Texte vor, die sie selber aufgrund ihrer Sehbehinderung schlecht lesen kann. Die Krankheit kam plötzlich – sie befand sich gerade in Elternzeit – und fast hätte sie ihr Augenlicht komplett verloren. Arbeiten kann sie aber trotzdem, und als sie nach ihrer Reha wieder ins Berufsleben einsteigen wollte, war Beate Flaig völlig überrascht, das dies nicht so einfach war. „Dies hat mich zunächst frustriert“, gibt Beate Flaig zu. Doch sie gab nicht auf, bewarb sich erfolgreich beim Jobcenter und berät nun Arbeitslose mit einer Behinderung.

„Wer könnte diese Personengruppe besser beraten als sie?“ meint Jürgen Reckers, Bereichsleiter im Jobcenter EU-aktiv. Viele Kunden müsse sie erst wieder aufbauen, bevor die Beratung beginnen könne. „Es ist wichtig, dass nicht nur ich an mich glaube sondern auch andere“, ist sich die Beraterin sicher und spiegelt den Menschen ihre Fähigkeiten. Denn viele behinderte Arbeitnehmer sind sehr wohl in der Lage, einen Vollzeitjob auszufüllen. „Wir als Arbeitsagentur sind in der Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen“, ist Recker überzeugt. Für die Betriebe sind die Hürden geringer als vielleicht vermutet, denn in der heutigen Zeit stehen viele technische Unterstützungen zur Verfügung. Arbeitgeber bräuchten für diese Hilfsmittel oder Assistenzen nichts zu zahlen, versichert Michael Haußmann von der Arbeitsagentur Brühl. Zudem gäbe es noch verschiedene finanzielle Förderungen, wie beispielsweise Eingliederungsförderungen und die Bürokratie sei in solchen Fällen sehr niedrig. Voraussetzung ist jedoch, dass Menschen mit einer Schwerbehinderung sich vorher arbeitslos gemeldet haben. Einfach ist es für viele behinderte Menschen jedoch nicht, trotz aller Unterstützung. Jeder zweite aus dieser Personengruppe ist langzeitarbeitslos. Doch für die Betriebe seien diese Menschen eine große Bereicherung, sie seien oft sehr gut qualifiziert und zeichneten sich durch eine hohe Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber aus, erklärt Recker.

Ziel der Arbeitsagentur ist es, die Quote der Langzeitarbeitslosen deutlich zu verringern. In den vergangenen Jahren habe sich schon viel verbessert, doch es gehe noch mehr, ist Imkamp überzeugt. Dafür müssten allerdings noch einige Barrieren in den Köpfen eingerissen werden, damit Menschen mit einer Behinderung als das angesehen werden, was sie sind: qualifizierte Menschen, die gerne arbeiten und leistungsfähig sind.

Ende 2015 besaßen im Kreis Euskirchen rund 17.907 Einwohner einen anerkannten Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent. Dies entspricht einem Anteil an der Gesamtkreisbevölkerung von 9,4 Prozent. Betriebe mit 20 Mitarbeitern und mehr sind gesetzlich verpflichtet, mindestens fünf Prozent dieser Stellen mit Behinderten zu besetzen, tun sie dies nicht, müssen sie eine Abgabe zahlen. Im Kreis Euskirchen hat die Beschäftigung dieser Personengruppe in den letzten Jahren stetig zugenommen, 2016 wurden 1.838 schwerbehinderte Beschäftigte registriert (1 Prozent mehr als im Vorjahr). Die Besetzungsquote betrug damit 4,77 Prozent. Unternehmer, die einen Menschen mit Handicap einstellen möchten, erhalten unter der Servicenummer 0800 5 5555 20 entsprechende Informationen und werden beraten.
14.12.2018LebenKreise, Kreis Euskirchen0 Kommentare pg

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