Kreuzau, Drove: Die Geschichte seines Geburtsortes hat Karl-Josef Nolden (81) verinnerlicht. Schon als Schüler interessierte er sich für die Jahrtausende alte Historie der Region und voller Ungeduld wartete er als kleiner Junge jede Woche auf die neueste Ausgabe der Kirchenzeitung. “Nicht wegen der Gottesdiensttermine“, merkt er schmunzelnd an. Er fieberte den dort abgedruckten, alten Berichten über das Dorf Drove entgegen. „Wir hatten damals einen rührigen, eifrigen Pastor. Johannes Kreitz stöberte in sämtlichen Archiven, um die Geschichte des Ortes aufzuarbeiten. In der wöchentlichen Kirchenzeitung veröffentlichte er dann seine spannenden Recherchen und ich fragte mich jedes Mal voller Vorfreude, was er wohl diesmal herausgefunden hat.“
Diese Kindheitserinnerungen und seine persönlichen Erfahrungen im zweiten Weltkrieg haben Karl-Josef Nolden geprägt. Nun – Jahrzehnte später – hat er selbst die Funktion eines Archivars inne. Als Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Drove e.V. gibt er – gemeinsam mit Klaus Schnitzler – einmal im Monat die „Geschichtsblätter“ heraus – geballte Informationen über die Ortschaften Drove, Boich und Thum. Über 70 Mal sind die Schriften über die Vergangenheit der Dörfer schon erschienen. Im unregelmäßigen Turnus folgen knapp 100-seitige Dokumentationsbände. „Die Leute stürzen sich darauf“, freut sich Nolden über das rege Geschichtsinteresse in der Region. Und mit 230 Mitgliedern ist sein Verein einer der größten im Umland.
Mit seiner Begeisterung für die lokale Geschichte hat Nolden, der wegen seines profunden Wissens oft als „wandelndes Lexikon“ bezeichnet wird, schon die Jugend angesteckt. Im Redaktionsteam des Geschichtsvereins arbeiten nun auch der 14-jährige Tom Wollbrandt aus Boich und der 19-jährige Fabian Boltersdorf aus Leversbach mit. Momentan recherchieren die Beiden für eine Chronik ihrer Heimatorte. Toms Aufgabe ist es, die historischen, denkmalgeschützten Bauten in Boich fotografisch zu dokumentieren. Zudem will er die Märchen und Mythen der Region erforschen, denn „Ein Quäntchen Wahrheit ist immer dran“, weiß der junge Forscher.
Fabian Bolterdorf hat sich schon mit neun Jahren der Geschichte verschrieben. „In einer Kiste fand ich damals ein altes Fotoalbum und das Stammbuch meines Opas. Damit fing alles an.“ Mittlerweile ist das deutsche Kaiserreich von 1871 bis 1918 sein Spezialgebiet. Für die geplante Leversbach-Chronik erforscht Fabian, der zurzeit eine Ausbildung zum Kupferschmied absolviert, welche Familie wann, wo in welchen Häusern gelebt hat. Bei seinen Recherchen stieß er auf alte Berichte über Agnes Schröder, die 1772 ihren Mann Johann Peter Hassert vergiftete. Ihr wurde in Drove der Prozess gemacht, doch niemand weiß, wie das Urteil ausfiel – die damaligen Aufzeichnungen sind verloren gegangen. Nun setzt Fabian Boltersdorf seinen ganzen Spürsinn ein, um das Schicksal der Leversbacher Giftmörderin zu ergründen.
Neben seiner Hilfestellung für die Nachwuchsforscher versucht Karl-Josef Nolden weiterhin in persönlichen Gesprächen mit Zeitzeugen, die Erinnerungen an vergangene Zeiten wachzuhalten. Besonders bei Todesfällen appelliert er an die Hinterbliebenen, alte Fotos, Unterlagen oder Zeitungsartikel nicht achtlos wegzuwerfen. „Es ist unbeschreiblich, was in verstaubten Schuhkartons auf Dachböden herumliegt.“ Und immer, wenn andere Menschen meinen, der „alte Kram“ muss weg, ist er zur Stelle. „Wäschekörbeweise habe ich alte Unterlagen und Dokumente gerettet“, erzählt Karl-Josef Nolden. Darunter auch eine Liste der Drover Firmlinge seit dem Jahr 1776. Die letzte Eintragung darauf stammt aus dem Jahr 1942. „Auf dem Dokument habe ich auch meinen eigenen Namen gefunden“, freut sich der pensionierte Deutsch-, Geschichts- und Geografielehrer.
Nähere Informationen zum Heimat- und Geschichtsverein Drove e.V. erteilt Karl-Josef Nolden unter der Telefonnummer: 02422 – 6699
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