Mechernich, Firmenich: Es war wie eine verspätete Weihnachtsbescherung, als kürzlich Vertreter von insgesamt zehn hilfreichen Institutionen im Kindergarten „Bleibachzwerge“ in Mechernich-Firmenich zusammensaßen. An fünf Institutionen sollten insgesamt 8.700 Euro verteilt werden, während weitere Einrichtungen sich vorstellen und sich bereits auf die nächste „Bescherung“ freuen durften. Der „Weihnachtsmann“ ist dabei kein Einzelkämpfer, sondern besteht aktuell aus 3.300 Kunden der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), wie deren Vorstandsvorsitzender Udo Becker berichtete: „Bei den Teilnehmern von »GiroCents« buchen wir zum Monatsende die Nachkommastellen auf dem Girokonto ab, also zwischen einem und 99 Cent, im Schnitt also 50 Cent.“ Dieses Geld wird über ein halbes Jahr gesammelt und dann zu 100 Prozent an Institutionen weitergegeben. Becker: „Wer wie viel Geld bekommt, bestimmen die Kunden monatlich durch eine Online-Abstimmung selbst – einsehbar im Internet und damit völlig transparent.“ Allein im vergangenen halben Jahr seien 500 neue „GiroCents“-Teilnehmer hinzugekommen. „Bei 50.000 Kunden gibt es da allerdings noch großes Potential“, sagte Becker augenzwinkernd.
Im Gemünder „KunstForumEifel“ finden das gesamte Jahr über Ausstellungen statt, so dass jährlich etwa 11.000 Werke von über 1.000 Künstlern zu sehen sind. Bei der aktuellen Runde von „GiroCents“ kam das „KunstForumEifel“ auf 10,45 Prozent der Stimmen und hätte somit rechnerisch 867,50 Euro bekommen. Udo Becker ist aber kein Freund von krummen Summen und sagte: „Wir haben das mal kaufmännisch auf 1.000 Euro gerundet!“ Den Rest legte die KSK drauf, so Becker: „Wir haben ja drei verschiedene Töpfe, um im Kreis zu helfen: Neben dem Kundenprogramm »GiroCents« sind das unsere beiden Stiftungen für kulturelle, sportliche und soziale Zwecke, bei denen ein Kuratorium aus Kreissparkasse und Kreispolitik über die Anträge entscheidet, sowie Erträge aus dem PS-Sparen, deren Weitergabe dem KSK-Vorstand obliegt.“ Jährlich werden so rund 600.000 Euro im gesamten Kreisgebiet verteilt.
Platz vier belegte die Bürgerstiftung Bad Münstereifel mit 12 Prozent der Stimmen. Die aufgerundeten 1.100 Euro sollen für den Kulturfond der Stiftung, die bereits mit Hilfe der KSK aufgebaut wurde, verwendet werden. Dadurch sollen weitere Projekte wie Open-Air-Kunst im Kur-Wäldchen und der Fabrik Greven oder das „Kulturleuchten“, dessen künstlerische Beleuchtung der Kurstadt über 1.000 Besucher anzog, finanziert werden. 1.200 Euro gab es für die Musikschule Erft-Swist für 13,42 Prozent der Stimmen. Das Musikschulteam will besonders junge Menschen fördern – die haben aber nicht immer das Geld für teure Instrumente, so dass mit der Spende weitere Leihinstrumente angeschafft werden sollen. Über 1.900 Euro konnten sich die „Bleibachzwerge“ freuen. Der Förderverein der AWO-Kindertagesstätte in Firmenich will damit ein musikalisches Projekt weiter fördern: Alle „Pänz“ ab zwei Jahre bekommen durch externe Musikschullehrerinnen musikalische Früherziehung. Satte 3.500 Euro bekam der Förderverein für die Integrative Kindertagesstätte Zingsheim, die das Geld in Bewegung stecken will: Da durch den hohen Medienkonsum der Kinder das Bewegen oft zu kurz komme, sollen weitere Geräte zur psychomotorischen Förderung angeschafft werden.
Damit bekamen die nächsten Empfänger schon einen Vorgeschmack auf den kommenden Spendensegen in sechs Monaten. Der Deutsche Kinderschutzbund Ortsverband Bad Münstereifel will damit sein umfangreiches Kinderkulturprogramm stützen: Vier Veranstaltungen im Monat werden regelmäßig im „Städtchen“ angeboten. Ob Experimentieren und Basteln im Apothekenmuseum, Lesung in der Bücherei, Kinderfilm im Rathaus oder Kindertheater im Seniorenzentrum Otterbach, das gesamte Jahr über soll Kindern kostenlos oder gegen geringes Entgelt lehrreiche Unterhaltung geboten werden. Der Förderverein für tumor- und leukämiekranke Kinder Blankenheimerdorf kümmert sich um die Belange von krebskranken Kindern und ihren Eltern. Ob spezielle medizinische Geräte für Kinder, deren Anschaffungskosten gewöhnlich im fünfstelligen Bereich liegen, Ambulanzschwestern, um Kindern und Eltern zumindest teilweise den Weg ins Krankenhaus zu ersparen, oder weitere Hilfeleistung: sowohl im Kreisgebiet als auch in den umliegenden Spezialkliniken in Köln und St. Augustin und im Kinderhospiz hilft der Verein, um Not zu lindern. Seit Jahren greift die KSK mit ihren Stiftungen den Helfern unter die Arme.
Der Förderverein DRK-Kita-Kirchtal Vernich möchte mit der „GiroCents“-Summe ein musikalisches Projekt á la „Stomp“ angehen: Dabei werden Alltagsgegenstände wie Besen und Mülltonnen genutzt, um in einer Mischung aus Theater und Konzert Rhythmus mit Bewegung zu ermöglichen. Das von einer professionellen Musikerin aus Köln geleitete Projekt soll seinen Abschluss in einem Auftritt vor den Eltern finden.
Der Reit- und Voltigierverein Erfthorst in Bad Münstereifel hat sich mittlerweile vollständig dem Voltigieren, also „dem Turnen hoch zu Ross“, verschrieben. Bei dem Teamsport wird gruppenweise trainiert, ein bis drei Personen vollführen dann kleinere bis größere Kunststücke auf dem Pferderücken, von breitensporttauglich bis Leistungssport. Durch ein Flüchtlingsprojekt sind mittlerweile ein Fünftel der Truppe muslimische Mädchen, wie Vorsitzende Monika Tworuschka sagte: „Die Begeisterung für Pferde bei jungen Mädchen ist religions- und kulturübergreifend.“ Der Sport mit engem Kontakt zu den gutmütigen Vierbeinern führe zu Stressabbau und könne bei der Traumabewältigung helfen. Der Unterhalt für die beiden Pferde – trainiert wird auf dem Marienhof in Stotzheim – sei allerdings recht kostspielig, weshalb die Spenden äußerst willkommen seien.
Dem Förderverein Dorfgemeinschaft Odesheim gehören fast die Hälfte der Odesheimer an. Organisiert werden Veranstaltungen wie das Kapellen- oder Sommerfest, aber auch Bauprojekte werden in Angriff genommen. So wurde das marode Dorfgemeinschaftshaus abgerissen und neu aufgebaut. Der Ausbau der Außenanlagen samt Bushalte-Wartehäuschen, damit die rund 20 Odesheimer Schüler nicht schon vor der Schule Wind und Wetter ausgesetzt sind, hat allerdings auch den letzten Notgroschen verschlungen, so dass die kommende »GiroCents«-Spende die nächsten Projekte ermöglichen soll. Die Kunden können in den nächsten Monaten abstimmen, welche Projekte von den „Giro-Cents“ profitieren werden.
Am Schluss erinnerte Udo Becker daran, dass die Spendenzuwendungen völlig unabhängig von Anträgen an die KSK-Stiftungen seien: „Wir schauen da nicht nach, wer schon etwas bekommen hat. Wir wissen, dass diese Summen oft einen Großteil des jährlichen Spendenaufkommens der Institutionen ausmachen und gut angelegt sind. Wir haben immer ein offenes Ohr für hilfreiche Projekte!“
Weitere Informationen im Internet: www.kreissparkasse-euskirchen.de [epa]
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