Mechernich, Kommern: Hilfe für Opfer von Naturkatastrophen gib es viele. Darunter finden sich große Organisationen. Aber dass sich ein Einzelkämpfer auf den Weg macht, ist eher selten. Doch genau das machte die Kommernerin Michaela Bädorf nach dem furchtbaren Hochwasser in Kommern am 21. Juli dieses Jahres. Die Wasserurgewalten hatten in kürzester Zeit viele Menschen entlang des sonst so ruhig daher fließenden Baches obdachlos gemacht.
„Ich saß mit meinem Mann zusammen und habe überlegt, was wir machen würden, wenn uns so etwas passieren würde“, erinnert sich Bädorf nach der Chaosnacht in ihrem Wohnort. Sie zögerte nicht lang und bot erste Hilfe an. „Wir haben einen Bautrockner zum Trockenlegen von feuchtem Mauerwerk. Den haben wir den Geschädigten kostenlos zur Verfügung gestellt.“ Der Bautrockner wanderte in den Straßen, die vom Hochwasser betroffen waren, von Haus zu Haus und war über zehn Mal im Einsatz.
Aber bei dem Einsatz des Gerätes blieb es nicht. Michaela Bädorf begann mit der Hilfsorganisation in Sachen Möbel für die Flutopfer. „Von überall kamen Spenden. Schnell kam der Gedanke nach einem geeigneten Raum auf“, erinnert sich die ehrenamtliche Helferin an die erste Zeit nach dem Hochwasser. Fündig wurde sie dabei im ehemaligen Ladenlokal der Firma Schlecker auf der Kölner Straße in Kommern. Die Vermieterin der Räume war sofort einverstanden. „Sie hat uns das Ladenlokal unentgeltlich zu Verfügung gestellt. Das war schon eine tolle Sache.“ Michaela Bädorf ist heute noch glücklich über den gefundenen Raum. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, ihrer Familie und Freunden wurde das ehemalige Schlecker-Ladenlokal in einen Second-Hand-Möbelladen umgewandelt.
Für die Hilfsbedürftigen – ob Flutopfer, Flüchtlinge oder Hartz-IV-Empfänger – wurden alle Möbelstücke ohne Entgelt abgegeben. „Wir haben dann irgendwann eine Spendenbüchse aufgestellt. Wer etwas geben konnte oder wollte, durfte es dort reinschmeißen“, erzählt Michaela Bädorf. Bis Ende Dezember ist sie jeweils montags und donnerstags vor Ort und öffnet ihren „Laden“. Viel sei nicht mehr da. Die meisten Möbelstücke seien reserviert, aber es gebe noch Bekleidung und viele andere Dinge des Lebens. „Reinschauen lohnt sich allemal.“ Anfang Januar wird Bädorf den Inhalt der Spendenbüchse an den Ortsvorsteher Rolf Jaeck übergeben. Für die übrig bleibenden Dinge haben sich bei Michaela Bädorf bereits einige Organisationen gemeldet. So interessiert sich zum Beispiel das Mechernicher Kinderhilfswerk für die restliche Kleidung.
Was die Einzelkämpferin Michaela Bädorf während ihrer Zeit der Hilfe erlebt hat, könnte ein Buch füllen. So gab es die ältere, gehbehinderte Dame, die vor dem Schaufester stand und sich nicht hinein traute. „Nachdem ich sie untergehakt habe, hat sie doch die Schwelle überschritten und ist glücklich mit Tränen in den Augen mit einem kleinen Regal, auf das sie ihr Radio stellen will, von dannen gezogen.“ Aber auch andere Dinge erfreuen die ungewöhnliche Ehrenamtlerin und bestärken sie in ihrem Tun. Eines Abends kam sie ans Ladenlokal und davor standen zwei Kisten mit schöner Weihnachtsdekoration. „Der Spender ist mir bis heute unbekannt. Aber die Freude bei mir war riesengroß.“
Michaela Bädorf ist sowieso von der Spendenbereitschaft der Bevölkerung begeistert, trotz der vielen Arbeit, die sie sich damit geschaffen hat: „Ich möchte mich von ganzem Herzen bei all den Spendern bedanken, die bereit waren, solche tollen Dinge zu geben. Ohne diese Menschen wäre die Aktion nicht möglich gewesen. Ein ganz dickes Lob möchte ich meiner Familie aussprechen, die mich in meinem Vorhaben, Flutopfern sowie anderen hilfebedürftigen Menschen zu helfen, mit großem Einsatz unterstützt hat.“ Ende Dezember ist Schluss mit dem Ladenlokal in der Kommerner Kölner Straße. Trotzdem will Michaela Bädorf versuchen, all den schönen restlichen Dingen ein neues Zuhause zu geben.
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