Mechernich: So eine Pressekonferenz wie kürzlich im Mechernicher Bahnhof gibt es nicht oft: Die Reporter und Kameraleute nehmen diesseits der Ladentheke im Tabak- und Zeitschriftenladen Aufstellung, auf der anderen Seite Ladenbetreiberin Alice Biesmanns, Bahnhofsmitinhaber Guido Bauer, Schutznebeltechniker Harald Ackermann und Polizeipressesprecher Norbert Hardt. Sekundenbruchteile später können sich beide Seiten gegenseitig nicht mehr sehen. Das heißt, sie können gar nichts mehr sehen – buchstäblich die eigene Hand vor Augen nicht. Die Schutznebelanlage gegen Einbrecher ist gezündet worden. Mit drei Metern pro Sekunde, also in weniger als 2,5 Sekunden hat sich das 60 Quadratmeter große Ladenlokal mit dichtem Qualm gefüllt. Selbst auf allen Vieren findet man kaum noch ins Freie…
Die Demonstration war erfolgreich. „Einbruch jetzt zwecklos“, konstatiert Rolf Hüpgen von der Polizei bei der anschließenden Pressekonferenz. Nach drei Einbrüchen alleine in diesem Jahr mit gestohlenen Zigarettenstangen und Sachschaden jeweils im hohen fünfstelligen Euro-Zahlenbereich haben die Bahnhofsinhaber Rolf Schäfer und Guido Bauer (Schäfer-Reisen) mit Hilfe der Polizei die Notbremse gezogen.
Das Dezernat Einbruchschutz riet neben schweren Stahlpanzer-Rolltoren zusätzlich zu längst installierten zwölf Videokameras, einbruchshemmenden Fenstern und Türen sowie Alarmanlage zur Installation einer Schutznebelanlage. Kriminalhauptkommissar Ingo Kreuder machte Schäfer und Bauer mit Harald Ackermann bekannt, der seit 35 Jahren in der Sicherheitsbranche arbeitet und seit 13 Jahren die Bandit GmbH für Schutznebelanlagen in Dormagen betreibt. Kreuder und Ackermann waren sich vor wenigen Wochen bei einer Fachtagung zum Bankenschutz vor Geldautomatensprengungen beim Landeskriminalamt begegnet. „Ziel unserer Anlagen ist es nicht, Täter zu fangen“, konstatierte Harald Ackermann nach der erfolgreichen Demonstration im Mechernicher Bahnhof: „Wir lassen das Schutzziel verschwinden – wir entziehen das potenzielle Diebesgut den Blicken der Täter.“ Günstigstenfalls jage der herausschießende Nebel die Täter schon wieder in die Flucht, Sekunden nachdem sie sich gewaltsam Zugang ins Gebäude verschafft haben. Ist die Polizei schnell genug vor Ort, kann sie die orientierungslos gewordenen Einbrecher auch dingfest machen. Denn bevor sich der Schutznebel ganz verzogen hat, verstreicht eine volle Stunde. Deshalb war auch die Mechernicher Stadtfeuerwehr beim Demonstrations- und Pressetermin dabei. Markus Kurtensiefen: „Wenn wir nach so einem Schutznebeleinsatz alarmiert werden, wissen wir, dass die Ursache nicht Feuer ist.“
Das Unternehmen installiert rund 2.000 bis 2.500 derartiger Schutznebelanlagen pro Jahr in Deutschland. Neben Bahnhofsläden wie in Mechernich gehören auch Tankstellenshops sowie Handy- und Computerläden zu den Objekten für Schutznebelanlagen. Das sind Lokale, in denen sich binnen zwei, drei Minuten Ware im Wert von mehreren Zehntausend Euro erbeuten lässt. Nach drei Einbrüchen wie im Mechernicher Bahnhof wird es dann auch für die Ladeninhaber schwierig, in der Diebstahlversicherung zu bleiben oder eine neue Assekuranz zu finden. „Und für uns als Eigentümer wird es unter Umständen schwierig, neue Pächter zu finden, wenn die alten nach solchen Einbrüchen frustriert sind“, ergänzt Bahnhofsinvestor Rolf Schäfer. [pp]
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