Mechernich: Zum dritten Mal in diesem Sommer sind große Teile des Mechernicher Stadtgebietes nach unwetterartigen Regenfällen und Hagel am Donnerstagnachmittag überschwemmt worden. Diesmal wurden Mechernich selbst, Kommern, Strempt, Roggendorf, Satzvey, Firmenich/Obergartzem und der so genannte „Wilde Westen“ der Stadt mit Bleibuir und Lückerath besonders in Mitleidenschaft gezogen. Wieder war das Unwetter örtlich begrenzt: Während die Kernstadt von Mechernich und viele Außenorte stark betroffen waren, war in Orten wenige Kilometer entfernt – wie beispielsweise in Füssenich – außer Donnergrollen nichts von dem Starkregen zu spüren.
Bleibach, Veybach, Schoßbach und Schliebach traten über die Ufer, allesamt Wasserläufe mit Rieseneinzugsgebieten, die besonders anschwellen, wenn örtliche starke Platzregen niedergehen.
Von den insgesamt 584 Einsätzen, die in der Zeit von 16.15 bis 23.30 Uhr über den Notruf 112 registriert wurden, waren 557 im Stadtgebiet Mechernich, meldete die Leitstelle des Kreises Euskirchen, wo ein Führungsstab zur Koordination der Einsätze gebildet wurde. Bis Freitagmittag hatte sich die Zahl der Einsätze auf mehr als 600 erhöht.Am gestrigen Donnerstag prasselte gegen 16.15 Uhr ein Sturzregen los, der im Nu zahlreiche Keller unter Wasser setzte und mehrere Straßen überflutete. Diesmal blieb auch das Kreiskrankenhaus Mechernich nicht verschont. Dort trat Wasser in die EDV- und Telefonzentrale sowie in die Zentralküche ein. Deshalb wurden nur neue Patienten, deren Zustand lebensbedrohlich war, aufgenommen. Alle weiteren ambulanten Notfälle wurden nach Euskirchen geschickt.
Viele Geschäftshäuser waren betroffen ebenso wie der historische Ortskern von Kommern, wo das Wasser bis zu anderthalb Metern hoch in den Straßen stand. Selbst das Feuerwehrgerätehaus blieb nicht verschont. Einen bettlägerigen 82-jährigen Mann, dessen Haus einen Meter hoch überflutet war, rettete die Feuerwehr mit einem Schlauchboot. Das fürs Wochenende geplante Hardrock-Festival im Mühlenpark wurde abgesagt, weil das Gelände, auf dem bereits einige Besucher zelteten, unter Wasser stand.
Elf Löschzüge waren im Einsatz, darunter sechs Löschzüge der Mechernicher Feuerwehr sowie weitere Einheiten aus Bad Münstereifel, Euskirchen Nettersheim, Schleiden und Zülpich.
Auf der Bundesstraße 266 bei Kommern stürzte ein Baum auf einen Pkw. Dabei wurde ein Mensch eingeklemmt und musste mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus transportiert werden. Zwischen Hostel und Glehn kam es zu einem Erdrutsch, bei dem eine Eiche auf die Kreisstraße 25 fiel. Auch ein rund 20 Zentimeter breiter Asphaltstreifen von der Fahrbahn rutschte ab. Direkt neben der Kreisstraße 25 geht es momentan vier bis fünf Meter steil in die Tiefe. Ein Bodengutachter muss sich nun den entstandenen Schaden ansehen und wird dann entscheiden, wann und ob die K 25 wieder freigegeben werden kann. Bei einer weiteren Unterwetterlage besteht die Gefahr, dass die komplette Straße abrutscht. Vermutlich bleibt die Verbindungsstraße zwischen Glehn und Hostel für mindestens eine Woche gesperrt.In Schaven wurde eine Brücke weggeschwemmt, dadurch wurde eine Verteilereinheit des RWE aus der Verankerung gerissen. In ganz Obergartzem fiel daraufhin der Strom aus. Das Technische Hilfswerk war im Raum Mechernich im Einsatz, um Obergartzem über Aggregate mit Elektrizität zu versorgen. Das THW half außerdem mit 1.400 Sandsäcken aus.
Noch am nächsten Morgen waren die Einsatzkräfte an mehr als hundert Stellen im Stadtgebiet Mechernich damit beschäftigt, die Folgen des Unwetters zu beseitigen. Das Kreisbrandschutzzentrum stellte zahlreiche Tauchpumpen zur Verfügung. Die Stadtverwaltung Mechernich teilte inzwischen mit, dass vom Hochwasser Betroffene Sperrmüll und Unrat kostenlos an der Mülldeponie in Strempt abliefern können. Außerdem stellte die Stadt alle verfügbaren Müllcontainer auf. Der ehemalige städtische Mitarbeiter Heinz Reuter aus Kommern sagte: „Ich war 47 Jahre bei der Stadt, aber sowas wie hier habe ich noch nicht erlebt.“ [pp]
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