Monschau: „Unser Ameisenvolk ist eine kleine Sensation“, freut sich Hermann Carl [Fotos: bvl]
Monschau: Es krabbelt im Naturerlebnismuseum. Die Gäste haben sechs Beine, einen Hang zum Familienleben mit integrierter Arbeitsteilung und heißen wissenschaftlich „Formica polyctena “.
Seit einiger Zeit beherbergen Hermann Carl und Heinz Hallmann, die beiden Leiter des Naturmuseums, ein emsiges Ameisenvolk in ihren Räumen. Für Besucher gut zu beobachten, denn das Volk lebt in zwei mit einer Glasröhre verbundenen Glaskuben. In dem einen Kubus hat das Ameisenvolk seinen „Hügel“ und in dem anderen befindet sich der „Wald“. „Es ist sehr interessant und unterhaltsam, wenn die Ameisen zwischen den beiden Kuben hin und her krabbeln, Nahrung und Wasser holen oder ihre Toten beerdigen“, weiß Hermann Carl. „Unser Ameisenvolk ist eine lebendige Abbildung einer Gesellschaft – nur eben im Miniformat.“
Für die Kinder, die den „Lernort Natur“ im Handwerkerdorf Monschau besuchen, ist der Glasbau eine richtige Attraktion geworden. Die beiden Leiter und ihr Team sind froh, diesen Schritt zur Bereicherung des Museums gewagt zu haben. „Das Miteinander von Völkern wie Ameisen oder Bienen ist hochinteressant. Bei ihnen gibt es ein Gemeinwesen, wie bei uns Menschen“, schwärmt Heinz Hallmann. „Ihr gesellschaftliches Miteinander ist friedlich und vorbildlich. Das ändert sich jedoch, sobald ein Vertreter anderer Völker auf der Bildfläche erscheint.“
Auch die Geschichte, wie das Ameisenvolk ins Museum fand, ist unterhaltsam und nicht ganz alltäglich. Alles begann in einer Heimeinrichtung am Niederrhein, nahe am Wald gelegen. Eines Tages beschlossen die Ameisen, ihr Territorium vom Wald auf das nahe Gebäude auszuweiten. Dort fanden die Ameisen schnell einen Weg in die Küche und vor allem in die Bewohnerzimmer. Nicht sehr zur Freude der Bewohner. Alle Versuche, die Ameisen wieder loszuwerden, misslangen. Das zuständige Umweltamt hatte schlussendlich einer Umsiedlung der Tiere zugestimmt, die von der Ameisenschutzwarte NRW durchgeführt wurde. Das gesamte Volk, mitsamt dem Ameisenhügel wurde kurzerhand aufgeteilt: 4/5 dieses Volkes übersiedelte ins „Arboretum“ auf dem Gelände des Naturparkzentrums Haus Ternell in Eupen. 1/5 des Volkes kam ins Naturerlebnismuseum nach Monschau. Diese Trennung bot sich besonders deshalb an, weil es sich bei der Population um die „Formica polyctena“, die Kahlrückige Waldameise handelt, die in ihren Völkern jeweils über mehrere Königinnen verfügt. Es wird vermutet, dass sich in der Monschauer Gruppe insgesamt fünf Königinnen befinden.
Das Naturmuseum ist erst die zweite Einrichtung in NRW, in der es möglich ist, so ein Ameisenvolk bei seiner täglichen Arbeit zu beobachten. Die Mitarbeiter sind in die Pflege bestens eingearbeitet und erhalten ständig Unterstützung durch die Ameisenschutzwarte NRW. Ameisen sind grundsätzlich streng geschützt, weil sie sehr nützlich für den Wald sind. Sie sorgen dafür, dass Forstschädlinge und Insekten nicht überhand nehmen. „Da wo Ameisen sind, ist die Natur gesund“, wissen die beiden Einrichtungsleiter.
Wegen der allgemeinen „Winterpause“ im Handwerkerdorf ist das Museum vorläufig nur Samstag und Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Ebenso zu Karneval (15. und 16. Februar). Nach Voranmeldung sind auch während der Woche und am Wochenende Gruppenführungen möglich. www.erlebnismuseum-lernort-natur.de
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