Nettersheim: Es ist eine kleine, aber feine Buchmesse, die seit vier Jahren in Nettersheim stattfindet. 14 Buchverlage sowie mehrere Autoren-Selbstverlage präsentierten ihr Angebot und nicht nur Eifeler Leseratten strömten ins Naturzentrum Eifel, wie Organisator Jochen Starke bemerkte. Auch aus dem Kölner und Bonner Raum waren Literaturbegeisterte angereist. Was Starke besonders freute: „Es waren fast alles Eifeler Verlage vertreten“. Für die meisten Verlage ist die Messe ein gesetzter Termin und sie sind seit vier Jahren dabei. Die Atmosphäre begeistere ihn immer wieder, meinte Sven Nieder vom Eifelbildverlag in Daun. Ebenso zufrieden zeigten sich die übrigen Verlage und Autoren mit der Messe. In aller Ruhe konnten die Besucher sich über die Verlagsprogramme informieren und auch so manche Neuheit in die Hand nehmen. Mehr als 1.000 Gäste kamen am vergangenen Samstag und Sonntag nach Nettersheim. Sie stöberten nicht nur im Angebot der Verlage, sondern besuchten auch das Rahmenprogramm. Lesungen mit Hubert vom Venn, Ralf Kramp, Bernd Imgrund, Regionalschreiberin Marie Ludwig und Manfred Lang. Eine After-Work-Party mit Weinprobe und nicht zuletzt ein mitreißendes Konzert des Ausnahmetrommlers Pape Samory Seck rundeten die Messe ab.

Ein Höhepunkt am Samstag war die Vergabe des Eifeler Jugendliteraturpreises. Zum dritten Mal wurde er an Kinder und Jugendliche verliehen, die mit ihren Texten die Jury begeistern konnten. 47 junge Literaten aus der Eifel und aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) Belgiens reichten ihre Werke ein. In vier Altersgruppen wurden die Preise vergeben. Das Niveau sei in diesem Jahr unglaublich hoch gewesen und es sei ihnen schwer gefallen, die Preisträger zu bestimmen, meinte Jurymitglied Starke. „Und dann war plötzlich alles anders…“ hieß das Thema und die jungen Leute nahmen die Herausforderung an. „Jetzt folgt der Moment, den viele von Ihnen mit Spannung erwartet haben. Heute endet der Lit.Eifel-Jugendliteraturwettbewerb mit der Ehrung der Preisträger. Stolz können sie wirklich sein. Und vor allem Ihr, die Teilnehmer unseres Wettbewerbs, denn Ihr habt uns – in allen vier Kategorien – in diesem Jahr wirklich fabelhafte Beiträge geschickt“, leitete Claudia Hoffmann, Jurymitglied, die Verleihung ein. Sie überreichte in den Altersklassen 6 bis 9 Jahre und 13 bis 15 Jahre die Preise. Die Altersklassen 10 bis 12 Jahre sowie 16 bis 18 Jahre übernahm Jurymitglied Andreas Züll.

Das Thema hatte die Kinder und Jugendlichen zu spannenden, lustigen, aber auch schweren Geschichten inspiriert. Wie den neunjährigen Moritz Neuhaus aus Nettersheim. Im Falles des Siegertextes stocke einem schon bei den ersten Zeilen der Atem, meinte Claudia Hoffmann. „Ich hatte einen Bruder“, beginnt die Geschichte. „Er hieß David und war 24 Jahre alt. Ich mochte ihn sehr gerne. Aber jetzt ist er nicht mehr da: Er wurde ermordet. Wie weiß ich nicht“, schiebt der Erzähler zwischen zwei fast unscheinbaren Klammern ein und beschreibt: „Als ich das erfuhr, war ich stinksauer und zugleich sehr traurig. Danach war alles anders für mich und für meine Familie … Es war ein Montag.“ Der 12-Jährige Gabriel Pils aus Lissendorf konnte die Jury mit seiner frechen Geschichte „Der reisende Ritter“ überzeugen. „Unserem nächsten Preisträger ist ein wahrhaft kleines Meisterwerk gelungen, das sich nicht gleich auf den ersten Blick als solches zu erkennen gibt. Man muss schon genauer hinschauen: Etwas flapsig und mit wenig Respekt enttarnt er gleich zu Beginn manch heiligen Gral nicht nur des Deutschunterrichts erst einmal respektlos als – ich zitiere – Blablabla,“ sagte Andreas Züll.

Gleich 20 Einsendungen gab es in der Altersklasse 13 bis 15 Jahre. Von Fantasy über Science Fiction, Märchen, Abenteuergeschichten und Erzählungen reichte die Palette der Genres, in denen die jungen Autoren unterwegs waren. „Nicht nur, aber vor allem in dieser Kategorie, sind unsere Erwartungen zum Teil weit übertroffen worden“, meinte Claudia Hoffmann. „Ich komme nun zum Siegertext. Zu einer Geschichte, die uns in der Jury alle enorm fasziniert hat. Und mich persönlich, muss ich gestehen, komplett ‚aus den Socken gehauen‘ hat. Ich kann es wirklich nicht anders sagen. Warum? Weil das Thema überrascht hat. Weil es nicht nur aktuell und hoch komplex, sondern auch mutig ist, sich daran zu wagen.“ Die 15-jährige Christina Esser aus Bad Münstereifel konnte mit ihrem Text „Stiche“ nicht nur Laudatorin Hoffmann überzeugen, sondern auch den Rest der Jury.
Kein Kompromiss für die erste Entscheidung in der Altersklasse der 16 bis 18-Jährigen sei die Entscheidung für den ersten Platz gewesen, meinte Züll: „Unsere Autorin hat ein meisterliches Lehrstück über Entfremdung geschrieben, aber auch über die Kraft familiärer Bande und die Leichtigkeit des Verzeihens. Eine bemerkenswerte Coming-of-Age-Story, die von einer geradezu inneren Reifeprüfung ebenso zeugt wie von dem großen sprachlichen Talent und der Stilsicherheit ihrer Autorin“. Die 17-jährige Lisa Hoellger aus Schmidtheim zog die Jury in ihren Bann.

Auch der zweite Tag der Buchmesse zog noch einmal viele Besucher an. An diesem Tag standen die Lesungen als Rahmenprogramm im Mittelpunkt. Als Experiment bezeichnete Jochen Starke den Trommelworkshop und das anschließende Konzert mit Pape Samory Seck am Sonntag. Ausgesprochene Bücherwürmer kommen ohne Frage in die Eifel zur Buchmesse, die brauchen nicht mehr überzeugt zu werden. Doch mit dem Konzert und dem Workshop wolle man auch andere ansprechen, erklärte er. Dies ist den Organisatoren gelungen, so dass die Kombination von Büchern und Musik vielleicht auch im nächsten Jahr wiederkehren wird. Nicht nur der Workshop war gut besucht, sondern auch das Konzert und mit kräftigen Trommelschlägen ging die kleine, aber feine Buchmesse zu Ende.

25.11.2016 • Leben • Nettersheim • 0 Kommentare pg

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