Nideggen: Dass das Leben mit Kindern „wunderschön und gleichzeitig ganz schön anstrengend sein kann“, davon hat Marco Schmunkamp bei seinem Patenkind einen ersten Eindruck bekommen. Jetzt macht er diese Erfahrung jeden Tag: Seit dem 13. Oktober sorgt Baby Marie Kristin für frischen Wind im Hause des Nideggener Bürgermeisters. Seitdem Marco und Sandra Schmunkamp sich für das „Projekt Kind“ entschieden hatten – und das war bevor er am 21. Oktober vergangenen Jahres Bürgermeister von Nideggen wurde – stand für den Vater in spe fest, dass er insbesondere in der Anfangszeit für seine Frau und das Baby da sein möchte. „In den ersten Wochen nach der Geburt braucht die Frau den Mann am meisten.“ Vier Wochen lang gehörten Windeln wechseln, den Haushalt versorgen und Einkäufe erledigen zum Tagesgeschäft des pausierenden Bürgermeisters. Seine Frau konnte in Ruhe stillen oder einfach einmal schlafen.
Für diese „Elternzeit“ hat Schmunkamp Jahresurlaub genommen. „Hätte ich die mir als Beamter zustehende gesetzliche Elternzeit genommen, hätte ich dienstlich nicht tätig sein dürfen“, erzählt der Bürgermeister, der ab und zu beispielsweise eine Ratsitzung während der vier Wochen leitete. Es folgten zwei Wochen „Testphase“, in der Schmunkamp tagesweise in den Dienst zurückkehrte. Seit dem 28. November ist er wieder voll im Job. „Morgens nehme ich mir aber anderthalb Stunden, um mit meiner Tochter zu spielen.“ Abends käme er oft spät nach Hause, da schlafe die Kleine bereits. Während seiner Abwesenheit hatte sein Stellvertreter seine Funktion übernommen. Es sei gut, „ein klasse Team im Rathaus“ hinter sich zu wissen, mit dem er seine Abwesenheit abgesprochen und vorbereitet und das ihn gut vertreten habe. Voraussichtlich während der zweiten Jahreshälfte 2017 wird Schmunkamp einen weiteren Monat komplett für seine Familie da sein.
Während seine Familie und die Kollegen im Rathaus positiv auf Schmunkamps Entscheidung zur „Elternzeit“ reagierten, kam es vereinzelt bei Bürgern zu Irritationen. „Es gibt kritische Menschen, für die das Amt des Bürgermeisters damit einhergeht, dass der Bürgermeister 24 Stunden am Tag für die Bürger da ist.“ Als Beispiel nennt er das Unverständnis einiger, dass Schmunkamp nicht am Sankt-Martins-Umzug teilgenommen hat, für den er vorher die verantwortlichen Personen zwecks Organisation an einen Tisch zusammengebracht hatte. Vor dem Umzug fühlte sich seine Frau jedoch nicht gut, und so entschied er, bei der Familie zu Hause zu bleiben. Seine Tochter war gerade drei Wochen alt.
Wie sich die Existenz von Marie Kristin auf ihn auswirke? Er sei „noch gelassener geworden“, sagt Schmunkamp. Das Baby relativiere alles. „Ich merke deutlicher, wie unwichtig manche Streitigkeiten sind.“ Und er frage sich öfters: „Ist das jetzt eigentlich wichtig, dass ich mich darüber aufrege?“ Bereits vor der Geburt seiner Tochter hatte der ehemalige Ordnungsamtsleiter „großen Respekt“, wie andere Familie und Beruf unter einen Hut brächten. Jetzt, wo er selbst erlebe, wie viel damit einhergehe, noch viel mehr. Entsprechend verständnisvoller könne er auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reagieren, die sich sorgten, wenn ihr Kind beispielsweise krank ist. Bezüglich der Elternzeit rät er anderen Vätern: „Machen.“ „Wenn ich es organisieren kann, kann es jeder andere auch. Dafür werbe ich. So unentbehrlich sind wir nicht.“
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