Eifel: Wer Krimis mit Lokalkolorit mag, ist in der Eifel gut aufgehoben. Hier wird ermordet und ermittelt, was das Zeug hält. „Schuss mit lustig“ heißt das neue Buch von Ralf Kramp, in dem er erneut mit spitzer Feder ins Jenseits befördert. Der neue Kurzkrimi-Band präsentiert 23 mordlüsterne Episoden: Mordstories, erfrischend schräg geschrieben und amüsant zu lesen.
Kein Wunder, denn Kramps Szenarien sind voll aus dem Eifeler Alltag gegriffen. Die Tatorte liegen gleich nebenan, die Tatwaffe oftmals auch.
„Ich bin krankhaft neugierig“, erzählt der Kriminalautor und Karikaturist. Als guter Beobachter speichert Ralf Kramp ganz banale Alltagssituationen quasi im Vorübergehen. Seine Steilvorlagen sind Nachbarschaftszwist und Liebesaffären, Maulwurfattacken oder Klingelton-Terror. Aus diesen einzelnen Bausteinen entstehen anschließend kriminalistische Erzählungen. Eine grobe Grundstruktur der Geschichte hat er dabei immer im Kopf. Vieles gehe auf dem Weg von der ursprünglichen Idee bis zur Umsetzung verloren, räumt Ralf Kramp ein. „Dann war die Grundidee eben nicht gut genug“, kommentiert er ganz offen. „Die Details entwickeln sich aber erst, wenn ich an der Tastatur meines Computers sitze. Dann kann es manchmal auch eskalieren…!“ Spätabends, wenn es draußen nichts mehr zu beobachten gibt.
Das spontane Gefühl, zum Mörder werden zu wollen, wenn im Konzertsaal ein schrilles Handy klingelt, kennt wohl jeder. In einer der 23 Kramp-Episoden – „Das Schweigen der Handys“ – wird Kaminbauer Anton so fast zwangsläufig zum Serienmörder. Also schalten Sie vorsichtshalber Ihr Handy ab, sobald Sie die nächste Kulturveranstaltung besuchen: Anton könnte neben Ihnen sitzen. Bei Kramps Kurzkrimis kann es auch schon mal vorkommen, dass der Mörder ermordet wird – mit derselben, ungewöhnlichen Waffe, mit der er zuvor sein Opfer liquidierte. „Meine Frau ist aber der festen Gewissheit, dass ich der friedfertigste Mensch bin. Ich kann keiner Fliege was zuleide tun“, versichert er glaubhaft.
Manchmal reichen dem Autor fünf Taschenbuchseiten, um das Kino im Kopf loslaufen zu lassen und einen ganz perfiden Mordfall abzuspulen – Aufklärung für die Leser inklusive. Aber vergessen Sie beim Lesen, was Ihnen in jahrzehntelanger „Tatort“-Tradition entlang unzähliger Indizien-Ketten vermittelt wurde: Denn – mit einem schriftstellerischen Haken – schlägt Ralf Kramp dem verdutzten Leser stets ein Schnippchen, macht zum Schluss eine wieselflinke Wendung und präsentiert einen völlig unerwarteten Täter. Vergnügen ist angesagt, wenn die Kinderhelden aus den Otfried Preußler-Geschichten plötzlich zu ermittelnden Kommissaren werden und Großmutters klingende Kaffeemühle – als Leihgabe aus der Asservatenkammer – den Schreibtisch von Kommissar Kasperle schmückt. Zwischen die Episoden eingestreut clever geschmiedete Gedichte – ebenfalls immer mit einer Falltür ins Verbrechen. Was zunächst wie ein Loblied auf eine feucht-fröhliche Weihnachtsfeier klingt, entpuppt sich als Abgesang auf den ungeliebten Chef.
Viele von Kramps Veröffentlichungen gibt es inzwischen auch als Hörbuch. So wie sein 2015 erschienener Krimi „Totholz“, den er selber eingelesen hat. Auf neue Ermittlungen seines Kult-Kommissars Herbie Feldmann müssen die Fans aber noch warten: „Früher habe ich jedes Jahr einen Roman geschrieben“, doch mittlerweile organisiert er viele Events und tourt mit der „Eifel-Gäng“ durch die Region. Am 4. Juni gastiert das infernalische Trio – Günter Hochgürtel, Ralf Kramp und Manni Lang – in Weilerswist.
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