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Städteregionsrat Helmut Etschenberg (r.) gratulierte Anja Junski-Setzer und Uwe Brandt zur Verlängerung ihrer Verträge. [Foto: Andreas Herrmann]

Theater ohne Grenzen

Eifel: „Wir freuen uns. Jeder Tag ist wie eine Wundertüte. Trotzdem gibt es in den nächsten Jahren noch genug Abenteuer zu bestehen“, kommentiert Uwe Brandt seine Vertragsverlängerung. Seit sieben Jahren ist er als Intendant für das Grenzlandtheater zuständig. Gemeinsam mit Dramaturgin Anja Junski-Setzer sorgt er seitdem nicht nur in Aachen für ein abwechslungsreiches, niveauvolles Bühnenprogramm. Die gefeierten und teilweise preisgekrönten Theateraufführungen touren anschließend durch die gesamte Region.

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Uwe Brandts Inszenierung „The King’s Speech“ feierte diesen Sommer Erfolge. [Foto: Kerstin Brandt-Heinrichs]

Jeweils zum Jahreswechsel werden diese „Abstecher in die Eifel“ terminlich festgezurrt. „Manche Städte und Gemeinden bis ins deutschsprachige Belgien hinein buchen gleich acht verschiedene Stücke von uns“, erläutert Uwe Brandt, dessen Vertrag als Theaterleiter jetzt bis zum 31. Juli 2021 verlängert wurde.

Im Dürener Haus der Stadt oder dem Gemünder Kursaal werden die jeweiligen Inszenierungen auf professionell ausgestatteten Bühnen aufgeführt. „Manchmal spielen wir aber auch in Kinos oder ehemaligen Gemeindehäusern.“ Dann heißt es für das Bühnenteam, flexibel zu sein, um alle Eventualitäten am Aufführungsort meistern zu können.

40 festangestellte Mitarbeiter – vom Schreiner bis zur Sekretärin – sorgen hinter den Kulissen des Grenzlandtheaters für einen reibungslosen Ablauf des Kulturbetriebs. Und da das traditionsreiche Boulevardtheater nicht auf ein eigenes Ensemble zurückgreifen kann, müssen für jede Inszenierung neue Schauspieler verpflichtet werden. Im Moment laufen die Proben für die nächste Premiere auf Hochtouren. Am 11. Dezember startet das Musical „Hallo Dolly!“ nach dem Buch von Michael Stewart mit Musik und Gesangstexten von Jerry Herman.

Ab dem laufenden Geschäftsjahr können Brandt und Junski zwar mit einem, um 100.000 Euro aufgestockten Budget kalkulieren. Doch einschränkend merkt der Theatermacher an: „Alles wird teurer. Angefangen von einem Meter Kabel für die Beleuchtung bis hin zum Quadratmeter Sperrholz für den Kulissenbau.“ Und somit relativiert sich für Uwe Brandt der erhöhte Etat ziemlich schnell. „Dadurch kann man ein bisschen ruhiger schlafen, aber nicht höher springen.“

Der studierte Soziologe und Pädagoge Brandt, ehemals persönlicher Referent des Aachener Ex-Bürgermeisters Jürgen Linden, brennt für die Theaterarbeit und inszeniert zwei eigene Produktionen pro Jahr. Früher hat er bei vielen Kulturinitiativen selber auf der Bühne gestanden. Als Intendant des Grenzlandtheaters trägt er aber mittlerweile gemeinsam mit Anja Junski-Setzer die Verantwortung für das außergewöhnliche Projekt. „Ich vermisse die Spielerei“, räumt er ein, nachdem er die Bühne mit dem Büro- und Regiesessel getauscht hat.

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Renate Fuhrmann und Johannes Franke begeisterten in dem Theaterstück „Harold and Maude“. [Foto: Kerstin Brandt-Heinrichs]

Städteregionsrat Helmut Etschenberg konnte für das Grenzlandtheater-Geschäftsjahr 2014 eine positive Bilanz ziehen: Bei 82.283 Besuchern in 388 Vorstellungen wurde eine Auslastung von rund 95 Prozent erreicht mit einem Zuschuss pro Besucher von nur 3,23 Euro. Auf seinen Erfolgen ausruhen möchte Uwe Brandt sich jedoch nicht. „Wir wollen weiter dafür werben, dass neue und jüngere Leute sich für unsere Aufführungen interessieren. Wer einmal kommt, besucht uns auch ein zweites Mal“, erklärt Brandt. Trotz oder gerade wegen der erfreulich hohen Besucherquote weist Uwe Brandt ausdrücklich darauf hin, dass längst nicht alle Karten durch Abos vergeben sind: „Wir haben immer ein festes Kartenkontingent im freien Verkauf. Es ist falsch, zu behaupten, dass es bei uns keine Karten gibt. Selbst an der Abendkasse sind oft noch Restplätze zu bekommen.“

Weitere Informationen zum Grenzlandtheater Aachen am Friedrich-Wilhelm-Platz 5/6 in Aachen gibt es im Internet unter www.grenzlandtheater.de

Das Grenzlandtheater Aachen wurde 1950 von dem Schauspieler Kurt Sieder (1899–1964) noch unter dem Namen „Zimmertheater“ Aachen als Privattheater gegründet. Zusammen mit dem damaligen Landkreis Aachen und weiteren Gesellschaftern wurde es 1951 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt, bevor 1956 der Landkreis das Theater vollständig übernahm. Einige Jahre später kam als weiterer Finanzträger noch das Land Nordrhein-Westfalen hinzu. Im Jahr 1962 erfolgte die Umbenennung des Zimmertheaters in Grenzlandtheater Aachen. Es zählte zu den ersten Theatern, deren Träger ein Landkreis ist.

Als Boulevardtheater ohne festes Ensemble sorgt das Grenzlandtheater nicht nur mit pfiffigen Inszenierungen für Interesse. Auch das Jugendtheaterprojekt GRETA, musikalische Events wie die Jazzbühne oder der beliebte Theatertalk sorgen kreisübergrenzend für Aufmerksamkeit.

19.11.2015KulturEifel0 Kommentare bwp

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