Umland, Bonn: Rückschlüsse auf die Waffentechnik und -Herstellung in der mittleren Bronzezeit ermöglicht der archäologische Fund des Monats, der den ganzen Juni in einer Schauvitrine im Eingangsbereich des Bonner Landesmuseums zu sehen ist.
Zwei Bruchstücke eines so genannten „Griffzungenschwerts“ konnten im Rhein-Erft-Kreis bei einer Grabung in relativ gutem Erhaltungszustand aus der Erde geborgen werden. Die beiden Fragmente lagen nur wenige Meter von einander entfernt auf einem Acker in Bergheim-Fliesteden. Der zusammengefügte, 32 Zentimeter lange Fund ist nicht ganz vollständig und weist an den Kanten kleinere Beschädigungen auf. Deshalb vermuten die Experten, dass das mittelbronzezeitliche Schwert in gebrauchsfähigem Zustand in die Erde gekommen sein muss.
Bei genauer Materialanalyse im Mannheimer Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie wurde unter dem Mikroskop festgestellt, dass an dem Schwert Faserspuren von bunten Textilien haften. Ob es sich bei der Waffe aus der mittleren bis späten Hügelgräberzeit um eine Grabbeigabe oder einen Depotfund handelt, konnte – selbst bei weiteren Nachgrabungen – nicht geklärt werden.
Hergestellt und genutzt wurde das schlanke Schwert aus Zinnbronze etwa 1.500 bis 1.200 v. Chr. Damals wurde dieser Waffentyp im zweiteiligen Schalengussverfahren gefertigt: Zunächst musste – meist aus Sandstein – eine Negativform erstellt werden. Zusammengefügt ergaben die beiden Hälften dann eine Hohlform, in die das flüssige Metall gegossen werden konnte. Nach dem Erkalten wurde die Gussform geöffnet, eventuelle Gussnähte überarbeitet und die Klinge geschärft. Dieser Schwerttyp war in ganz Mitteleuropa verbreitet, doch der Fund aus Bergheim-Fliesteden ist erst das zweite Exemplar, das im Rheinland geborgen werden konnte. Aufgrund der Fundstelle und weiterer Bronzefunde in direkter Nähe schließen die Archäologen, dass dort bereits vor mehreren Tausend Jahren ein Verkehrsweg entlanglief, der bis zur Maas führte.
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