Umland, Bonn: Vielleicht hatte er es eilig, der Reiter, der vor über 2.000 Jahren durch die Bachfurt preschte. Fakt ist, dass er bei dem Ritt ein verziertes Schmuckstück vom Zaumzeug seines Pferdes verlor. Dieser keltische „Dreiwirbelanhänger“, ein kunstvoll gearbeitetes Bronze-Detail, wurde im Sommer 2015 bei Grabungsarbeiten im Norden des Kreises Düren in der Nähe des Tagebaus Inden gefunden. Nun wird dieses aufwändig gestaltete Teil als archäologischer „Fund des Monats März“ im Bonner LandesMuseum ausgestellt.

Dieser Bronze-Anhänger schmückte vor über 2.000 Jahren das Zaumzeug eines keltischen Pferdes. [Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn]
Der so genannte „Dreiwirbelanhänger“ sei ein „isolierter“ Fund, räumt der Experte ein. Bei der genauen Zuordnung bleiben auch für ihn Restzweifel. „Es wäre einfacher, wenn wir in unmittelbarer Nähe der damaligen Siedlung eine Grube mit ähnlichen Zaumzeug-Stücken gefunden hätten“, erläutert Geilenbrügge. Eine Art historischer Müllkippe. Um den dekorativen Einzel-Fund aus der Nähe des Tagebaus Inden genauer zuordnen zu können, müssen die Wissenschaftler nun auf andere Aufzeichnungen zurückgreifen. Vergleichbare einzelne Zaumzeug-Verzierungen seien bislang zweimal in Tschechien, in Basel und im Moselraum gefunden worden. Vermehrt wurden sie bei Grabungsarbeiten einer keltischen Siedlung im heutigen Hessen, nördlich von Frankfurt geborgen.
Bis Ende März ist das archäologische Kleinod als „Fund des Monats“ kostenlos im Foyer des Bonner Landesmuseums zu sehen. Jeweils am ersten Werktag des Monats wird das Fundstück in einer eigenen, 60 mal 60 Zentimeter großen Vitrine der Öffentlichkeit vorgestellt.
Ein charakteristisches Erzeugnis des keltischen Kunsthandwerks sind die sogenannten Dreiwirbelanhänger aus Bronze, die am Backenriemen des Kopfzeugs eines Pferdes angebracht waren. Bei Inden-Pommenich im Kreis Düren wurde dieser Fund aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. entdeckt. Der Dreiwirbelanhänger wurde offenbar beim Ritt durch einen Bachlauf in der Nähe einer Siedlung verloren. Die besten Parallelen dieses im Rheinland bislang singulären Fundstücks findet man neben vereinzelten Exemplaren aus Baden-Württemberg und Böhmen besonders auf dem hessischen Dünsberg-Oppidum, einer großen befestigten keltischen Höhensiedlung. Hier wird auch wegen ihres zahlreichen Vorkommens der Produktionsort vermutet.
Wer Näheres über die Ausgrabungen im Dürener Nordkreis erfahren möchte, sollte sich auf jeden Fall den 2. Juli vormerken. Beim „Tag der Archäologie“ geben die Experten Auskunft über ihre Arbeit.
http://www.bodendenkmalpflege.lvr.de/de/aktuelles/veranstaltungen/tag_der_archaeologie.html
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.