Umland, Bonn: Vielfach fündig wurden die Archäologen und Bodendenkmalpfleger des Landschaftsverbands Rheinland: Bei Ausgrabungen eines Steinbrunnens auf einem römischen Landgut im heutigen Tagebau Hambach, nahe Elsdorf, stießen Archäologen 2016 auf eine noch 53 Zentimeter hohe Kalksteinskulptur. Ein thronender Jupiter, der einst die Bekrönung einer Jupitersäule darstellte. Wie meist üblich, ruht der Göttervater auf einem Sitzkissen. Manchmal wurde der römische Himmelsvater allerdings auch reitend auf einem Pferd abgebildet. Mittlerweile ist dieser Fund archiviert, katalogisiert und nun als Fundstück des Monats Juli kostenlos im Foyer des Bonner LandesMuseums zu sehen.
Die geborgene Skulptur ist nur unvollständig erhalten, Kopf und Arme fehlen. Der muskulöse Oberkörper ist nackt, um den Unterkörper trägt Jupiter einen Mantel. In der nicht mehr erhaltenen, ehemals erhobenen linken Hand hielt er das Zepter, in der auf dem Schoß ruhenden rechten Hand einst das Blitzbündel. Das lässt sich aus ähnlichen Funden rückschließen.
Details – wie der sorgfältig gearbeitete Oberkörper, der natürliche Verlauf der Mantelfalten, die freigestellten Beine und die Gestaltung des Thronsessels – belegen die handwerkliche und künstlerische Fertigkeit des Bildhauers. Doch nicht nur die hohe Qualität ist bemerkenswert, sondern auch eine weitere Besonderheit: An den linken Oberschenkel des Göttervaters schmiegt sich vertraut eine Knabenfigur. Die Schultern des ebenfalls unvollständig erhaltenen Jünglings bedeckt ein leichter Umhang, während er ansonsten unbekleidet ist. In seiner rechten Hand lässt sich noch ein Stab (Hirtenstab?) erahnen.Aus der antiken Sagenwelt kennen wir die Geschichte, dass einst der griechische Göttervater Zeus den Hirtenjungen Ganymed, der als schönster aller Menschen galt, geraubt und in den Olymp entführt hat. Dort diente der Knabe – nun unsterblich – den Göttern als Mundschenk. Hier sind nun beide gemeinsam nebeneinander dargestellt, wofür es im Rheinland nur noch ein Vergleichsbeispiel aus Rommerskirchen gibt.
Durch stilistische Vergleiche lässt sich der thronende Jupiter etwa in das zweite Viertel des 3. Jahrhunderts datieren. Es ist davon auszugehen, dass die Skulptur bei einem der zahlreichen Germanen-Einfälle im späten 3. und 4. Jahrhundert in den Brunnen gestürzt wurde. Wie dramatisch diese Ereignisse waren, bezeugen menschliche Knochenreste im Brunnen. „Zum Ende des römischen Reiches wurden solche Landgüter fast serienmäßig überfallen“, erklärt Uwe Steinkrüger, Pressesprecher des Landschaftsverband Rheinland. „Damals liefen solche Plünderungen sehr blutig ab.“ Es wurde gebrandschatzt und vor allem „fremde Götter“ – im wahrsten Sinne des Wortes – vom Sockel gestoßen. Die Symbole des jeweiligen Glaubens ganz bewusst zerstört.
Bei Auswertung der Sedimente dieses römischen Brunnens wurden auch Bruchstücke von hölzernen, wachsbeschichteten Schreibtäfelchen gefunden. „Ein Beweis dafür, dass zur damaligen Zeit auch im ländlichen Bereich gelesen und geschrieben wurde“, fasst Steinkrüger die spannenden Forschungsergebnisse zusammen.
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