Umland: „Herzlich Willkommen auf der Frisia IV. Die Fahrt nach Juist wird etwa 90 Minuten betragen“, begrüßt der Kapitän der Fähre die Gäste und bei vielen ist dieses leichte Lächeln im Gesicht zu sehen, diese Vorfreude: Es geht auf die Insel. Juist ist eine von sieben ostfriesischen Inseln und selbst zu dieser Jahreszeit zieht es Urlauber dorthin – wie auch auf die anderen Inseln. Wer Ruhe und Entspannung sucht, Hektik vermeiden und die Seele baumeln lassen möchte, ist hier genau richtig.
Von Norddeich aus geht es durch das Wattenmeer nach Juist. Bei der Überfahrt streckt auch schon eine kleine Robbe neugierig ihre Nase aus dem Wasser und das Wetter lässt es zu, die Überfahrt auf dem Oberdeck zu verbringen. Die See zeigt sich von der friedlichen Seite, ab und zu lugt die Sonne zwischen den Wolken hervor. Und dann ist die Überfahrt auch schon zu Ende. Wer seinen Koffer nicht bis zur Unterkunft selber rollen möchte, kann ein ganz besonderes Taxi in Anspruch nehmen: die Pferdekutsche. Denn Juist ist autofrei – nur die Ärzte, das DRK und die Feuerwehr sind mit Motorfahrzeugen unterwegs. Alle anderen bewegen sich zu Fuß, per Fahrrad oder eben per Pferdekutsche vorwärts. Sogar die Müllabfuhr kommt mit dem Pferdewagen und die Polizei muss Fahrrad fahren – auf einer autofreien Insel ist eben alles ein bisschen anders.
Nach der Ankunft gilt der erste Ausflug dem Strand. Es ist Ebbe, der Strand ist breit, doch das Rauschen des Meeres ist trotzdem zu hören. Dieses unendlich beruhigende, gleichmäßige Rauschen. Ein tiefer Atemzug und schon sind die Lungen mit frischer Nordseeluft gefüllt – die Bronchien jubeln. Der Weg ist frei für lange Strandspaziergänge: Juist ist schmal, aber dafür sehr lang. 17 Kilometer sind es, die abgelaufen werden können. Aber auch die andere Seite der Insel hat ihren Reiz mit Deich, Salzwiesen und Wattenmeer.
Die Tage sind geprägt von viel Natur, viel frischer Luft und viel Bewegung. In Richtung Westen trifft der Inselbesucher zunächst auf den Ortsteil Loog, wo auch das Küstenmuseum zu finden ist. Weiter westlich geht es zum Hammersee. Es ist ein Süßwassersee und einmalig auf den ostfriesischen Inseln. Schwere Sturmfluten, von denen die Insel im Laufe der Jahrhunderte gezeichnet wurde, waren Grund für die Entstehung. Wer jetzt noch nicht genug hat, bewegt sich noch weiter zum westlichen Ende der Insel. Immer weiter geht es, bis man schließlich das Ende erreicht: die Bill – hier treffen sich Nordsee und Wattenmeer und ein Blick auf die Hochseeinsel Borkum ist außerdem bei guter Sicht möglich. Einmal umrundet, warten rund sechs Kilometer Strand darauf, bewältigt zu werden, bis man wieder am Hauptort angelangt ist. Je nach Uhrzeit ist an diesem Ende der Insel kein Mensch mehr unterwegs. Wer die Einsamkeit liebt, sollte sich erst zu späterer Stunde auf den Weg machen. Auch wenn die Dunkelheit hereinbricht, hat dies seinen Reiz – verlaufen kann man sich schließlich nicht und irgendwann sind auch die ersten Lichter des Ortes zu sehen. Allein mit dem Meer, den Möwen und dem Strand – was will man mehr.
In die andere Richtung führt der Weg zum Flugplatz. Mit etwas Glück sind Rehe zu entdecken. Da es verschiedene Zonen gibt, die nicht betreten werden dürfen, haben die Tiere Rückzugsmöglichkeiten vor den Menschen. Doch manchmal kreuzen sie den Weg oder sie beobachten die Touristen aus sicherer Entfernung. Mit dem Wind im Rücken läuft es sich prima bis zum Flugplatz. Einmal quer über die Dünen und schon ist man wieder am Strand. Die Abendsonne lässt den Strandhafer fein glitzern, kurz vergessen ist in diesem Moment der vier Kilometer lange Rückweg. Doch dann geht es wieder heimwärts: die Nase in den Wind gesteckt, Mütze auf und Handschuhe an. Der Wind pfeift einem um die Ohren und das Meer tost. Warum ist es eigentlich so schwer, im Sand zu laufen? Doch Jammern gilt nicht, schließlich trotzen die kleinen Vögel auch Wind und Wetter. Sie trippeln durch das seichte Wasser immer auf der Suche nach dem besten „Fang“. Der feine Sand fegt über den Strand und bildet stets neue Formen. Das Ziel ist schon zu sehen: Der Wasserturm weist den Weg. Doch was scheinbar so nah ist, entpuppt sich als strammer Marsch. Immer am Wasser entlang, die bedrohlichen Regenwolken im Blick. Eben noch die strahlende Abendsonne, nun rasen die Wolken am Himmel heran. Doch Glück gehabt: Der Regen bleibt aus, die Wolken entleeren sich erst auf dem Festland. So kann sie sein, die Woche auf Juist: Sonne und wenig Wind, bedeckter Himmel und drei Grad Celsius, Nebel, auf Regen folgt Sonnenschein, Windstille und Sturmböen. Da hilft eigentlich nur ein wärmender Tee, um den Wind abzuschütteln und den Regen Regen sein zu lassen – natürlich ein starker Ostfriesentee.
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