Umland, Köln: Da sitzen sie sich gegenüber, schreien sich an, drehen sich die Worte im Mund herum. So, wie sie sich in den letzten Ehejahren tagtäglich gestritten haben. Dabei soll es doch ganz anders werden. Weshalb sie jetzt beim Paartherapeuten sind und auf die „Wunderübung“ hoffen. Und das Publikum im „Theater im Bauturm“ amüsiert sich köstlich, kennt es ähnliche Auseinandersetzungen doch sicher aus eigener Erfahrung.
Natürlich wird hier mit Klischees gespielt, das aber mitreißend und so hart an der Grenze, dass es wieder stimmt: Die Frau ist emotionsgeladen und impulsiv – hervorragend und eruptiv umgesetzt von Katharina Waldau. Kopfbetont und dem Reden über Gefühle abgeneigt der Mann: Thomas Pohn dürfte als Gegenpol mit seiner Unwilligkeit und Gereiztheit zumindest beim männlichen Teil des Publikums Mitgefühl wecken. Und der „Berater“ hat einen Hang zu Esoterik: Bernhard Bauer lispelt sich meisterlich durch seine „paradoxe Intervention“.
„Die Wunderübung“ von Daniel Glattauer ist der jüngste Publikumserfolg an deutschen Bühnen. Michael Lippold inszenierte die Komödie mit Tiefgang in Köln mit viel Schwung auf einer leeren Bühne, auf der lediglich zwei Hocker für die beiden Streithähne stehen. Der Therapeut darf sich zwischen beiden auf einem Stuhl mit Lehne lümmeln. So kann sich alles auf die scharfzüngigen Dialoge, den bösen Wortwitz, das intensive Mienenspiel des Trios konzentrieren. Ein bitterböses Boulevardtheater, bei der nicht die Schauspieler, sondern die Worte „Tür-auf, Tür-zu“ spielen.
Und spannungsgeladenen Witz gibt es reichlich, wenn der Therapeut Rollentausch oder Berührungsspiele vorschlägt, schöne Erinnerungen wecken oder Komplimente herauskitzeln will. Was von den Ehepartnern immer wieder zu Ausbrüchen in die alten Verhaltensweisen genutzt wird. Ein Löwen-Dompteur hätte es sicher einfacher. „Sie haben eine außergewöhnlich lebendige Streitkultur auf hohem Niveau“, stellt er fest.
Schließlich stellt er die entscheidende Frage: „Warum trennen Sie sich nicht?“. Um am Ende zu einem hinterfotzigen Trick zu greifen. Der soll hier nicht verraten werden, er lässt sich aber erahnen. Getröstet geht man anschließend nach Hause: Eine gut eingeschliffene Streit-Krach-Beziehung ist immer noch besser, als grenzenlose Toleranz, übergossenen mit Friede-Freude-Eierkuchen. Das aber ohne Glücks-Garantie.
„Die Wunderübung“ – weitere Termine: 16., 26. und 27. Januar jeweils 20.00 Uhr, Theater im Bauturm, Aachener Str. 24-26, 50674 Köln, www.theater-im-bauturm.de, Karten: Tel. 0221 – 524242, www.off-ticket.de, www.koelnticket.de und bei allen KölnTicket-Vorverkaufsstellen. [ehu]
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