Vettweiß, Jakobwüllesheim: „Was hat der denn für ein ‚0815-Gedöns‘ an“, schoss es Ute Paulus beim letztjährigen karnevalistischen Gemeindeempfang durch den Kopf, als Vettweiß‘ Bürgermeister, Joachim Kunth, in einem Kostüm „von der Stange“ die Bühne betrat. Und mit diesem Gedanken war die Idee geboren, dem jungen Bürgermeister ein originelles Karnevalswams auf den Leib zu schneidern. In der diesjährigen Session absolviert Kunth seine Fastelovend-Verpflichtungen in einem unverwechselbaren Amtsrock, auf dem alle Wappen der zur Gemeinde gehörenden elf Orte appliziert sind.
Wochen-, monatelang hat die 65-Jährige getüftelt und genäht. „Übers Arbeiten kamen die Ideen“, meint Ute Paulus vergnügt. „Da halte ich’s wie Karl Lagerfeld“, meint sie lachend im EIFELON-Gespräch. Die von ihr verwendeten Stoffe wurden in allen Farben von der Firma Rompe zur Verfügung gestellt. Mehrmals kam Kunth zum Maßnehmen vorbei, damit das Wams später auch wie angegossen sitzt. „Unsere jüngste Tochter ist mit Kunths Lebensgefährtin befreundet, so lief das alles ganz zwanglos ab“, schildert Ute Paulus die Entstehungsphase der neuen „Amtsrobe“.
Das Fastelovend-Jackett nähte die Jakobswüllesheimerin aus schwarzem, leicht glänzendem Stoff. Gemäß den Amtsfarben von Vettweiß wurde das Wams innen mit einem grünen Taftfutter versehen und mit einem gelben Halstuch ergänzt. Die elf Stadtwappen zieren Rücken, Ärmel und die beiden Vorderteile der närrischen Amtsrobe. „Unser Bürgermeister stammt aus Lüxheim, deshalb ist das Lüxheimer Wappen auf Herzhöhe aufgenäht“, erklärt Paulus. Die gegenüberliegende Seite ziert das Emblem von Jakobwüllesheim, jenem Ort, in dem die kreative Bürgerin lebt.
Aus unzähligen Versatzstücken entstand ein textiles Gesamtkunstwerk: Glitzernde Kussmünder, Strasssteinchen, funkelnde Pailletten und leuchtende Herzchen zieren den ungewöhnlichen Amtsrock des Bürgermeisters. Um den einzelnen Motiven Struktur zu geben, steppte Ute Paulus beispielsweise die Fensterbögen der Lüxheimer Kirche mit kleinen Zickzackstich in das Wappen. Auch die plastische Struktur der drei Jakobsmuscheln aus dem Jakobwüllesheimer Wappen wurden Stich für Stich mit der Maschine aufgesteppt. Eine heillose Arbeit…
Neben den Ortswappen hat Ute Paulus auch die einzelnen Karnevalsgesellschaften auf dem Bürgermeisterrock verewigt: Bei Kelz taucht die blau-weiße Narrenkappe und das Kelzer Entchen auf. Die Ginnicker Karnevalisten sind durch den Trommelclown vertreten und für den Lüxheimer Fastelovend steht der Bacchus im Weinfass.
Obwohl Ute Paulus in Magdeburg geboren ist, liegt ihr Fastelovend im Blut. Lange Jahre lebte sie in Aachen, begann dort ein Designstudium, bevor sie mit ihrem Mann nach Jakobswüllesheim zog. Hier mischt sie kräftig im Karneval mit, trainierte Kindergruppen der KG „Löstige Jonge“ und war selber in der Damentanzgarde aktiv. „Ich bin keine Schneiderin“, beteuert Ute Paulus. Sie hat einfach Spaß am kreativen Gestalten und nähte bislang nur für ihre Familie und das Enkelkind. Mit ihrer künstlerischen Ader kümmert sie sich ebenfalls um die Saal-Dekoration zu den Karnevalssitzungen. Kein Wunder also, dass seit Jahrzehnten, wenn es um kreative Deko oder außergewöhnliche Gestaltung geht, der Satz fällt: „Frag mal Ute!“
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