Bad Münstereifel: „Ach, ich hab‘ sie ja nur auf die Schulter geküsst“ – kaum erklingt diese Melodie, werden vermutlich bei vielen die Füße zucken und sich im Walzertakt bewegen wollen. Es ist nur eines der bekannten Lieder aus der Operette „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker. Viel ist sie auf Bühnen gespielt worden, jetzt wagt sich die Chorgemeinschaft Allegro Vivace an dieses Projekt und betritt für sich damit Neuland. Denn der Konzertchor aus der Kurstadt ist bekannt für klassische Werke.
Zuletzt waren die engagierten Laiensänger mit Orchester und Solisten im letzten Jahr beim Eifeler Musikfest im Kloster Steinfeld zu hören. Der Lobgesang von Mendelssohn hatte auf dem Programm gestanden. Viel Probenarbeit ist der Chor unter der Leitung von Paul F. Irmen gewohnt, doch dieses Mal ist es anders. Denn die Operette soll halbszenisch präsentiert werden, und da muss auch der Chor „mit ran“. Die Sänger müssen nun auf der Bühne agieren, sich von den Notenblättern lösen und die Stücke auswendig singen können. Trotzdem freuen sich alle auf die Aufführung.
Seit Anfang des Jahres wird geprobt und als Chorleiter Paul F. Irmen das Projekt vorstellte, war die Überraschung groß, aber es stellte sich auch schnell Begeisterung ein. Die Idee wuchs aus der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Musiker Karl-Josef Görgen. Der emeritierte Professor war Leiter der Opernabteilung der Musikhochschule Köln und wirkte als langjähriger Kapellmeister an der Oper in Wien, Salzburg und Köln. Schon mehrfach hat er bei Konzerten des Chores am Klavier gesessen und damit Allegro Vivace professionell unterstützt.
Auch bei den Probenwochenenden ist er regelmäßig dabei, um den Dirigenten bei der Einstudierung zu unterstützen. Geduldig wiederholt er Takt um Takt am Klavier und hat Spaß an der Arbeit mit einem Laienchor. Paul F. Irmen entlastet dies sehr, hat er doch auf diese Weise die Hände frei zum Dirigieren. Görgen war es auch, der den Stein ins Rollen für die Operette brachte und sprach Chorleiter Irmen an, ob er Lust hätte, mit Allegro Vivace den Bettelstudenten auf die Bühne zu bringen. Und der hatte Lust – große sogar. Er sei zunächst überrascht gewesen von der Idee, erinnert sich Heinz Berners, seit rund 15 Jahren Mitglied im Chor und erster Vorsitzender. Die Bewegungen auf der Bühne seien eine große Herausforderung, doch „mit vereinten Kräften schaffen wir das“. Auch Siglinde Schütz-Müller, stellvertretende Vorsitzende, war zunächst verblüfft. Sie hatte als eine der ersten von dem Projekt erfahren, denn sie fährt gemeinsam mit dem Chorleiter regelmäßig zur Probe. „Ich habe aber gespürt, das wird ankommen im Chor“, war sie gleich überzeugt und irrte sich nicht. Inzwischen sind die Sängerinnen und Sänger vom Operettenfieber gepackt.
Für die Inszenierung hat sich der Chor mit Thomas Michael Günther professionelle Unterstützung gesucht. Der freischaffende Theaterregisseur aus der Schule des Hamburger Regisseurs Götz Friedrich wird mit den Laien die Bewegungen einstudieren, ihnen vermitteln, wann und wo sie agieren sollen, wie die Charakteristik der Stücke am besten dargestellt werden kann. Sieben Gesangssolisten werden außerdem auf der Bühne stehen. Für die Partie des Bettelstudenten konnte der Tenor Michael Kurz gewonnen werden, der diese Rolle in der letzten Spielzeit an der Volksoper in Wien gesungen hat. Die andere Hauptrolle wird von dem in Schönau lebenden Tenor Thomas Greuel gesungen, der mit den „Platin-Tenören“ in der André Rieu-Musikschau bekannt wurde. Weitere Sänger wie Thomas Bonni als Oberst Ollendorf oder Barbara Felicitas Marin als Laura werden vielen Eifelern aus Konzerten in der Region bekannt sein. Avida Molina übernimmt eine Tanzrolle im Stück. Als spezielle Gäste ist das Männerensemble „Hätzblood“ und das Blasorchester Mutscheid dabei. Für viel Abwechslung und Lokalkolorit ist also gesorgt.
Die Operette spielt im polnischen Krakau während der sächsischen Regierung. Es böten sich jedoch zahlreiche Bezüge zur Geschichte der Stadt Bad Münstereifel und ihrer heutigen Präsentation als CityOutlet und Modestadt an, meint Dirigent Irmen. Das Regiekonzept sähe daher einige Lokalbezüge vor, die deutlich pointiert würden, verriet er im Vorfeld. Gefördert wird das Projekt von der CityOutlet Bad Münstereifel GmbH und der Kulturstiftung der Kreissparkasse Euskirchen. Doch der Chor steckt neben der sängerischen Arbeit auch viel Eigenleistung in die Kulissen und Kostüme, damit die Besucher einen unterhaltsamen Operettenabend und Allegro Vivace einmal auf eine ganz andere Weise erleben können.
Karten können ab sofort unter der Nummer 02253 – 545180 oder per Mail reserviert werden. Die Tickets kosten im Vorverkauf 22,00 Euro, an der Abendkasse 24,00 Euro. Schüler und Studenten zahlen 12,00 Euro. Kinder bis zwölf Jahre haben kostenlosen Eintritt.
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.