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Die Eifeler sind stolz auf die ADFC-Auszeichnung für den Vennbahn-Radweg. [Foto: pg]

Persönliches ITB-Kaleidoskop: Radfahren in der Eifel und Schlittschuhlaufen auf dem Baikalsee

Eifel: Die Schrittvorgabe für den Tag ist erfüllt, meldet mein Smartphone. Das sind 10.000 Schritte, vermutlich waren es noch mehr, die ich im Laufe des Tages zurückgelegt habe – meine Füße sind jedenfalls überzeugt davon. Die Internationale Tourismus Börse Berlin (ITB) ist für Touristiker die wichtigste Messe weltweit. Mehr als 10.000 Aussteller aus 181 Ländern präsentierten sich, 160.000 Besucher – davon 113.500 Fachbesucher – strömten in diesem Jahr in die Messehallen.

Minister Pinkwart (2.v.l.) besuchte den Eifel-Stand. [Foto: pg]

Für die Eifeler ist es selbstverständlich, in Berlin vertreten zu sein. Die Eifel Tourismus GmbH hat im NRW-Bereich traditionell ihren Stand und wirbt dort für Urlaub in der schönen Eifel. Auch Professor Dr. Andreas Pinkwart, NRW-Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie, stattete den regionalen Ständen von NRW einen Besuch ab und machte einen kurzen Stopp in der Eifel. Wenige Minuten stehen jeweils zur Verfügung, um mit dem Minister zu plaudern. Mir stellt sich die Frage, wieviel so ein Minister von diesen Besuchen mitnimmt?

Für die Touristiker unserer Region ist die ITB jedoch mehr als ein Treffen mit dem Minister. Sie nutzen die Tage, um sich zu informieren, Ideen zu sammeln, Netzwerke auszubauen und zu pflegen. Die Landräte wie auch einige Bürgermeister der Kreise Euskirchen, Düren und der StädteRegion Aachen waren vor Ort. Sabine Preiser-Marian, Bürgermeisterin von Bad Münstereifel, hatte sich die Tage mit Terminen vollgepackt. Sie sei gern vorbereitet, erzählt sie.

Der Eifelstand. [Foto: pg]

Die Messe sei eine gute Gelegenheit, Netzwerke auszubauen und Kontakte zu knüpfen, man bekomme neue Trends mit und könne sich gut informieren.

Der Eifel-Ostbelgien-Abend ist so ein Termin, bei dem sich Touristiker und Politiker treffen. „Ein Highlight der ITB“, wie es Heinz-Peter Thiel, Landrat des Vulkaneifelkreises und Aufsichtsratsvorsitzender der Eifel Tourismus GmbH, nannte. Seit einigen Jahren organisieren Eifel und Ostbelgien gemeinsam diesen Abend am Rande der ITB. In diesem Jahr fand er in der Vertretung von Bremen statt. Dank einer Vielzahl von Kooperationen gelänge es, hochwertige Angebote grenzüberschreitend aufzubauen, „das bedeutet für uns Europa“, erklärt Daniel Hilligsmann, Berater des ostbelgischen Ministerpräsidenten Oliver Paasch, an diesem Abend.

Die Erschließung weiterer Radwege – auch grenzüberschreitend – ist für Thiel einer der Punkte, die künftig noch weiter vorangetrieben werden sollen. Der Vennbahn-Radweg sei so ein Highlight, bekräftigt er.

Dies sieht auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Er zeichnete den 310 Kilometer langen Radweg mit vier Sternen aus – ein hervorragendes Qualitässiegel für die Region. Während der Messe wurde offiziell das Zertifikat überreicht. Aus dem Kyllradweg sei die Venn-Eifel-Mosel-Runde geworden, erklärt Harald Enders vom Landesbetrieb Mobilität Gerolstein (LBM) während eines Pressetermins. Radfahrer bräuchten eine Top-Wegweisung ist er sich sicher. In diesem Bereich überzeugten die Eifeler den ADFC besonders: 99,9 von 100 Punkten wurden erreicht. Freizeitradeln und Mittelgebirge wird von vielen Menschen bisher noch nicht zusammengebracht. Doch die Hälfte des Radweges verlaufe auf alten Bahntrassen, betont Enders. Und auch auf dem Rest der Tour sind nur wenige Steigungen zu bewältigen. Sieben Eisenbahntunnel befinden sich auf der Strecke, die Täler der Sauer und Prüm werden durchradelt, und viele Kilometer verläuft der Weg entlang der Kyll. „Man hat enorme Abwechslung“, resümiert Enders.

Der Radtourismus ist auch für Heimbachs Bürgermeister Peter Cremer ein Punkt, in den künftig investiert wird. Während der Messe nutzte er die Gelegenheit zu vielen Gesprächen:

Während der Eifel.Turm eine interessante Vision darstellt und sicherlich ein „Highlight“ werden könnte, ist das Thema Radtourismus und hier insbesondere die Ertüchtigung des RurUferRadweges, ein konkretes Projekt, das den Tourismus in der Region und auch in Heimbach wieder ein Stück voranbringt. Das Radfahren mit dem E-Bike ist so komfortabel, dass es selbst in unserer bergigen Gegend Freude macht. Ziel für Heimbach ist es, die touristischen Zahlen auf dem hohen Niveau zu halten und die Attraktivität der Stadt für Tages- und Übernachtungsgäste zu steigern. Hierzu gehört es, neben der Verbesserung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, das Angebot an Gastronomie und Einzelhandel zu steigern und den Lokaltourismus zu stärken. Zu allen Themenbereichen konnte ich persönlich in Berlin gute Gespräche führen.“

Von der Eifel in die Welt

Malaysische Tänzer [Foto: pg]

Neben den Regionen, die sich aus aller Welt präsentieren, und den vielen Reiseunternehmen, die ihre Touren anpreisen, gibt es auch zahlreiche Vorträge, die sich mit dem Tourismus an sich beschäftigen. Schöne heile Welt Urlaub? Natürlich liegen Hochglanzpräsentationen verschiedener Destinationen aus, wie beispielsweise Glamping (Luxuscamping) im Regenwald von Malaysia. „Wo Natur auf Komfort trifft“ lautete der Slogan des Tourismusamtes. Interessanter war da schon die Tanzpräsentation einer malaysischen Tanzgruppe.

Probleme des Tourismus sprach Professor Andreas Neef von der Universität Auckland, Neuseeland, während einer Diskussionsrunde von tourism-watch an, wo es insbesondere um Tourismus in Entwicklungsländern ging. Gerade in Schwellenländern und Entwicklungsländern sind viele negative Ausprägungen des Tourismus zu sehen. Einheimische werden von ihrem Land vertrieben, damit internationale Hotelketten ihre Luxusbauten ansiedeln können. Spekulanten, internationale Investoren oder korrupte lokale Bürokraten profitieren, die arme Bevölkerung hat dagegen das Nachsehen. Die Arbeitsbedingungen und Bezahlungen in den Betrieben sind oftmals sehr schlecht, Kleinbauern oder Fischer verlieren ihre Lebensgrundlage.

Am Stand des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) verfolge ich gespannt einen Vortrag über grünen Tourismus in Georgien. Anscheinend will man hier andere Wege gehen – so jedenfalls die offiziellen Aussagen. Das kleine Land im Kaukasus hat seine Besucherzahlen in den letzten Jahren rasant gesteigert. Allein von 2017 auf 2018 gab es ein Plus um rund 30 Prozent – das macht etwa vier Millionen Touristen in 2018. Gewaltige Steigerungsraten für so ein kleines Land. Das Tourismusamt von Georgien hat inzwischen ein Konzept zu einem „Grünen Tourismus“ entwickelt. Produzenten, Hotel- und Gasthausbetreiber, sowie lokale Führer und Tour-Anbieter sollen vermehrt umweltbewusste touristische Angebote schaffen, Zertifizierungen sollen eingeführt werden. Georgien solle eine „Grüne Marke“ im Tourismus werden, erklären die Referentinnen. Einige positive Beispiele gibt es schon. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Konzept Fuß fassen und weite Kreise in diesem faszinierenden Land ziehen wird.

Der Baikalssee im Winter. [Foto: Max Pixel]

Von Massentourismus geplagt ist eine ganz andere Region, die bisher in meinen möglichen Urlaubszielen noch keine Rolle spielte, da doch sehr weit entfernt: Der Baikalsee. Er ist einer der größten und der tiefste See der Welt. Ein kleines aufstrebendes Unternehmen (https://www.explorussia.com/) bietet individuelle Touren an. Wenn man den Mitarbeitern Glauben schenkt, sollte man im Winter an den Baikalsee fahren und mit der Transsibirischen Eisenbahn anreisen: Ein Winterabenteuer pur! Von Moskau sind es rund 5.000 Kilometer und die gezeigten Fotos lassen Träume erwachen. Aber auch der Baikalsee ist nicht frei von Problemen, wie mir die jungen Leute des Unternehmens an ihrem Stand berichten. Der Westen des Sees sei überlaufen von chinesischen Touristen. Sie kämen in chinesischen Bussen, übernachteten in Hotels, die Chinesen gehören, und brächten sogar eigens Essen mit – nachhaltiger, sanfter Tourismus sieht anders aus.

Dann lieber an das Ostufer des Sees im Winter mit Schlittschuhen im Gepäck. Tagsüber auf dem See schöfeln – wie die Ostfriesen zum Schlittschuh laufen sagen – abends in die russische Banja (Sauna), in einem kleinen lokalen Gasthaus übernachten, mit typisch russischem Essen und ein klein bisschen Vodka den Abend begehen: Ein Traum ist geboren. An der passenden Kleidung für das winterliche Sibirien hapert es noch bei mir, doch das sollte das kleinste Problem sein…

15.3.2019LebenEifel0 Kommentare pg

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