Umland: Nicht Malle, Rimini oder Hurghada sind in diesem Jahr als Urlaubsziel angesagt. Stattdessen heißt es, Deutschland entdecken. Gerade recht kommt da der Reiseführer „Nah dran“ aus dem J.P. Bachem Verlag. Autor Bernd Pieper macht Appetit auf einen Besuch in einem von 22 vorgestellten Biosphärenreservaten, Natur- oder Nationalparks. Und das mit einem ungewöhnlichen, originellen Zugang.
In den Mittelpunkt seiner Beschreibungen stellt Pieper jeweils einen Menschen, der eine besondere Beziehung zu eben diesem Stück Natur hat. Da ist der Benediktinermönch, der aus den Kräutern im Naturpark Ammergauer Alpen den berühmten Ettaler Kräuterlikör brennt. Die Frau, die Führungen durch den Nationalpark Schwarzwald auch mit Gebärdensprache anbietet. Die Ex-Krankenschwester, die im Biosphärenreservat Bliesgau ein veganes Bistro betreibt. Die Britin, die mit ihrem Ehemann an der Elbe einen alten Wasserturm in einen Aussichtsturm mit Café verwandelte.
Sie alle haben ihren ganz speziellen, persönlichen Blick auf die Natur. Ein Spezialgebiet wie Astronom Harald Bardenhagen, der für seine Sternenführungen den dunklen Himmel über dem Nationalpark Eifel schätzt, wovon regelmäßig auch die EIFELON-Leser profitieren. Oder die Geschichte der Menschen, die einmal im Naturpark Kellerwald-Edersee lebten und in deren Rolle die Führerin schlüpft. Und natürlich kennen sich die eigenwilligen Charaktere auch in der jeweils typischen Fauna und Flora mit ihren seltenen Vertretern oder mit den geologischen Besonderheiten ihres Einsatzortes aus.
Das macht – zumal flott geschrieben – neugierig und Lust. Paul Meixners stimmungsvolle, oft seitenfüllende Fotos von Landschaft, Mensch und Tier tragen das ihre dazu bei.
Das Buch wird unterstützt von Organisationen, die sich für Natur und Umweltschutzeinsetzen – NABU, VCD und BUND. Dazu von der Deutschen Bahn. Eine Besonderheit dieses Buches ist, dass es zu jedem der 22 Ziele eine Karte gibt, die angibt, wie viele ICE-Stunden es von Köln, Hamburg, München und Berlin entfernt ist. Und eine Karte mit dem Streckennetz der DB und Museumsbahnen liegt auch bei. Eine gelungene zeitgemäße Alternative zu sonst üblichen Tipps, wie man mit dem Auto das Ziel erreicht. Dazu noch Hinweise, wie man „vor Ort“ mit öffentlichen Verkehrsmitteln mobil bleiben kann.
Leider fehlen direkte Hinweise zur touristischen Infrastruktur, etwa zu örtlichen Fremdenverkehrsvereinen. Dafür gibt’s ausgewählte Angebote über die zentrale „Nah dran“- Webseite www.fahrtziel-natur.de.
So ist das Buch engagiert, aber nicht ganz benutzerfreundlich. Das betrifft auch die hellgrauen, schwer erkennbaren Seitenzahlen, die – wohl um das Foto nicht zu „stören“ – vor allem zu Beginn der Kapitel fehlen. Und dann hätte der Leser wohl auch gerne gewusst, was der Unterschied zwischen einem Nationalpark, einem Naturpark und einem (UNESCO-)Biosphärenreservat ist. [Jürgen Schön]
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