Kreise, Kreis Euskirchen: „Wir erteilen den Auftrag“, sagte Landrat Günter Rosenke nach kurzer Diskussion im Krisenstab. „Die Initiative der Nordeifelwerkstätten zur Herstellung von Mund-Nasen-Schutzmasken ist absolut zu begrüßen!“ Schutzausrüstung ist begehrt in Corona-Zeiten, und wenn der Markt nur spärlich oder mit Zeitverzögerung liefern kann, muss man kreativ werden. Die Idee der NEW: Bei 95 Grad waschbare und damit wiederverwertbare Masken herzustellen. Georg Richerzhagen, Geschäftsführer der NEW: „Bei dieser Temperatur werden alle Keime abgetötet.“ Denn die vertragen nach Medizinerexpertise nicht einmal 60 Grad Celsius. Dazu wird als Stoffmaterial Bio-Baumwolle genutzt, damit wird auch schon bei der Rohstoffproduktion auf Nachhaltigkeit geachtet.
Werner Crommen, Gesundheitsingenieur beim Kreis, hatte sich die Prototypen angesehen und zusammen mit der NEW diese optimiert. Von der Idee war er gleich begeistert: „Das ist genial gedacht“. Die Masken seien hilfreich bei Verdachtsfällen oder bei einer nachgewiesenen Infektion. Das Material stammt aus ausgesonderten Einkaufstaschen des dm-Konzerns. Einige Tausend Pfandstofftaschen bekommen die NEW monatlich von dm zum Kontrollieren und Sortieren.
Genäht werden die Schutzmasken von den Hauptamtlichen der NRW, denn die Beschäftigten mit Behinderung dürfen momentan durch die Landesverfügung nur in Ausnahmefällen in die Werkstätten kommen. Zu diesen Fällen gehören aber auch drei Beschäftigte, die zusammen mit den Hauptamtlichen bügeln, nähen und zuschneiden. Mitarbeiterin Kerstin Wambach: „Deshalb ist das eines der sinnvollsten Dinge, die ich seit Wochen mache. Wir alle sind hier mit vollem Herzen dabei!“ Thorsten Schönrath, Produktionsleiter NEW Kuchenheim: „Toll ist auch, dass die Masken nicht steril weiß oder OP-grün sind, sondern bunt.“ Und so findet man auf den Bändern zum Befestigen der Masken auch mal bunte Muster oder sogar aufgedruckte Pinguine.Das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung hat die Nordeifelwerkstätten (NEW) nun mit der Herstellung von textilen Mund-Nasen-Schutz-Masken beauftragt. In einem ersten Schritt nimmt der Kreis die komplette Produktion von fünf Werktagen ab. Über die konkrete Verwendung und Verteilung wird noch entschieden. Auch Christian Ramolla, der Leiter des Gesundheitsamtes, begrüßt das Projekt der NEW und weiterer Privatinitiativen. „Grundsätzlich ist festzuhalten, dass selber hergestellter – sprich genähter – Mund-Nasen-Schutz eine sinnvolle Sache ist.“ Dies bestätige unter anderem auch der Virologe Prof. Christian Drosten, der insbesondere die Bundesregierung in der Corona-Krise berät. Allerdings seien die effektiveren und wichtigeren Schutzmaßnahmen nach wie vor das Einhalten von Husten – und Niesregeln (in die Armbeuge, in unbenutzte Einmaltaschentücher), eine gute Händehygiene und insbesondere das Abstandhalten von 1,5 bis 2 Metern zu anderen Personen.
Ramolla weiter: „Wichtig ist, dass ein Mund-Nasen-Schutz grundsätzlich nicht den Träger vor einer möglichen Infektion schützt, sondern die Mitmenschen. Dabei werden im Falle von Niesen oder Husten entstehenden Tröpfen durch den Mund-Nasen-Schutz zurückgehalten. Diese Barrierefunktion leistet auch ein selbst hergestellter textiler Mundschutz.“ Ein positiver Effekt für den Träger ist, dass das Anfassen von Mund und Nase in der Regel intuitiv verhindert wird. Damit ist ein gewisser Schutz vor sogenannten Schmierinfektionen vorhanden.
„Für die optimale Wirkung eines wiederverwendbaren Mund-Nasen-Schutzes ist darauf zu achten, dass er enganliegend getragen wird und bei Durchfeuchtung gewechselt wird“, ergänzt Werner Crommen. Als geeignetes Material für selbst hergestellten Mund-Nasen-Schutz empfiehlt er kochfestes Material, z.B. Baumwolle. Der benutzte textile Mund-Nasen-Schutz sei dann bei mindestens 90 Grad zu waschen und anschließend zu trocknen. [epa]
Zentrale Mundschutznähaktion in der Stadt Schleiden gestartet
Die Caritas der Region Eifel e.V. und die Stadt Schleiden haben mit drei fleißigen Näherinnen aus dem Stadtgebiet eine zentrale Nähaktion für Baumwollmundschutze ins Leben gerufen. Gesucht werden weitere ehrenamtliche Näherinnen und Näher, sowie Stoff- aber auch Geldspenden. Die Stoffabgabe kann montags bis donnerstags von 9.00 bis 17.00 Uhr, freitags bis 13.00 Uhr, bei der Caritas in Schleiden erfolgen. Zu anderen Zeiten, bitte die Stoffe vor der Tür deponieren. Es werden ausschließlich gewaschene Leinen- und Baumwolltücher benötigt. Finanzielle Spenden können auf eines der von der Stadt Schleiden eingerichteten Spendenkontos bei der Kreissparkasse Euskirchen (DE02 3825 0110 0003 1002 94) oder der VR-Bank Nordeifel (DE46 3706 9720 5000 5600 16) mit dem Verwendungszweck „Mundschutz“ eingezahlt werden. Eine Spendenquittung wird auf Wunsch ausgestellt.
Die fertigen Mundschutze erhalten zunächst Risikopatienten und medizinische Einrichtungen/Dienstleister, anschließend Polizei, Feuerwehr, THW, DRK und Verwaltung, dann alle anderen Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen mit Bedarf. Die ersten 100 Masken wurden an das Krankenhaus Schleiden überreicht. Die nächsten rund 150 Masken sind bereits fertiggestellt. Nicole Müller, Schleider Bürgerin: „Wir haben diese Aktion ins Leben gerufen, um den Menschen, die für uns ALLE hart arbeiten, wenigstens ein bisschen Sicherheit in dieser Zeit zu geben. Wir halten Abstand und dennoch zusammen in unsrem Schleede!“
Ingo Pfennings, Bürgermeister der Stadt Schleiden: „Fast gleichzeitig haben mich Frau Müller und Frau Bollig darauf angesprochen, dass sie sich anlässlich der Corona-Krise gerne mit ihren Nähfähigkeiten einbringen wollen. Ein Angebot, dass mich direkt begeistert hat und für das ich den mittlerweile drei Damen sehr dankbar bin. Wir haben gemeinsam entschieden, lieber eine zentrale Aktion zu koordinieren, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal zu nutzen und so einen weiteren Beitrag zum Schutze aller zu leisten. Toll, dass wir mit der Caritas für die Region Eifel e.V. einen weiteren Partner an Bord holen konnten.“
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