Euskirchen: Sie sind sehr gesucht, werden aber immer seltener gefunden: Fachkräfte gelten immer häufiger als Mangelware, auch im Kreis Euskirchen. Das hörten die zahlreichen Besucher, die am vergangenen Dienstagabend ins S-Forum der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) kamen, gleich mehrfach aus Expertenmund. Live erleben konnten sie allerdings, wie neue Junghandwerker und Junghandwerkerinnen in den Gesellenstand erhoben wurden: Denn bei der 71. Lossprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Rureifel waren 83 Männer und Frauen aufgelistet, denen nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss eine äußerst günstige Zukunftsprognose attestiert wurde.
So sagte KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück in seiner Begrüßungsrede zu den jungen Handwerkern und Handwerkerinnen: „Das Handwerk boomt und ist auf gut ausgebildete Fachkräfte wie Sie angewiesen.“ Nicht nur in Deutschland sei das so, auch im benachbarten Ausland seien handwerkliche Dienstleistungen und Produkte „Made in Germany“ nach wie vor sehr gefragt. „Bremsschuh“ für die Betriebe seien nur fehlende Fachkräfte – teilweise müssten sogar Aufträge aufgrund mangelnder Personalkapazitäten abgelehnt werden und mancher Auftraggeber müsse sich auf längere Wartezeiten einstellen. Glück beglückwünschte die jungen Leute ausdrücklich zu ihrem erfolgreichen Ausbildungsabschluss, betonte aber: „Ihre berufliche Entwicklung geht weiter – vielleicht bis zur Meisterprüfung.“ Dass lebenslanges Lernen und Aufgeschlossenheit für Neues im Handwerk gefragt sind, unterstrich auch Willi Fetten, Stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Rureifel: „Das Handwerk der Zukunft wird noch komplexer und kreativer.“
In Zeiten der Digitalisierung und des schnellen Wandels in fast allen Lebensbereichen forderte auch Markus Ramers, Stellvertretender Landrat Kreis Euskirchen, die Gesellinnen und Gesellen auf:
„Bilden Sie sich weiter. Die Probleme von morgen kann man nicht mit dem Wissen von gestern lösen.“
Er dankte allen an der Ausbildung Beteiligten, von Verantwortlichen in den Betrieben über Ausbilder in Berufsschulen bis hin zu Prüfern und Eltern wie Freunden, denn „Ausbildung ist auch Gemeinschaftswerk.“ Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sollten die jungen Handwerker und Handwerkerinnen anderen über ihre Erfahrungen berichten und zu „Botschaftern ihres Handwerks“ werden. Manche Handwerker wie etwa Maurer würden in Zukunft so begehrt sein, dass sie irgendwann mehr verdienen würden als etwa ein Lehrer, wie Ramers von einem Zukunftsforscher erfahren hatte: „Auch werden Bewerbungsgespräche anders verlaufen.“ Nicht der Bewerber müsse sich um den Betrieb bemühen, sondern der Betrieb um den Bewerber.
Auf die zahlreichen Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten im Handwerk machte auch Uwe Günther, Hauptgeschäftsführer Kreishandwerkerschaft Rureifel, die Gesellinnen und Gesellen aufmerksam. Alle erhielten mit dem Gesellenbrief von der Handwerkskammer Aachen auch einen Wertscheck über 100 Euro für eine Fortbildung. Man müsse nicht einmal weit für ein Plus an Wissen fahren, so Günther: „Wir haben auch ein Bildungsangebot vor Ort, etwa im Berufsbildungszentrum Euskirchen.“ Der Hauptgeschäftsführer moderierte den Abend ebenso gekonnt wie entspannt und stolperte auch nicht über hierzulande ungewöhnliche Namen, als er jeden Gesellen und jede Gesellin namentlich auf die Bühne rief. Günther bedankte sich bei der Band „Snowbird“, die für den passenden musikalischen Rahmen sorgte und deren Musiker „auch ihr Handwerk verstehen“, sowie bei der KSK. Die stellte nicht nur traditionell ihre Räumlichkeiten für die Lossprechungsfeiern zur Verfügung, sondern lud im Anschluss auch zum Imbiss in der hauseigenen Kantine ein, bewirtschaftet von den Nordeifelwerkstätten (NEW). [epa]
Evgenia Lehn (Bäckerin), Sebastian Nelles (Maurer) und Alexander Hihn (Anlagenmechaniker/-in für Sanitär- Heizungs- u. Klimatechnik)
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