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Karla Faßbender "sieht" mit ihren Händen. [Fotos: pg]

Karla Faßbender stellt aus: Skulpturen zum Anfassen

Euskirchen: Urgestein, Erdmond, Seelenmuschel, Spinnaker oder Kompass – schon die Namen der Steinskulpturen regen die Fantasie an und laden dazu ein, die Kunstwerke zu erfahren. Berühren ist dabei ausdrücklich erlaubt. Dies ist der Künstlerin Karla Faßbender wichtig, denn durch eine Augenentzündung hat sie ihre Sehkraft vor 36 Jahren verloren. Nur noch ein wenig Hell und Dunkel kann sie erkennen, manchmal – je nach Lichtverhältnissen – auch Farben. Ihre Finger sind zu ihren Augen geworden und sie regt auch die Besucher an, die Skulpturen auf diese Art zu erleben. Zu sehen sind die Werke in der Herz-Jesu-Kirche, Herz-Jesu Vorplatz in Euskirchen.

Entstanden ist der Kontakt über Karl-Heinz Beck vom Forum Ehrenamt in der Euskirchener Region „feder“. Bei den Gesprächen mit Pfarrer Max Offermann und einer Ortsbesichtigung der Apsis stellte sich schnell heraus: Dies ist der richtige Ort für eine Ausstellung. Karla Faßbender, Jahrgang 1950, hat die Kunst erst spät für sich entdeckt. Ihr Mann habe sie überredet, an einem Kurs teilzunehmen, erzählt Faßbender. Erste Arbeiten mit Ton und Speckstein fertigte sie unter der Leitung von Bildhauerin Edith Sauerborn 2002. Es folgte der Besuch der Winterwerkstatt an der Alanus Hochschule in Alfter bei der Bildhauerin Stefanie Gather. „Karla mach weiter“, motivierte sie Karla Faßbender. Sie machte weiter, besucht immer noch regelmäßig Kurse, ist seit 2013 Mitglied der Künstlervereinigung „Blinde und Kunst“ in Köln und hat sich der Künstlergruppe BHS 24a in Alfter angeschlossen. Es sei eine sehr meditative Arbeit, meint die Künstlerin. Die Arbeit an den Steinen gibt ihr Halt: „Das tut mir gut.“ Motiviert hat sie auch die Teilnahme an der Ausstellung „Art blind“, einer Gemeinschaftsausstellung internationaler Künstler mit Sehbehinderung im Kölner Stapelhaus 2013. 150 Bewerber habe es gegeben. „Das wird nichts“, war sich Karla Faßbender sicher, doch sie irrte sich. Sie zählte zu den 16 ausgewählten Bewerbern. In Euskirchen hat sie nun ihre erste Einzelausstellung.

Speckstein, Alabaster oder Serpentin sind die Steine, die Karla Faßbender mit Bildhauerraspel und Schleifpapier bearbeitet. Maschinen benutzt sie nicht und auch Hammer und Meißel kommen nur sehr selten zum Einsatz. Schließlich ist die Arbeit damit ohne Sehkraft nicht ganz ungefährlich und die Hände könnten schnell verletzt werden.

Bei der Auswahl der Rohsteine tastet sie die Steine genau ab, um zu sehen, ob er sie inspiriert. Dann macht sie sich an die Arbeit. Bei den meisten ihrer Werke lässt sie ein bisschen von der natürlichen Struktur der Steine stehen. Dies macht auch den Reiz der Werke aus und lädt förmlich dazu ein, die Steine zu berühren. Es gibt viel zu entdecken, wenn man um die Skulpturen herumgeht und sie sich von allen Seiten, in verschiedenen Lichtverhältnissen anschaut. Doch dann sollte man die Formen mit den Fingern entdecken, ihren Rundungen und ihren Ecken nachfahren, die Oberflächen spüren. Mal ist der Stein glatt geschliffen – ein Handschmeichler sozusagen – dann wieder kommt der rauhe, ursprüngliche Stein hervor.

Die Werke von Karla Faßbender sind nicht figürlich, sie spielt mit den Formen und Farben des Materials. Alabaster möge sie besonders, weil er so lichtdurchlässig sei. Die „Seelenmuschel“ ist eines ihrer Lieblingsstücke. Wie eine Muschel ist der Stein geformt und an manchen Stellen so zart, dass das Licht hindurchscheint. Samtig fühlt sich die geschliffene Oberfläche an, wenn man mit den Fingern über den Stein fährt. Karla Faßbender arbeitet nicht figürlich, doch die Kunstwerke regen die Sinne an und Formen entstehen. „Spinnacker“ hat sie eines ihrer Werke genannt und der zartrosa gefärbte Speckstein reckt sich wie ein Segel hinauf, vorne glatt geschliffen, wie vom Wind bearbeitet, dahinter noch rauh und etwas wild. Es gibt viel zu entdecken in den Skulpturen von Karla Faßbender.

Zu sehen ist die Ausstellung in der Herz-Jesu-Kirche sieben Tage lang: Von Samstag, 13. Mai, bis Freitag, 19. Mai, jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr.

12.5.2017KulturEuskirchen0 Kommentare pg

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