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Bundeswehr ganz inklusiv: In Euskirchen haben Mitarbeiter und Beschäftigte der Nordeifelwerkstätten den Kantinen-Betrieb in der Generalmajor-Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne übernommen. [Foto: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa]

Nordeifelwerkstätten übernehmen zwei Bundeswehrkantinen

Euskirchen: Einen großen Tag in Sachen Inklusion erlebten am Mittwoch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nordeifelwerkstätten (NEW): Nach wochenlanger Planung und Vorbereitung rührte erstmals ein Team der NEW in Töpfen und Pfannen der Kantine in der Generalmajor-Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne in Euskirchen. Am viertgrößten Bundeswehrstandort in NRW mit mehr als 1800 Soldaten werden Menschen mit Behinderung in Zukunft dafür sorgen, dass die Bediensteten vor Ort ohne lange Wege mit vollem Magen ihren Dienst leisten und eine echte „Nahversorgung“ genießen können. „Das war für uns alle eine große Herausforderung“, berichtete NEW-Küchenmeister Markus Frings. Man sei am ersten Tag mit vier Hauptamtlichen – er selbst, Susanne Schönbeck, Sabine Mey und Amela Latic – sowie vier Beschäftigten – Marcia Da Silva Casacao, Marcell Lenz, Thomas Oettershagen und Nadine Anhelm – gestartet und alle seien sehr aufgeregt gewesen. „Aber am Ende hat alles gut funktioniert, und wir konnten am ersten Tag bereits über 200 Essen ausgeben“, freute sich Frings. In Zukunft würden zwei Hauptamtliche und drei Beschäftigte die Kantine bewirtschaften.

Mit Rindergulasch und Nudeln hatten sich die NEWler ein Mittagsessen ausgesucht, bei dem man bei den überwiegend männlichen Kasernenbediensteten nichts verkehrt machen konnte. Aber selbstverständlich gab es auch eine Alternative: Für die Vegetarier stand eine mediterrane Gemüsepfanne auf der Speisekarte. Der ranghöchste Soldat in Euskirchen, Brigadegeneral Peter Webert, ließ es sich nicht nehmen, die neue Kantine an diesem Tag persönlich zu besuchen. Der Kommandeur des Zentrums für Geoinformationswesen und Leiter des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr war begeistert von der hohen Qualität der Speisen und setzte sich nach dem Essen noch zu den Kantinenmitarbeitern an den Tisch, um mit ihnen einen Kaffee zu trinken, was diese als eine besondere Anerkennung und Wertschätzung empfanden. Webert berichtete, dass die Kantine 15 Monate lang außer Betrieb gewesen sei, nachdem ein privater Caterer den Dienst quittiert habe: „Unser Verpflegungsamt hat den Kantinenbetrieb für unseren Standort neu ausgeschrieben, und die NEW haben ihren Hut in den Ring geworfen.“

Offensichtlich erfolgreich, denn die NEW werden künftig nicht nur die Kantine in der Gersdorff-Kaserne betreiben, sondern nach der Renovierung ab Februar auch die Kantine in der Mercator-Kaserne am anderen Ende von Euskirchen.
„Wir haben der Bundeswehr unser Konzept vorgestellt, das sich bereits bei der Kreissparkasse Euskirchen, dem Thomas-Esser-Berufskolleg und natürlich in unseren eigenen Kantinen an vier Standorten bewährt hat“, berichtete NEW-Geschäftsführer Georg Richerzhagen. Neben der Mittagsversorgung biete man auch einen Frühstücksservice sowie einen Konferenz- und Veranstaltungsservice an. „Zwei Menüs kommen aus unserer Zentralküche in Ülpenich, ein drittes wird hier vor Ort erstellt“, so Richerzhagen weiter. Sowohl für die NEW als auch für die Bundeswehr sei dies ein sehr besonderes Projekt.

„Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind alle hypermotiviert“, verriet Küchenmeister Frings, der bereits acht Jahre bei der Bundeswehr in Koblenz gearbeitet hat. Jetzt bei der Bundeswehr zu arbeiten, sei für alle sehr aufregend gewesen. Besser könne Inklusion eigentlich nicht laufen. Mitarbeiter Marcell Lenz berichtete: „Erst habe ich gedacht, bei der Bundeswehr könnte es vielleicht zu streng sein. Aber seit heute weiß ich, dass die Soldaten alle sehr nett sind.“ In Sachen Kantinenbetrieb verfügt die NEW seit Jahren über große Kompetenzen, da sie nicht zuletzt auch auf ihre eigene Infrastruktur zurückgreifen kann. So werden beispielsweise frische Lebensmittel und Getränke direkt aus dem CAP-Markt in Kuchenheim angeliefert, einem integrativen Tochterunternehmen der NEW. Ein weiteres NEW-Kind, das Inklusionsunternehmen EuLog, übernimmt als Logistikexperte darüber hinaus den Essenstransport von Ülpenich nach Euskirchen. Und da auch Soldaten zuweilen etwas Süßes vertragen können, versorgt die Bonbonmanufaktur aus Kall die Damen und Herren mit Leckereien.

Um eine Kantine zu betreiben, braucht es natürlich das entsprechende Personal. Dieses wird in eigenen Förderprogrammen von den NEW ausgebildet und trainiert, etwa in der Großküche in Ülpenich, von der auch mehrere Kindertagesstätten mit Mittags-Menüs beliefert werden. Am Standort Kuchenheim gibt es neben einer Kantine eine spezielle Lehrküche. Denn erklärtes Ziel der NEW, die sich als Dienstleister rund um die Belange von Menschen mit Behinderung verstehen, ist die Qualifizierung für verschiedenste Tätigkeitsfelder je nach individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen. Dies reicht von Verpackung und Logistik über Gartenbau und handwerkliche Dienstleistungen bis zu Saunabau und Montage für die Industrie. Im Kantinenbereich etwa stellt die NEW dafür auch Außenarbeitsplätze zur Verfügung.

Wie gut das auch für das Selbstbewusstsein ist, wurde beim Pressetermin deutlich sichtbar: Stolz präsentierte sich das Kantinen-Team den Pressevertretern. Marcia Da Silva Casacao hat nicht nur viel Freude an ihrer neuen Arbeitsstätte, sondern fühlt sich auch bestens auf ihre Tätigkeit vorbereitet: „Ich habe bei den NEW in Ülpenich ein Praktikum gemacht und habe auch schon im Restaurant meiner Mutter geholfen.“ Ein weiteres Teammitglied ist sogar eigens von Brühl zu den NEW gewechselt und ist hochzufrieden damit, die Arbeit sei jetzt wesentlich besser auf sie zugeschnitten.
„Insgesamt arbeiten bei uns etwa 50 Beschäftigte mit Handicap im Küchenbereich“, berichtete Georg Richerzhagen, „Dazu kommt noch einmal ein achtzehnköpfiges Fachpersonal.“ Für viele Beschäftigte biete die Arbeit in der Kantine sogar ein Sprungbrett zum freien Arbeitsmarkt.

„Viele Unternehmen scheuen sich noch immer, Menschen mit Behinderung einzustellen, umso glücklicher sind wir, dass die Bundeswehr hier vorbildlich zeigt, dass Inklusion nicht nur möglich ist, sondern auch für beide Seiten gewinnbringend sein kann“, so Richerzhagen. Am Ende des ersten Arbeitstages waren alle sehr geschafft, aber glücklich, die Herausforderung gemeistert zu haben. „Aufgrund des sehr hohen Engagements und der perfekten Teamarbeit haben Sie alle eine super Leistung hingelegt“, lobte Georg Richerzhagen das Kantinenteam. [Eifeler Presse Agentur/epa]

24.1.2020LebenEuskirchen0 Kommentare redaktion

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