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Das Unternehmen EuLog ist ein gutes Beispiel für gelungene Inklusion in der Wirtschaft. [Foto: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa]

Inklusionsunternehmen „EuLog“ ist ein „Big Player“ im Kreis Euskirchen

Euskirchen: Bislang wird Inklusion in Deutschland hauptsächlich in manchen Schulen umgesetzt. In Firmen und Unternehmen hält sich noch überwiegend das Vorurteil, dass Inklusion eine nette Vorstellung ist, die sich im Alltagsleben aber kaum realisieren lässt. Die EuLog Service gGmbH, die zur Unternehmensgruppe der NEW Nordeifelwerkstätten gehört, straft dieses Vorurteil Lügen. Als Inklusionsunternehmen hat die EuLog sich das Ziel gesetzt, die Inklusion und Förderung von Menschen mit Behinderung im Berufsalltag voranzubringen und ist damit seit zehn Jahren erfolgreich unterwegs. Kürzlich wurde der runde Geburtstag in Euskirchen gefeiert.

Manfred Lang (re) moderierte die Diskussionsrunde, in der die Teilnehmer die zehn Jahre EuLog Revue passieren ließen. [Foto: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa]

Bevor die Laudatoren das Wort hatten, bedankten sich der Geschäftsführer der NEW Nordeifelwerkstätten, Georg Richerzhagen, und EuLog-Geschäftsführer Markus Wilden bei der Belegschaft der EuLog und den Mitarbeitern der NEW, die am Vortag noch bis tief in die Nacht hinein eine einfache Lagerhalle zur beeindruckenden Event-Location umfunktioniert hatten. Eine Theke, Sitzgelegenheiten und eine ganze Bühne waren aus Paletten erstellt worden. Große Luftballonarrangements hingen von der Decke, und der CAP-Markt aus Kuchenheim und der Nimm-Ess-Mit-Markt aus Bad Münstereifel hatten ein riesiges Büffet gezaubert, das keine Wünsche offen ließ. Für süßen Nachtisch hatte die Bonbonmanufaktur am Kaller NEW-Standort gesorgt. Den Startschuss zur Feierlichkeit gab Lagerist Willi Janzen, der mit der Gabel seines Gabelstaplers und viel Fingerspitzengefühl behutsam einen Buzzer drückte und damit ein kleines Feuerwerk auslöste.

Wahrscheinlich analog zum Begriff „Blogger“ erfand Landrat Günter Rosenke an diesem Vormittag eine neue Bezeichnung für die Belegschaft der EuLog, die er kurzerhand „EuLogger“ nannte. Er erinnerte sich daran, 2013 bei der EuLog mit 400 Gästen seinen traditionellen Neujahrsempfang gefeiert zu haben und bekannte unumwunden, dass er sehr stolz auf dieses Unternehmen sei. „Als Tochterunternehmen der NEW hat die EuLog sich in nur wenigen Jahren zum Big Player im Kreis Euskirchen entwickelt, zum größten Inklusionsunternehmen in unserer Heimat“, so Rosenke. 52 Mitarbeiter, davon mehr als die Hälfte Menschen mit Behinderung, erwirtschafteten jährlich einen Gesamtumsatz von weit über fünf Millionen Euro. Davor könne er nur seinen Hut ziehen. „Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Unternehmen im Kreis Euskirchen den Mut aufbringen, Menschen mit Handicap eine Chance zu geben“, so der Landrat weiter. Die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden in der Regel nicht nur rasch als bewährte Kollegen geschätzt. „Sie danken es ihrem Arbeitgeber auch mit Sorgfalt und Zuverlässigkeit – und oft mit einer sehr ausgeprägten Treue zum Unternehmen.“ Die EuLog beweise, dass man sowohl wirtschaftlich erfolgreich, als auch sozialverantwortlich arbeiten könne. In seiner sehr engagierten Rede forderte der Landrat zu einem Umdenken auf und dazu, einen anderen Blick zu wagen, nicht mehr über Menschen mit Handicap zu entscheiden, sondern mit ihnen gemeinsam. Nicht verschiedene Lebenswelten gelte es für die Menschen zu schaffen, sondern eine gemeinsame Lebenswelt für alle. Behinderung sei nur eine Facette einer Person. Doch erst die Summe aller Merkmale mache den Menschen aus. Und Vielfalt mache letztlich wiederum das Wesen jeder Gesellschaft aus.

Ein Mitarbeiter von „EuLog“, Willi Janzen (v.l.), brachte für Hartmut Cremer mit dem Gabelstapler einen Scheck über 5.000 Euro in die Halle, den Cremer als „Geburtstagsgeschenk“ an die „EuLog“ übergab. [Foto: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa]

Hartmut Cremer, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), betonte, dass die EuLog Großartiges für die Gesellschaft leiste und überbrachte im Namen des kompletten Vorstands einen Scheck in Höhe von 5.000 Euro, der von Willi Janzen mit dem Gabelstapler vor die Bühne gebracht wurde. Mit kräftigen Trommelrhythmen sorgte die Cajon-Gruppe der NEW unter der Leitung von Andreas Wohlfahrt für den musikalischen Höhepunkt der Festlichkeit. Die ganze Halle klatschte dazu im Takt. In einem Filmbeitrag der Eifeler Presse Agentur wurde die ganze Vielfalt von EuLog deutlich. Zum Unternehmen gehören nämlich nicht nur der Logistik- und Lagerbetrieb, sondern auch Handwerkliche Dienstleistungen und ein CAP-Markt, in dem seit fünf Jahren Lebensmittel verkauft werden. In einer anschließenden Talkrunde, die von Journalist Manfred Lang moderiert wurde, erinnerte sich zunächst der langjährige Geschäftsführer der NEW, Wilhelm Stein, an die Geburtsstunde der EuLog. „Wir waren zwar gut vorbereitet gewesen, doch fiel unser Start 2009 ausgerechnet in die Zeit der Finanzkrise, die auch das deutsche Wirtschaftssystem ins Wanken brachte“, so Stein. Gleichzeitig aber seien die politischen Voraussetzungen damals sehr gut gewesen, so dass man es schließlich gewagt habe, ein inklusives Logistikunternehmen zu gründen.

Eine Halle habe man direkt in Kuchenheim gefunden. Deren Zustand war allerdings so, dass man, so EuLog-Betriebsleiter Achim Baum, dort im Winter hätte Schlittschuhlaufen können. Stein: „Kurz: Die Rahmenbedingungen waren schwierig, und wir hatten manche schlaflose Nacht.“ An eben diese Zeit konnte sich auch Klaus-Peter Rohde vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) erinnern, dessen Aufgabe es damals war, die Errichtung von Inklusionsbetrieben zu begleiten. „Politisch hatte das Thema damals gerade Rückenwind und Arbeitsminister Laumann stellte sogar Landesmittel in Aussicht, um die Inklusion in Unternehmen voranzutreiben. Innerhalb von drei Jahren sollten NRW-weit mindestens 1000 zusätzliche Arbeitsplätze in diesem Bereich geschaffen werden.“ Da er rasch bemerkt habe, dass die NEW sich sehr gut auf diese Gründung vorbereitet hatte, seien keine langen Beratungsgespräche nötig gewesen. Man habe das Projekt gern finanziell unterstützt, zumal es im gesamten Kreis Euskirchen bis dato nichts Vergleichbares in Sachen Inklusionsunternehmen gegeben habe. Dass er sich nicht getäuscht habe, beweise die Geschichte von EuLog.

Einer der ersten Kunden der EuLog war die Ernst Zeiss GmbH, ein Entwickler, Lohnhersteller und Abfüller von Körperpflege- und Kosmetikprodukten. „Wir suchten damals einen Partner, da wir von Logistik keine Ahnung hatten“, erinnerte sich Rosemarie Hansen. Man habe der EuLog einen Vertrauensvorschuss gegeben und es nie bereut. Die Partnerschaft dauere bis heute an. „Dieses Vertrauen war für uns damals sehr wichtig“, erinnerte sich Achim Baum, „ohne dieses Vertrauen der Firma Zeiss hätten wir einen weitaus schlechteren Start gehabt.“ Erst später seien Miele und Nestlé als Partner hinzugekommen. „Anders als manche große Spedition sind wir ein sehr flexibler Partner“, so Baum, „das schätzen unsere Kunden besonders an uns.“

Was es bedeutet, von einer Werkstatt für Behinderte zurück auf den ersten Arbeitsmarkt zu finden, berichtete Steffen Scheels, der bereits seit zehn Jahren bei der EuLog arbeitet: „Ich wollte weg von den Sozialleistungen und raus aus der Grundsicherung.“ Dieser Schritt gelang ihm, und heute sei er froh, bei der EuLog zu arbeiten und einer ganz normalen sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachzugehen. Damit sich niemand im Alltagsleben allein gelassen fühlt, bietet die EuLog eine Psychosoziale Betreuung. Anne Karbaum ist die Ansprechpartnerin für alle Mitarbeiter vor Ort. „Meine Tür steht immer offen, ich bin für alle Belange da, löse kleine und größere Probleme, leiste Hilfe bei Antragstellungen oder stehe einfach mal für ein Pläuschchen zur Verfügung“, berichtete sie von ihrer Arbeit.
Tanja Adolf von NEW Job, einem „Spezialarbeitsamt“, so Moderator Lang, ist dafür zuständig, Menschen mit Behinderung auch in andere Betriebe zu vermitteln: „Bei den NEW haben wir sehr viele Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung. Hier können sie in verschiedene Aufgaben hineinschnuppern und ausprobieren, was ihnen zusagt.“ Überhaupt sei es das Wichtigste, herauszufinden, wo die Leidenschaften, wo Motivation und Lust lägen, um den Menschen dann auch eine entsprechende Stelle, ein Praktikum oder eine Berufsausbildung anbieten zu können. Denn, so brachte es Anne Karbaum auf den Punkt: „Es gibt für jeden Menschen den richtigen Arbeitsplatz, wenn man sich nicht darauf konzentriert, was er nicht kann, sondern was er gut kann.“ [Eifeler Presse Agentur/epa]

4.10.2019WirtschaftEuskirchen0 Kommentare redaktion

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