Euskirchen: Schlangestehen sorgt bei den meisten Menschen für miese Laune, doch im Euskirchener Stadtmuseum war vergangenes Wochenende genau das Gegenteil zu erleben. Mit strahlendem Lächeln reihten sich die Wartenden geduldig hintereinander. Voller Vorfreude, denn nur zentimeterweise ging es vorwärts. Alle hatten ein gemeinsames Ziel vor Augen: den kleinen quadratischen Tisch, an dem Karikaturist Peter Gaymann saß und gut gelaunt mit geübtem Schwung seine Bücher signierte.
Zwischen den wartenden Fans entwickeln sich spontane Gespräche und immer wieder perlt herzhaftes Lachen auf, wenn sich wildfremde Menschen gemeinsam über eine Gaymann-Karikatur in einem der Kalender oder Bücher beugen. Die positive Stimmung steckt einfach an.
Geduldig steht auch Inge Langanke in der nicht abreißenden Schlange. Unter dem Arm zwei Exemplare des Karikaturen-Bandes „Traumpaare“. „Früher kannte ich seine Zeichnungen nur von den urkomischen Postkarten, die ich oft verschickt oder verschenkt habe“, erzählt die Euskirchenerin, die mit ihrer Freundin bereits zur Ausstellungseröffnung Anfang Oktober im Museum war. Nun will sie sich gleich mehrere frisch gekaufte Bücher vom Künstler persönlich signieren lassen.Wenige Schritte weiter entrollt eine junge Frau lachend ein Gaymann-Poster, auf dem sich gelbe Hühner in urkomischen Yogastellungen verrenken. „Das hängt seit Jahren an meinem Kühlschrank“, erzählt sie. „Meine Erinnerung an Freiburg“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Nun wartet auch sie auf eine persönliche Signatur vom Meister des „Huhniversums“.
Ein paar Stichworte genügen und schon flitzt Gaymanns Stift für eine persönliche Widmung übers Papier: Geburtstagskindern prosten die schrägen Vögel aus seiner Feder mit einem Sektglas zu. Bei Katzenliebhabern thronen die Hühner auf dem Kopf eines irritierten Stubentigers. Dann wieder äugt das Federvieh vergnügt durch eine herzförmige Brille und übermittelt die ganz individuelle Botschaft. Jede dieser unzähligen, kleinen Zeichnungen ein Unikat – signiert mit „P. Gay“, dem schwungvollen Kürzel des Künstlers.
Seine spontane Kreativität setzt Gaymann seit Jahren als Botschafter für den Bundesverband der Kinderhospize auch caritativ ein. So entstanden am 2. Oktober während der Euskirchener Ausstellungseröffnung an der Staffelei drei großformatige Zeichnungen, die gegen Höchstgebot den Besitzer wechselten. Christina Nowrat, die gleich nebenan in der Euskirchener Kulturverwaltung arbeitet, kann ihr Glück noch gar nicht fassen. „Bei der Vernissage war ich krank und konnte erst Tage später während einer Mittagspause vorbeischauen und mitbieten.“ Mit hundert Euro war sie dabei, hält nun strahlend das Bild „Nudelo“ in der Hand und wartet geduldig auf eine Signatur des Künstlers. „Danach werde ich das Bild in dem Fachgeschäft schräg gegenüber rahmen lassen.“ Die beiden anderen Bilder, die während der Vernissage mit dickem schwarzen Filzstift auf Karton entstanden, gingen an die Aachenerin Brigitte Scheins. So konnten insgesamt fünfhundert Euro an die Kinderhospiz-Bewegung überwiesen werden.„In ernsten Situationen braucht man Humor“, beschreibt Peter Gaymann sein ehrenamtliches Engagement für die Kinderhospize und schildert mit wenigen, eindringlichen Worten seine Erlebnisse auf den Stationen, in denen sterbende Kinder betreut werden. „Man merkt die Schwere dort. Und gleichzeitig wollen die kleinen Patienten Clowns haben und lachen…“
Die beiden goldgerahmten Karikaturen, die eigens für die Euskirchener Ausstellung entstanden, bleiben auch zukünftig als Dauerleihgaben im Stadtmuseum. Ein Motiv wurde von der Stadt, das andere Bild von dem Energieunternehmen e-regio erworben. „Ich gehe davon aus, dass die Museumsfassade nun genauso bunt gestaltet wird“, verwies Peter Gaymann auf seine Zeichnung mit dem Museumsmotiv. Da erobern quietschegelbe Hühner mit Leiter, Pinsel und Farbtopf das Gebäude, um die tristen Mauern bunt zu gestalten. Falls die Idee umgesetzt werde, käme er persönlich vorbei und würde bei der Malaktion mitwirken, versicherte Gaymann.Museumsleiterin Dr. Heike Lützenkirchen war von der gelungenen Signierstunde im Museum restlos begeistert: „Das war eine tolle Aktion, denn Peter Gaymann gab nicht nur Autogramme. Aus jeder Widmung wurde ein persönliches Kunstwerk.“
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