Heimbach: Es hat schon Tradition. Jedes Jahr versammeln sich unermüdliche Kanuten am Silvestermorgen, um mit ihren bunten Booten ein letztes Mal auf den Wellen der Rur nach Zerkall zu gleiten. „Andere Clubs motten bereits im Herbst ihre Boote ein und holen sie erst wieder im Frühjahr heraus, wenn das Wetter wärmer wird“, erzählt Pit Dauven. Bei der Kanuabteilung der Spielvereinigung Boich-Thum liegen zwischen „Abpaddeln“, dem offiziellen Saison-Ende, und „Anpaddeln“, dem Start ins neue Wassersport-Jahr, allerdings nur wenige Stunden: Am Neujahrs-Morgen um zwölf Uhr startet traditionsgemäß die neue Saison…
14 wetterfeste Sportler trafen sich diesmal zum alljährlichen „Abpaddeln“ – darunter auch der zehnjährige Ferenc aus Obermaubach, der zum ersten Mal mit dabei war. Bei einem Infotag des Clubs lernte er vergangenen Sommer sein neues Hobby kennen und ist seitdem Feuer und Flamme für diese Art von Wassersport. „Es macht Riesenspaß!“, versichert er mit leuchtenden Augen und wartet ungeduldig darauf, mit seinem Kajak ins Wasser rutschen zu können.
Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mussten sich die Sportler – im wahrsten Sinne des Wortes – warm anziehen. „Unter der Trockenhose habe ich zusätzlich zwei lange Unterhosen übereinander an“, verrät Gerda Selzner, während Roland Ackenheil in seine knallgelben „Paddelpfötchen“ schlüpft: Überdimensionale, wasserdichte Handschuhe, die direkt am Paddel montiert werden können.
Gut eine Stunde hatten die Sportler für ihre Wasserreise nach Zerkall einkalkuliert. Auf den üblichen Zwischenstopp in Abenden verzichteten sie bei ihrer Silvester-Tour diesmal allerdings: „Da treffen wir uns anschließend zum Aufwärmen!“ Trotz anfänglicher Skepsis werden es im Verein immer mehr, die am „Winterpaddeln“ Spaß haben. Und so lautet das gemeinsame, augenzwinkernde Motto „Wir paddeln auch bei schönem Wetter“.
Vor 35 Jahren gründete der ehemalige Boicher Sonderschullehrer Pit Dauven den Verein mit damals sieben Mitgliedern, einem 10er Kanadier und acht Wildwasserbooten als Kanuabteilung des örtlichen Fußballvereins. Inzwischen zählt der Club mit über 250 Kanuten zu einem der größten in ganz NRW. 1998 wurde auf dem Schulgelände in Boich eine Bootshalle errichtet – in ihr finden die mittlerweile etwa 100 vereinseigenen Boote und ein kleiner Transportbus Platz.
Haus- und Übungsgewässer ist der Rursee und natürlich die Rur, die von den Kanuten das ganze Jahr über jeden Samstag befahren werden kann. „Wir haben eine Extragenehmigung, mit der wir auch während der Sperrzeit vom 1. März bis 15. Juli auf dem Wasser unterwegs sein dürfen.“ Im Gegenzug starten die Sportler jedes Jahr eine große Säuberungsaktion und sammeln im Bootskonvoi den achtlos weggeworfenen Müll in und an der Rur.
Mit seinen 76 Jahren hat Pit Dauven mittlerweile 275 unterschiedlichste Gewässer in Europa und Sibirien befahren. Als „Wanderwart“ organisiert er zudem die gemeinsamen Boots-Touren. Mal geht die Crew auf Entdeckungsreise durch die Amsterdamer Grachten. Dann wieder erkunden sie gemeinsam die Kanäle der Lagunenstadt Venedig. Bei einer ihrer Paddeltouren folgten die Sportler auf den Flüssen Seine, Loire und Oise den Spuren der französischen Impressionisten: An charakteristischen Orten legten sie an und besuchten die Wirkungsstätten van Goghs, Monets oder Caillebottes.
Seine Vorsätze für 2015 hat Pit Dauven konkret formuliert: „Möglichst jeden Tag auf dem Wasser sein!“
www.rureifel-kanu.de
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.