EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0
Schon vor 50 Jahren gingen Jung und Alt in der Eifel gemeinsam auf Wanderschaft. [Fotos: privat]

50 Jahre Deutscher Alpenverein in Heimbach-Blens

Heimbach, Blens: Die Kölner Eifelhütte des Deutschen Alpenvereins (DAV) in Blens wurde dieses Jahr ein halbes Jahrhundert alt. Kalle Kubatschka, der erste Vorsitzende des Deutschen Alpenvereins, Sektion Köln, eröffnete das Sommerfest mit Live-Musik der „Fiesta Poets“. Eine besondere Attraktion waren die Mutzbacher Alphornbläser, die einen Hauch von „Bergatmosphäre“ ins Dorf zauberten.

50_jahre_koelner_eifelhuette

Mit einem bunten Sommerfest feierte der Deutsche Alpenverein das 50-jährige Bestehen der Kölner Eifelhütte. [Foto: Brigitte Lerho]

In den letzten fünf Jahrzehnten ist die Eifelhütte fester Bestandteil des idyllischen 300-Seelen-Dorfes in der Eifel geworden. EIFELON-Fotografin Brigitte Lerho, Tochter des ersten Hüttenwarts Herbert Lerho, hat ihre Kindheitserinnerungen an die Kölner Eifelhütte niedergeschrieben. Eine Liebeserklärung an die Region:

Mein persönliches 50-jähriges Jubiläum liegt zwar schon ein paar Jahre zurück, aber meine Erinnerungen an die Kölner Eifelhütte in den 60/70er Jahren sind noch ganz wach. Wir fuhren immer nur nach Blens in den Urlaub, nie woanders hin, aber ich habe auch nie etwas vermisst.

Kinder gab es dort genug, wir waren wie die Orgelpfeifen. Einer vererbte dem anderen seine Bergschuhe (Pech für die Kleinsten, aber ansonsten wirklich praktisch) und es war immer jemand zum Spielen da. Langeweile kannten wir nicht. Wir gingen wandern, oder den ganzen Tag an den Rursee mit Kofferradio, Kartoffelsalat und Frikadellen. Man konnte uns auch einfach mal „laufen lassen“. Irgendwo im Dorf fand man uns schon wieder, alle Türen waren offen, die Kontakte zu den Blensern sehr gut. Es gab ja damals auch noch zwei Kneipen im Dorf, in denen man sich kennenlernen konnte.

Einmal suchte mich meine Mutter und fand mich mit meinen nagelneuen Schühchen mitten in einer Jauchegrube zusammen mit meiner kleinen Freundin Irene aus dem Dorf. Ja, Jauchegruben gab es damals noch, genauso wie Misthaufen, in denen wir Kinder Wurmköder zum Angeln in einer Blechdose mit Löchern sammelten. Morgens wurde ich mit einer Milchkanne zum Bauern geschickt, um frische Milch, direkt von der Kuh zu holen. Auch wenn sich der ein oder andere danach heute die Finger lecken würde, für mich war es schrecklich. Der säuerliche Geruch im Stall, die riesengroße Kuh, die lauwarme Milch mit Fettaugen… und die sollte ich dann auch noch trinken. So war ich eben als Kölner Stadtkind und mag bis heute Milch nur ganz kalt und ohne Fettaugen.

Heute bin ich sehr froh, dass ich das erleben durfte. Manche Kinder aus meiner Klasse hatten zu damaliger Zeit noch nie eine Kuh „live“ gesehen und haben die Wochenenden damit verbracht, in den Kölner Hinterhofhecken Marienkäfer in Streichholzdosen zu sammeln, wie langweilig.

metallbett

Bloß nicht mit dem Zeh ans kalte Metall des quietschenden Eisenbetts kommen.

Und die Winter! Da konnte man mit dem Schlitten von der Blenser Kapelle aus die verschneite, damals noch nicht asphaltierte Straße heruntersausen. Die Hütte war an den Wochenenden meistens voll belegt. Ich erinnere mich, dass es im Winter ziemlich kalt war in den Schlafräumen. Die Beheizung erfolgte nur über Luftschächte, die die warme Luft aus den unteren Räumen nach oben ließ. Da musste man sich eben gut einmummeln. Aber wehe, wenn man mit einem Zeh an das kalte Eisen der quietschenden Betten kam, da war man garantiert wieder hellwach. Wir bewohnten Zimmer Nr. 1. Morgens, wenn ich die Augen aufschlug, konnte ich durch das Fenster gleich das Wetter sehen. Bei trübem Himmel im Sommer war mein erster Gedanke dann immer: Oh nein, heute können wir nicht an den See! Im Rursee hat man mir auch das Schwimmen beigebracht.

Wenn auf der Hütte alle nach einem ausgedehnten Kletter-, Wander- oder Rurseetag eine Dusche nehmen wollten, hieß es erst einmal warten. Der Wasserspeicher für die einzige Dusche reichte gerade mal für zwei, drei Leute. Später wurden zwar noch Duschen im ehemaligen Hühnerstall der Eifelhütte eingerichtet, die waren aber nur von außen zu erreichen und auch nicht beheizt – besonders im Winter nicht sehr angenehm.

Alles war einfach, aber es war absolut genug. Was vor allem Anderen besonders zählte, war die wunderbare Gemeinschaft. Es wurde zusammen geklettert, gewandert, geschwommen, gefeiert und gesungen. Die Silvesterfeiern, die Sonnwendfeiern, Mariannes selbstgestrickte Strümpfe, Sibilles Kartoffelsalat und Werner als Nikolaus waren grandios, soweit meine Erinnerung. Ironische Bemerkungen über Kniebundhosen, karierte Hemden und Wanderlieder, die ich hörte, wenn ich anderen begeistert von der Zeit in Blens erzählte, habe ich schon als Kind und Jugendliche ignoriert.

Inzwischen hat der Bergsport ein völlig anderes Image. Klettern ist „in“, es werden absolute Höchstleistungen erreicht. Für das regelmäßige Training finden sich Kletterhallen überall. Was wirklich seltsam ist: Bis heute bin ich absolut kein Vereinsmensch, aber die Zeit damals hat mich nachhaltig geprägt und beeindruckt. Heute wohne ich im Haus meines verstorbenen Vaters, gleich neben der Eifelhütte. Wenn ich dann manchmal abends denen lausche, die nebenan auf der Wiese sitzen, Gitarre spielen und dazu singen, wird es mir ganz warm ums Herz. Die Lieder sind neu, aber die Romantik ist die alte geblieben, zumindest für mich. [bl]

Im Jahr 1964 kaufte der Deutsche Alpenverein die ehemalige Pension Hoor in Blens als neues Haus für die Kölner Sektion. Das große, denkmalgeschützte Fachwerkhaus von 1590 wurde unter Leitung des damaligen Hüttenwartes Herbert Lerho in Eigenleistung der DAV-Mitglieder umgebaut, renoviert und 1966 eröffnet. Die zu dieser Zeit noch bekletterbaren Buntsandsteinfelsen, die herrliche Umgebung und die Nähe zu Köln machte Blens für die Kletter- und Wanderfreunde besonders attraktiv. Nach diversen Zwischenrenovierungen entschloss sich der Deutsche Alpenverein im Jahr 2010, das Haus unter Mitwirkung des Amtes für Denkmalschutz innen und außen komplett zu sanieren. Die Aufenthaltsräume wurden vergrößert, Küche und sanitäre Anlagen erneuert, die Schlafräume hell und freundlich umgestaltet. 2012 wurden die Arbeiten fertiggestellt. Die Kölner Eifelhütte, nahe dem Dorfplatz gelegen, gehört heute zu den schönsten Fachwerkhäusern in Blens.
Für reine Klettersportler ist der Standort seit der Sperrung der Felsen aus Naturschutzgründen in den 1990er Jahren nicht mehr so reizvoll; nur einige Felsen im nahe gelegenen Nideggen dürfen noch erklettert werden. Aber das Angebot des DAV hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant erweitert. Und so wird die Hütte heute gerne von Jugend-, Familien- und Wandergruppen, oder für Veranstaltungen und Seminare genutzt. Auch für Nichtmitglieder des deutschen Alpenvereins sind Buchungen möglich. Weitere Informationen unter: http://www.koelner-eifelhuette.de
9.6.2016VereineHeimbach, Blens0 Kommentare Gast Autor

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite