Kall: Sie pflegen noch immer einen uralten Kaller Brauch, dessen Erhaltung jedoch schwerer wird. Diesen Umstand bedauert Bastian Pütz, der „Hötjong“ (Vorsitzende) des Kaller Maigeloogs, das derzeit mitten in den Vorbereitungen für die zweitägigen Maifeierlichkeiten in Kall steckt. Pütz: „Es wird schon immer schwieriger, Jugendliche für die Mitarbeit im Geloog zu begeistern.“ Große Unterstützung bekommen die Junggesellen dagegen von der Gemeinde und von Ortsvorsteher Guido Keutgen, dem die Erhaltung des Brauches besonders am Herzen liegt.
Seit der Mitgliederversammlung im Januar, bei der Hötjong Bastian Pütz wiedergewählt wurde, hat das Geloog einen neuen Vorstand. Zweiter Vorsitzender ist Lukas Müller, Benedikt Despineux bekleidet das Amt des Kassenwartes, während Dominik Mertens für die Schriftführung zuständig ist. Als Beisitzer komplettiert Julian Weiler den Vorstand.
Schon seit Februar ist das Geloog damit beschäftigt, auf einer geheimen Liste die Maipaare zusammenzustellen, die am Vorabend des Maifeiertages vom Felsen an der Gemünder Straße ausgerufen werden. Dieses „Verkuppeln“ von Kaller Mädchen ab 16 Jahren und Kaller Jungen ab 18 Jahren zu Maipaaren ist ein über 100 Jahre alter Brauch in Kall – in der Vergangenheit sind dadurch auch schon etliche Ehen entstanden.
Rund 200 Paare und das Maikönigspaar werden nach wochenlangen Recherchen des Geloogs auf die Mailiste gebracht, wobei die Beratungen im Vereinslokal Gier hinter verschlossener Tür stattfinden. Die fertige Liste hütet Bastian Pütz im verschlossenen Geloogs-Koffer, der auch während der einwöchigen Präsenz des Geloogs am Maifeuer nahe dem Hallenbad eine Rolle spielt. Denn sobald das Geloog dort seine Zelte aufgeschlagen hat, hat jeder Kaller Junggeselle noch die Chance, sein Begehren, mit welcher Herzdame er gern auf der Mailiste stehen würde, erfüllt zu bekommen. Gegen einen Kasten Bier ist das Geloog nämlich gerne bereit, spezielle Wünsche zu erfüllen und die Mailiste zu ändern. Die Bestechlichkeit des Geloogs hat in Kall ebenso Tradition wie der alte Maibrauch selbst. Junge Frauen dagegen haben keine Möglichkeit, sich ihren Wunschprinzen mit Hilfe einer Kiste Bier zu ergattern: Damenbesuch ist im Geloogs-Lager am Hallenbad bis zum Beginn der Maifeier nicht nur unerwünscht, sondern absolut tabu…
Die Feierlichkeiten zum 1. Mai beginnen am Freitag, 24. April, um 15.00 Uhr mit dem Aufbau des Maiplatzes am Hallenbad. Am Samstag, 25. April, um 13.00 Uhr steht dann das Abholen des Dorfmaibaums auf dem Programm. Am Sonntag, 26. April, um 18.00 Uhr findet die traditionelle Maimesse in der Pfarrkirche statt. Das Ausrufen der rund 200 Maipaare beginnt am Donnerstag, 30. April, um 15.30 Uhr vom Felsen an der Gemünder Straße. Höhepunkt des Ausrufens ist die Verkündigung des Maikönigspaares, dessen Identität bis dahin streng geheim gehalten wird.
Abends teilen sich die Jungen in mehrere Gruppen auf und ziehen zum traditionellen Maisingen („He komme die Kaller Knechte…“) von Haus zu Haus und bitten um Spenden. Während die „Sänger“ in Kall unterwegs sind, treffen sich Vereine und die Bevölkerung zum gemütlichen Beisammensein am Feuer auf dem Maiplatz.
Höhepunkt der Mai-Feierlichkeiten ist der große Umzug am Freitag, 1. Mai, um 13.00 Uhr. Vom Maiplatz aus wird der Maikönig in einer Kutsche und unter Begleitung aller Maipaare und der Musikkapelle Kall zum Haus der Maikönigin gefahren, wo auch Bürgermeister Herbert Radermacher und Ortsvorsteher Guido Keutgen dem Königspaar ihre Aufwartung machen. Nach einem Umtrunk und einem Walzertanz des Königspaares startet der Festzug zum Maiball im Saal Gier. Das Geloogs und der Ortsvorstehers hoffen, dass sich auch die Kaller Bevölkerung rege an den Maifeierlichkeiten beteiligt. [pp]
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