Kreise: Werden sich die Einzelhändler vor Ort gegen den Internethandel behaupten können? Und wenn ja, mit welchen Strategien können Geschäftsleute auch weiterhin ihr Fachgeschäft in der Innenstadt erfolgreich betreiben? Fragen, die den Einzel- und Großhändler zur Zeit beschäftigen, denn die Digitalisierung verläuft in einem rasanten Tempo. Die Struktur- und Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen nimmt sich dieses Themas an. Vor Kurzem erst war die Fachhochschule Aachen mit einem mobilen 3D-Drucker in Euskirchen (EIFELON berichtete), jetzt fand für Unternehmer im Mechernicher Rathaus eine Veranstaltung mit Experten statt, die sich mit dem Thema „Digitalisierung im Groß- und Einzelhandel – Chancen und Risiken“ beschäftigte.
„Die Bedeutung der Handelsbranche für den Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen ist nicht zu übersehen. Jeder fünfte Betrieb im Kreis ist ein Handelsbetrieb, 15 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind im Handelssekttor tätig“, sagte Iris Poth, Leiterin der Stabsstelle für Struktur- und Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen, in ihrer Begrüßung. In absoluten Zahlen macht dies bei 1.700 Betrieben mehr als 8.000 Mitarbeiter in diesem Bereich. „Wodurch wird die Entwicklung der Handelsbranche aktuell gekennzeichnet? Wie wirkt sich der digitale Wandel auf die Zukunft des Handels aus?“, benannte Poth einige der Hauptfragen für die Unternehmen. „Mit dem digitalen Wandel gehen vielfältige Gestaltungschancen einher“, ist sich die Wirtschaftsförderin sicher.
Prof. Dr.-Ing. Thomas Ritz von der Fachhochschule Aachen war einer der Experten an diesem Abend und er machte den Einzelhändlern durchaus auch Mut. „Das Shoppen ist auch ein soziales Erlebnis“, meinte Ritz, der Handel sei mehr als der Einkauf einer „Tennissocke Größe 42“. Die Menschen wünschen sich attraktive Innenstädte, wo sie in den Geschäften gut beraten werden, die Produkte in die Hand nehmen können und zwischendurch einen Kaffee trinken oder etwas essen gehen können. „Fürchten Sie sich nicht“, ermutigte Ritz die rund 50 Teilnehmer.Doch die Einzelhändler müssten sich auch im Klaren sein, dass die Kunden sich verändert hätten: „Der Kunde weiß heute alles“, erklärte der Professor. Über das Internet informieren sich die Menschen. Über das Produkt, aber auch über Preise. „Ihre Stammkunden sind ihr größtes Potenzial“, sagte der Thomas Ritz und betonte die Wichtigkeit von qualifizierten Kräften im Geschäft: „Sie brauchen super Personal.“ Eine gute fachliche Beratung, Service und weitergehende Dienstleistungen rund um das Produkt unterscheiden den Einzelhandel vom Internetkauf. Viele Händler klagen, dass die Kunden sich die Produkte im Geschäft angucken, um dann später im Internet zu bestellen. Doch rund 50 Prozent Umsatz des klassischen Handels funktioniere andersherum: Die Kunden informieren sich vorher im Internet, um dann im Geschäft vor Ort einzukaufen, stellte Ritz klar.
„Gibt es mehr Chancen oder mehr Risiken“, fragte Moderator Michael Franssen, Technologiescout des Kreises Euskirchen, in die Runde. Die Meinungen gingen auseinander. Die Kunden seien heute sehr gut vorinformiert und darauf müssten die Händler reagieren, betonte ein Einzelhändler, während andere auch die Gefahr sahen, dass die Menschen bei der Digitalisierung auf der Strecke bleiben könnten. Viele Unternehmen im ländlichen Raum beständen über ihre Dienstleistungen, bestätigte Peter Dierichsweiler, Wirtschaftsförderer der Stadt Mechernich, die Ausführungen von Thomas Ritz. „Viele wollen im Internet die Waren vorbestellen und später im Geschäft abholen“, meinte Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverband Nordrhein-Westfalen Aachen-Düren-Köln e.V. Er betonte aber auch, dass die Menschen sich beim Einkauf ein schönes Ambiente wünschten. Er habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass viele Kunden überinformiert seien, da könne der Einzelhandel mit einer guten Beratung punkten.
Dr. Gunter Schaible, Geschäftsführer der IHK Aachen in den Bereichen Grundsatzfragen der Außenwirtschaft, Euregionale Zusammenarbeit und Verkehrspolitik, forderte, man müsse sich als Händler immer neu erfinden und sich immer wieder selber hinterfragen. Die Digitalisierung verwandele den Handel rasant, meinte er und verglich diese Entwicklung mit der Motorisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1900 seien auf den Straßen in New York überwiegend Pferdekutschen unterwegs gewesen und nur ganz wenige Automobile. Nur 13 Jahre später habe sich dieses Verhältnis komplett umgekehrt. „Die Zyklen werden schneller“.“ Simone Böhm, Ortsvorsteherin in Freilingen und stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Blankenheim, brachte ein Beispiel, wie die Digitalisierung erfolgreich genutzt werden kann. Sie baute ein Buchungsportal für das LEADER-Projekt „Eifel mobil“ auf. Sie habe nicht ständig am Telefon sitzen wollen, nannte sie ihre Motivation, sich mehr mit dem Internet zu beschäftigen. Sie habe selbst nur wenige Computerkenntnisse, bekannte sie, doch ihr Sohn half aus. Mit seiner Hilfe entstand ein einfaches Buchungsportal, worüber das Fahrzeug gebucht werden kann. „Man muss sich auch mal überwinden“, motivierte die Ortsvorsteherin die Teilnehmer, sich auch mit der Technik auseinanderzusetzen.
Wirtschaftsförderung Kreis Euskirchen: http://www.wirtschaft-kreis-euskirchen.de
http://www.wfg-aachen.de
Der Kreis Düren setzt auf das Förderprogramm des Landes „Digitale Wirtschaft in NRW“. Der digitale Wandel steht nicht nur vor der Tür, sondern findet bereits statt. Damit Nordrhein-Westfalen seine Möglichkeiten ausschöpfen kann, soll der Digitalstandort NRW durch die Initiative „Digitale Wirtschaft in NRW“ mit 42 Millionen Euro gestärkt werden. Das Förderprogramm DWNRW-Networks unterstützt deshalb den Aufbau und Betrieb von laufenden und neuen Netzwerken.
Weil neue Firmen häufig vor dem Problem des schwierigen Markteintritts und der Umsetzung von Projekten stehen, ist eine Netzwerkmitgliedschaft besonders wichtig. So können sie von den Erfahrungen anderer Unternehmer, Investoren, Dienstleister und Kooperationspartner profitieren. Für den Austausch und die nötigen Kontakte sollen die DWNRW-Networks sowohl eine lokale Plattform als auch ein überregionales Netzwerk schaffen.
Zielgruppen des Förderprogramms sind lokale Anbieter von Co-Working-Spaces, Technologie- und Gründerzentren, lokale oder regionale Finanzinstitute und Banken, Hochschulen, Venture Capital-Anbieter, Business Angels, Unternehmen aus Mittelstand und Industrie, Verbände und Netzwerke der Wirtschaft, berufsständische Körperschaften des Gewerbes und der Arbeitnehmer und nicht zuletzt Städte und Gemeinden. Sie alle können mit bis zu 200.000 Euro bei einer Förderquote von bis zu 50 Prozent unterstützt werden. Weitere Informationen gibt Anette Winkler, Leiterin der Stabsstelle für Wirtschaftsförderung Kreis Düren, per E-Mail oder Telefon 02421 – 222559.
Wirtschaftsförderung: http://www.kreis-dueren.de
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