Kreise, Kreis Euskirchen: Ein Tierfreund, der zeitweise mit 40 Katzen und anderen Tieren zu Hause gelebt hat, ein Menschenfreund, der das Leben liebt, ein Weinkenner und Genießer mit mörderischen Gedanken, eine Mutter, die von der Ersatzbank eingewechselt wurde, und einer der bekanntesten Sänger der Republik: Radio Euskirchen hatte für die jährliche Sendung „Menschen des Jahres“, die zum 20. Mal stattfand, wieder interessante Persönlichkeiten vors Mikrofon geholt. Aufgezeichnet wurden die Interviews im festlichen Saal des Eventhofs „Zum Alten Brauhaus“ in Kreuzweingarten. Radio Euskirchen hatte Eintrittskarten an Hörer verschenkt, die bei der Aufzeichnung der Sendung dabei sein durften.
„Wichtig ist: Diese Menschen erhalten keine Auszeichnung, sie müssen im Jahr 2018 etwas Besonderes getan haben“, erklärt Chefredakteur Norbert Jeub, der mit Moderatorin Susanne Edl die Interviews führte. Eingeladen waren Mechernichs Tierheimchef Reiner Bauer, Rotkreuz-Urgestein und Museumsleiter Rolf Zimmermann, der Autor, Restaurantkritiker und Weinbauer Carsten Sebastian Henn, der Nachwuchsfußballer Noah Katterbach, der von seiner Mutter Yvonne vertreten wurde, sowie Heino, den man nicht mehr vorzustellen braucht.
Reiner Bauer ist das Gesicht des Mechernicher Tierheims und des Mechernicher Tierschutzvereins. Letzterer existiert seit 30 Jahren, das Tierheim seit 25. Angefangen hat alles mit einer Fundkatze in Bauers Wohnung. Als noch rund 40 weitere Katzen, Hunde, Schlangen und sogar ein Frettchen dazukamen, war klar: Diese Situation war für Reiner Bauer und seine Frau nicht mehr zumutbar. Ein Tierheim musste her. Unterstützung erhielt Bauer vom damaligen Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes. Seit 1993 kommen im Mechernicher Tierheim Fundtiere unter sowie Tiere, deren Besitzer überfordert sind oder die Tiere schlecht behandeln. Besonders für letztere hat Bauer ein großes Herz. „Ich verliebe mich schnell“, gibt er zu.
Verliebt ist auch Rolf Zimmermann – und zwar in das Leben an sich. 15 Jahre lang war er Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes. Seit seiner Pensionierung vor fast sechs Jahren ist er wieder Ehrenamtler – und hat als solcher in Vogelsang die Rotkreuz-Akademie und das Rotkreuz-Museum mit aufgebaut. Im Interview mit den Radio-Euskirchen-Moderatoren berichtete Zimmermann davon, wie überwältigt er 2009 in Solferino war, als 20.000 Rotkreuzler aus der ganzen Welt dort zusammenkamen und in völliger Harmonie miteinander umgegangen waren. „Verdammte Hacke, das müsste doch auch in Vogelsang funktionieren“, so Zimmermanns Gedanke. Heute gilt der Rotkreuz-Campus in Vogelsang als „der“ Standort, an dem die Grundsätze und Ideale der DRK-Gesetze der BRD und der humanitäre Gedanke des Roten Kreuzes gelehrt und gelebt werden. Ausgerechnet in diesem von den Nationalsozialisten gegründeten Komplex treffen jedes Jahr Tausende Menschen aus aller Herren Länder im Frieden zusammen.
„Eine bemerkenswerte Struktur“
Nicht immer friedlich geht es bei Carsten Sebastian Henn zu. Zum einen bringt er gerne Menschen um – natürlich nur literarisch. Zum anderen kritisiert er, ebenfalls in Schriftform, Restaurants. Und dann baut er an der Mosel auch noch Wein an. Den Zuschauern in Kreuzweingarten gab er wertvolle Tipps, was man zu Wein am besten sagt, um nicht als ahnungslos dargestellt zu werden („Der riecht nach Quitte“ bei Weißwein und „Eine bemerkenswerte Struktur“ bei Rotwein), erzählte er von seiner Zeit als Restaurantkritiker und dass er Hausverbot in zwei Lokalitäten hat (von denen es die eine aber auch schon nicht mehr gibt). Außerdem stellte er auch noch sein neues Buch „Der letzte Caffè“ vor.
Im wahrsten Sinne des Wortes eingewechselt wurde Yvonne Katterbach. Ihr Sohn Noah war eigentlich für das Interview vorgesehen. Der 17-jährige Spieler des 1. FC Köln stand am Abend der Aufzeichnung aber im Kader der Profis gegen Regensburg. Er sendete ein zuvor aufgezeichnetes Grußwort an die Gäste im Saal. Katterbach, der aus Dreiborn stammt, spielt seit seinem siebten Lebensjahr beim 1. FC Köln. Dieses Jahr ist er im Bereich U17 mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester deutscher Nachwuchskicker in der Altersklasse ausgezeichnet worden – wie vor ihm auch schon Timo Werner, Mario Götze oder Leon Goretzka. Yvonne Katterbach erzählte unter anderem, wie sie ihren Sohn, bevor er ins Sport-Internat in Köln umzog, drei- bis viermal die Woche von Dreiborn nach Köln fuhr und wieder zurück.
Vielleicht wird Noah Katterbach ja einmal so berühmt wie der fünfte Gast des Abends. Wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag stellte sich Heino den Fragen von Norbert Jeub und Susanne Edl. Heino erzählte, dass 2019 „wirklich die allerletzte Tournee“ ansteht, dass er nach der Konditorlehre „keine Backstube mehr von innen sehen und nur noch Musik machen“ wollte, dass er in Deutschland mehr Platten verkauft hat als die Beatles. Im Publikum saß natürlich auch Heinos Frau Hannelore, die angeblich jeden Tag Radio Euskirchen einschaltet und sich beschwerte: „Ich höre Heino dort nie!“ Zu Heinos Abschieds-CD „…und Tschüss“ orakelte sie: „Ich weiß nicht, ob’s dabei bleibt“. Und dann gab sie noch eine Kostprobe vom Album, denn auch sie hat ein Stück aufgenommen, und zwar, frei nach Hildegard Knef „Für dich soll’s rote Rosen regnen“. [pp]
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