Mechernich: Kirchen, Vereine und andere Institutionen wollen Kümmerer-Rollen für die zurzeit über 170 im Stadtgebiet Mechernich lebenden Flüchtlinge übernehmen. Dazu brauchen sie Paten, Freiwillige, Ehrenamtliche aus der Bevölkerung, die mitmachen. Holger Schmitz, der Fachbereichsleiter für Schulen und Soziales in der Stadtverwaltung Mechernich, übernimmt die Koordinatoren-Rolle. Das war Mitte Januar das Ergebnis am „Runden Tisch Flüchtlingsarbeit“, an dem 22 Vertreter unter anderem aus den Reihen der Ratsfraktionen, Tafel, Rotem Kreuz, TuS Mechernich, Arbeiterwohlfahrt, Kreis, allen drei Kirchengemeinden und Ortsvorsteher teilgenommen hatten.
Holger Schmitz referierte zunächst die aktuelle Situation. Demnach nahm die Stadt Mechernich allein im vergangenen Jahr 79 Flüchtlinge auf, die Kapazität von 120 Plätzen in den städtischen Übergangsheimen ist nahezu erschöpft. Städtische Wohnungen in den Außenorten sind ebenfalls belegt. Bis zum Jahresende ist mit weiteren 70 bis 100 Flüchtlingen zu rechnen. „20 sind schon bis jetzt im Januar neu hinzugekommen“, sagte Schmitz.
Kommunikationsorte zur Ermittlung von Bedürfnissen der Flüchtlingsfamilien sollen sieben Orte im Stadtgebiet sein, an denen Flüchtlingsfamilien aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens, vor allem aber vom Balkan untergebracht sind. Unter anderem in Mechernich selbst (Peterheide), in den Übergangsheimen Elisabethhütte und Haus Rath in Strempt, aber auch in Roggendorf, Weyer, Antweiler und Vussem.
Die freiwilligen Helfer aus den Reihen der katholischen, evangelischen und freien christlichen Gemeinde sowie aus Organisationen und Vereinen sollen mit den Flüchtlingen einkaufen gehen und ihnen erklären, wo sie welche Hilfe in Anspruch nehmen und zum Beispiel Deutsch lernen können. Entsprechende Hilfen organisieren auch in Mechernich unter anderem Kreis Euskirchen, Jugendmigrationsdienst und Rotes Kreuz. Sportvereine sollen den Kindern und Jugendlichen in den Übergangsheimen anbieten, Mitglied zu werden, zum Lauftreff zu kommen oder mit Fußball zu spielen. Die Mechernich-Stiftung hat sich bereits angeboten, die entsprechenden Gebühren oder Mitgliederbeiträge zu übernehmen, so TuS-Mechernich-Vorsitzender Dr. Peter Schweikert. Kreis und Landesportbund stellen entsprechende Zuschüsse in Aussicht, wenn sich Vereine um die Integration von Flüchtlingen kümmern, versicherte Peter von Wilcken.
Ob die Bundeswehr mit zusätzlichem Wohnraum helfen könne, wollte Eifeldekan Erik Pühringer wissen. „Leider nicht“, beschied Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. Bis auf einen Bereich, die auslaufende Kfz-Staffel, zu dem die Stadt mit dem Bund in Verhandlungen steht, sei die Kommune bei den Streitkräften auf wenig Entgegenkommen gestoßen, Flüchtlingsfamilien in leer stehenden Kasernenteilen unterzubringen. Vorwiegend militärische Gründe sprechen dagegen. Das war vor 20 Jahren anders.
Sollte es bei der Unterbringung weiterer Flüchtlinge „eng“ werden, will die Stadt noch mehr Wohncontainer aufstellen, die Unterbringung in Turnhallen wie auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle in den neunziger Jahren, ist hingegen die Ultima Ratio. Da es sich bei den aktuellen Flüchtlingen unter anderem auch um Familien mit guten Arbeits- und Sozialprognosen handelt, hat die Stadtverwaltung auch schon versucht, Mietvertragsabschlüsse direkt zwischen Wohnungseigentümern und Familien zu vermitteln. Bislang leider vergebens.
Wie schnell manche Gemeinde auf die wachsenden Flüchtlingszahlen reagieren muss, erlebten die Kronenburger: Quasi über Nacht mussten 44 Flüchtlinge aus dem Kosovo, aber auch aus Serbien, Afghanistan, Mazedonien, Eritrea, Syrien und dem Irak im Haus für Lehrerfortbildung untergebracht werden. Unter den Flüchtlingen neun Familien mit 18 Kindern, die in der Eifel eine erste Zuflucht gefunden haben. Wie Einrichtungsleiter Martin Schöddert sagte, ist die Unterbringung der Flüchtlinge in dem landeseigenen Haus durch die Bezirksregierung zunächst bis zum 15. März vorgesehen. [pp]
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