Mechernich: Das Frage steht schon seit Jahren im Raum: Wie geht man mit dem durch Schwermetalle extrem belasteten Wasser um, das Tag für Tag am Burgfeyer Stollen in den Veybach austritt? Die vom ehemaligen Mechernicher Bergbaugebiet ausgehende Schwermetallbelastung ist nicht nur im Veybach und in der Erft, sondern auch im Rhein und sogar in der Nordsee messbar. Der Kallmuther Bürger Johannes Trimborn brachte das Thema nun wieder aufs Tapet der Politik, weil er in einem Anschreiben gleich mehrere Fragen an die Mechernicher Verwaltung stellte. Hintergrund ist eine von der Bezirksregierung in Auftrag gegebene Ausarbeitung der Bezirksregierung, in der mehrere Varianten erläutert werden, um das Westfeldwasser zu separieren.
Dazu muss man wissen, dass aus dem Burgfeyer Stollen jedes Jahr gut zehn Millionen Kubikmeter Grundwasser in den Veybach eingeleitet werden – darin enthalten sind 53 Tonnen Schwermetalle aus dem ehemaligen Bleiabbaugebiet im Ostfeld. Mit einem Ionenaustauschverfahren will der Erftverband dieses Wasser reinigen. Dieses Verfahren ist allerdings teuer. Würde die Wassermenge reduziert, würde das Kosten sparen. Ansatzpunkt ist die Separierung des größtenteils unbelasteten Westfeldwassers mittels Dammtüren. Damit würde die Wassermenge am Burgfeyer Stollen ungefähr halbiert. Das Wasser aus dem Westfeld würde umgeleitet und bei Scheven in den Bleibach, ein Teil vermutlich auch in den Kallmuther Bach bei Kallmuth eingeleitet.
Doch die genauen Auswirkungen durch diese Separierung sind unklar. In Kallmuth befürchtet man einen Anstieg des Grundwasserspiegels, sodass, wie vor vielen Jahren meist üblich, viele Keller feucht werden. Auch die Auswirkungen auf den Hochwasserschutz sind noch unklar. Denn Kallmuth ist offenbar besonders gefährdet: 2016 war der Ort gleich dreimal überschwemmt. Schon ohne die entsprechenden Wassermengen durch das Westfeld sei das Ereignis in keiner Weise beherrschbar gewesen, ist sich Trimborn sicher. Wie Jörg Nußbaum, zuständig für den Bereich Wasser bei den Stadtwerken, im Haupt- und Finanzausschuss beschrieb, ist weder die Kostenfrage geklärt, noch die technische Umsetzung ausgearbeitet. Außerdem, das machte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick deutlich, ist nicht die Stadt Mechernich für den Bereich verantwortlich, sondern das Land Nordrhein-Westfalen. Die nicht kalkulierbare Grundwassersituation ist für ihn der größte Knackpunkt und er versprach: „Wenn etwas gemacht wird, wird das nicht ohne vorherige Bürgerversammlung ablaufen.“Johannes Trimborn versicherte er, dass die Stadt kein Risiko eingehen werde. Die Stellungnahme des Kallmuthers werde die Stadt an die Bezirksregierung und das Gutachterbüro übermitteln. Für den Bürgermeister ist klar, dass das Gutachten dementsprechend überarbeitet werden müsse. „Dann ergibt sich vielleicht auch ein anderer Lösungsansatz.“ Bedenken, dass das Land über den Kopf von Kreis und Stadt hinweg entscheiden wird, wie einige der zahlreich zur Sitzung erschienenen Bürger befürchteten, zerstreute Jörg Nußbaum: „Vor einer Umsetzung muss ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden, dabei werden auch die öffentlichen Belange dargestellt.“
Kallmuths Ortsvorsteher Robert Ohlerth warnte vor Experimenten. „Da geben wir besser das Geld für die Reinigung aus.“ Die beträgt laut Bürgermeister Schick momentan eine Million Euro pro Jahr. Durch die Separierung würden etwa 170.000 Euro pro Jahr gespart. Die Errichtung der Dammtüren wird voraussichtlich zwischen 2,2 und 2,6 Millionen Euro kosten. [pp]
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