Nettersheim, Zingsheim: Jeden Donnerstagmorgen kommt Bewegung in die Eifel. Dann greifen über 50 Musiker in Stadt und Land zu ihren Instrumenten und machen sich auf den Weg nach Zingsheim. Denn pünktlich um zehn Uhr beginnt hier im Dorfgemeinschaftshaus die Probenarbeit des Ü50-Blasorchesters Eifel. Um Mitglied dieses einzigartigen Ensembles zu werden, sollte man zwei Voraussetzungen erfüllen: Mit Leib und Seele ein Blasinstrument spielen und – wie der Name schon sagt – älter als 50 Jahre sein.
Im Januar 2009 schaltete Peter Züll, pensionierter Trompeter im Stabsmusikchor der Bundeswehr, eine Zeitungsannonce und fragte, wer Lust und Laune habe, in einem „Senioren“-Blasorchester mitzuspielen. „Damit habe ich ins Volle getroffen, über 70 interessierte Leute kamen zu dem Treffen. Im März begannen wir mit den Proben und im Oktober hatten wir unseren ersten Auftritt.“
Den gemeinsamen Probentermin hat Peter Züll ganz bewusst auf einen Vormittag gelegt: „Wir wollen den anderen Musikvereinen keine Mitglieder wegnehmen. Das macht man nicht.“, erklärt der 64-Jährige, der während seiner aktiven Zeit als Bundeswehrmusiker alle europäischen Nationalhymnen auswendig spielen konnte. Von der Spielfreude und dem Zusammenhalt seiner Mitmusiker ist er begeistert: „Die Proben sind immer toll besetzt und alle kommen pünktlich.“, lobt er sein Orchester. „Die haben alles gemacht in ihrem Leben. Hier brauchen sie nichts mehr zu tun – nur noch spielen.“ Wer verwundert schaut, wenn er zwischen den weiß- und grauhaarigen Musikern auch einige jüngere Gesichter sieht, wird rasch aufgeklärt. „Das ist unser Jugendorchester. Die machen ihr Praktikum bei uns.“, flachst Peter Züll mit schelmischen Lächeln.
Der mitreißende Sound des großen Blasorchesters hat sich mittlerweile in der Region herumgesprochen. „Wir spielen ein großes und zwei bis drei kleinere Konzerte im Jahr. Jetzt kam sogar eine Anfrage aus Österreich.“, erzählt Züll. Im August nächsten Jahres sollen die Eifeler eine Woche lang in Velden am Wörthersee im Casino auftreten. Eine Einladung nach Kanada werden die Musiker aber wohl ausschlagen. „Die weite Reise ist für viele zu anstrengend.“
Momentan bereiten sich die Musiker auf ihr nächstes Jahreskonzert vor. Am 25. Oktober spielen sie im großen Kursaal des Gemünder Parkrestaurants auf. Gut zwei Stunden Programm hat Peter Züll zusammengestellt, bei dem die 57 Blechbläser satten Sound und fast 3.000 Lebensjahre auf die Bühne bringen werden. Ihr Repertoire reicht von Polka bis Swing, von der Filmmusik bis zum Volkslied. „Auch diesmal kann das Publikum mitsingen.“, versichert der Orchesterleiter. Dafür werden die Liedtexte auf eine große Leinwand projiziert.
Für das Jahreskonzert 2014 hat Peter Züll eigens ein neues Medley arrangiert. Unter dem Motto „Schöne Namen für die Damen“ werden 290 Takte lang unzählige Lieder mit Mädchennamen im Titel – wie zum Beispiel „Marina“ oder „Et Meiers Kättche“ – angespielt. „Da muss man ganz schön die Ohren spitzen, um alle herauszuhören, denn einige bekannte Titel erklingen nur zwei, drei Takte lang.“
Auch wenn’s am kommenden Wochenende wieder rappelvoll wird: „Hier verdient keiner Geld.“, versichert Peter Züll. Die Eintrittsgelder vom Konzert werden gleich wieder in neue Noten investiert!
Nähere Informationen zu dem außergewöhnlichen Orchester finden Sie unter www.ü50-blasorchester-eifel.de
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