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Bildhauer Egbert Broecken (r.) präsentiert gemeinsam mit Organisatoren und Sponsoren das Tastmodell der Nideggener Altstadt. [Foto: bwp]

Tastmodell der Nideggener Altstadt geht in die Gießerei

Nideggen: „Nideggen zum Fühlen, Sehen und Begreifen – ein Geschenk an die blinden und sehenden Bürger und Besucher unserer Stadt“ steht auf dem dreidimensionalen Tastmodell der historischen Altstadt, das nun nach langer Planungsphase im Nideggener Rathaus vorgestellt wurde. Eigentlich habe er bei diesem Termin gar nichts zu sagen, meinte Bürgermeister Marco Schmunkamp mit verschmitztem Lächeln zu seiner Amtsvorgängerin Margit Göckemeyer, denn schließlich habe sie doch das Projekt noch in die Wege geleitet.

Im Laufe der gut zweijährigen, konkreten Planungsphase waren viele Gespräche mit dem örtlichen Geschichtsverein und vor allem mit finanzkräftigen Sponsoren nötig, um die Idee überhaupt realisieren zu können. Mit großem Engagement setzte sich der Lions Club Kreuzau-Rureifel dafür ein, dass die Idee umgesetzt werden kann, denn nach momentanem Stand belaufen sich die Kosten für das Tastmodell des historischen Stadtkerns mitsamt der Burganlage im detailgetreuen Maßstabvon 1:600 auf satte 29.000 Euro. „Und wenn der letzte Euro nicht da ist, braucht man gar nicht erst anzufangen“, umschrieb Heinrich Krantz, Nideggener Bürger und Activity-Beauftragter des Lion Clubs, den „langen, steinigen Weg“ bis zur Realisierung. Finanzkräftige Unterstützung bekam das Projekt außerdem von mehreren Stiftungen und engagierten Privatleuten.

Für die Umsetzung konnte der Bildhauer Egbert Broecken gewonnen werden, der in ganz Europa bereits über 120 solcher ertastbaren Stadtmodelle gestaltet hat. Seine Entwürfe werden anschließend bei einer Spezialwerkstatt in Münster durch das so genannte Wachsausschmelzverfahren in Goldbronze gegossen. Anhand von Luftaufnahmen und aktuellen Katasterkarten entwickelte er auch von Nideggen zunächst ein „Formmodell“, auf dem die einzelnen Bauten des Stadtkerns aus Styrodur nachgeschnitzt und auf eine Grundplatte von 120 mal 180 Zentimetern geklebt wurden. Damit sich später alle Nideggen-Besucher – egal, ob blind oder sehend – in der Miniaturstadt zurechtfinden, sollen die jeweiligen Straßennamen sowohl in der Braille-Blindenschrift, als auch in normalen Lettern eingefügt werden. Ein haptisches Erlebnis, das den Aufbau der jahrhundertealten Stadt mit einem Fingerstreich erlebbar macht. „Alles, was viel angefasst wird, leuchtet mit der Zeit golden“, beschreibt Broeckel den schrittweisen Veränderungsprozess seiner Tastmodelle und fügte hinzu, dass das Stadtmodell Anfang Dezember in die Gießerei gehen könne und anschließend das gefertigte Wachsmodell noch einmal überarbeitet werde. So erhielten die Dächer oder das Straßenpflaster eine fühlbare Struktur. Für nächstes Frühjahr sei dann der Aufbau geplant.

Die Sorge der Anwesenden, das kostbare, circa 150 Kilo schwere Bronzemodell könne von Metalldieben gestohlen werden, konnte Broeckel entkräften. Das sei in all den Jahren noch bei keinem seiner Abbildungen passiert, meinte er überzeugend. Sicherheitshalber werde das bislang erste und einzige Tastmodell im Kreis Düren mit acht bis zehn Edelstahlankern fixiert und zusätzlich mit einem Spezialkleber auf dem für Nideggen geplanten Sandsteinsockel verklebt.

Noch vor Beginn der offiziellen Präsentation hatten sich die ortskundigen Besucher über das Modell gebeugt und gefachsimpelt: „Fehlt hier nicht noch ein Stück Stadtmauer“, rätselten sie und merkten an, dass die Leichenhalle am Friedhof oder der Anbau eines Innenstadthauses noch nicht berücksichtigt sei. Nachdem die zusätzlichen Hinweise auf noch fehlende Bauten mit rotem Filzstift auf dem Styrodur-Objekt eingezeichnet waren, ging es hinaus auf den Marktplatz. An den zentralen Ort, an dem die Miniaturstadt 80 Zentimeter über dem Kopfsteinpflaster demnächst stehen soll – zwischen Brunnen und frisch gepflanzter Linde.

26.11.2016LebenNideggen0 Kommentare bwp

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