Eifel: Er saß öfter zwischen allen Stühlen, Henning Walter, erster Leiter des Nationalparks Eifel. Zwölf Jahre hat der Leitende Forstdirektor den ersten Nationalpark Nordrhein-Westfalens geführt, Konflikte geschlichtet und zwischen unterschiedlichen Standpunkten vermittelt. Kommenden Montag findet in Schleiden-Gemünd seine Verabschiedung in den Ruhestand statt. Im Vorfeld sprach EIFELON mit einigen seiner Wegbegleiter.
Nicht allen konnte es Walter immer recht machen. Als Nationalparkleiter befand er sich im Spannungsfeld zwischen denjenigen, die die Natur sich noch mehr selbst überlassen wollen und denen, die ein Waldmanagement im Nationalpark für notwendig erachten. Diskussionen über gerodete Fichten- und Douglasienflächen, über gesperrte Wege, über neue Ver- und Gebote im Nationalpark gehörten zu seinem Berufsalltag. Das nationalparkeigene Leitbild mit seinem Anspruch, eine störungsfreie Naturentwicklung zu gewährleisten und gleichzeitig „die Erholung und das Naturerleben des Menschen in einer natur- wie kulturverträglichen Form” zu ermöglichen, sorgte für viel Konfliktpotential im Aufgabenbereich des studierten Forstmanns. Und dennoch, „am Ende ist die Erfolgsgeschichte des Nationalparks Eifel nach diesen zwölf Jahren die Erfolgsgeschichte des Henning Walter”, bringt es Oliver Krischer, Vorstand des Fördervereins Nationalpark Eifel, auf den Punkt. „Henning Walter hat den Nationalpark zu dem gemacht, was er ist”, findet ebenfalls Peter Cremer, Bürgermeister von Heimbach, eine der acht Nationalparkkommunen. Und das, wozu Walter den Nationalpark gemacht hat, ist eben auch ein touristischer Anziehungspunkt in der strukturschwachen Eifelregion.
Dabei musste Henning Walter im Laufe seiner Karriere selber umdenken. Er, der Forstwirt. Über Jahre war es seine Aufgabe, den Wald nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu bewerten. Nach seinem Forstwissenschaftsstudium an der Georg-August-Universität in Göttingen setzt Walter ab 1980 die Theorie in die Praxis bei der Landesforstverwaltung Nordrhein-Westfalen um. Hier arbeitet er zunächst in verschiedenen Forstämtern und bei der Mittelbehörde, er war Leiter des Forstamts Bad Münstereifel und betreute auch den Wald im Freilichtmuseum Kommern. Bei der Höheren Forstbehörde Rheinland ist er anschließend bis 1995 tätig, wird Leiter des Referats Holzverkauf, Waldarbeit, Maschinen und Wegebau. Im neuen Jahrtausend ist Henning Walter Leiter des Staatlichen Forstamtes Schleiden. 2001 begleitet der Forstmann den Gründungsprozess des Nationalparks Eifel. Er steht dem Nationalparkforstamt samt Nationalparkverwaltung seit dem 1. Januar 2004 als Leitender Forstdirektor vor. Spätestens ab jetzt ist für Henning Walter und sein Team aus Forstbeamten ein Paradigmenwechsel angesagt: Weg von der Waldwirtschaft, hin zu den Zielen eines ökologischen Nationalparkkonzepts.
„Er wusste, wohin die Reise geht”, sagt Dr. Ursula Diepolder, Mitglied des Nationalpark-Beirats Eifel. Sie kennt Walter aus der Zeit des Gründungsprozesses, als er gemeinsam mit Nationalparkleitern sowie Vertretern von Landes- und Bundesbehörden Qualitätsstandards für deutsche Nationalparke entwickelte. Er brachte Ideen ein und baute Brücken, wenn gegensätzliche Meinungen aufeinander trafen, erinnert sich Ursula Diepolder. Die gemeinsame Arbeit mit weiteren Experten an diesen Qualitätsstandards habe Walter zudem ein Fachgremium geboten, mit dem er sich austauschen und einbringen konnte. „Eine Bereicherung für den Nationalpark Eifel“, ergänzt Diepolder. Als „fachlich sehr fruchtbar” empfindet auch Professor Sven Herzog, ebenfalls Mitglied des Beirats, die Zusammenarbeit mit dem Forstdirektor. „Henning Walter zeichnet Sachkompetenz gepaart mit Gelassenheit aus”, so Herzog.
Henning Walter, der Mann mit den weißen Locken, der Nickelbrille und dem Schnäuzer: Er hat die Wege vieler Menschen gekreuzt. Besucher, Politiker, Befürworter und Gegner. Allen, mit denen wir gesprochen haben – egal, ob sie die eine oder andere Entscheidung des Nationalparkleiters kritisieren oder völlig einer Meinung mit ihm sind – sie alle zeichnen das Bild eines feinsinnigen Menschen: Geradlinig, authentisch in seinen Emotionen, bei dem ein gesagtes Wort gilt. Jemand, der Dinge beim Namen nennt und der sich konsequent für seinen Nationalpark einsetzte.
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