Eifel: „Pooz op… Fastelovend eren!“ hieß es Punkt 11.11 Uhr in der Region. In guter alter Tradition stürmte das närrische Volk die Rathäuser und feierte ausgelassen den Beginn des Straßenkarnevals. In Heimbach äugte Bürgermeister Peter Cremer vor dem Verwaltungsgebäude unverwandt auf seine Armbanduhr, bis der Zeiger auf die magische Uhrzeit sprang. Dann zogen die bunt kostümierten Narren ins Gebäude – allen voran das Heimbacher Tambourcorps „Gut Klang“. Auf Gegenwehr verzichtete Cremer freiwillig: Sonst gehe noch ‚en schiev‘ kaputt und die Stadtkasse sei sowieso leer…
In dieser Session feiert die Heimbacher Kinderkarnevalsgemeinschaft (KKG) jeckes Jubiläum – 2 x 11 Jahre – und präsentierte deshalb gleich doppelte Tollitäten. Mit Anna Lena (Schmitz) und ihren großen Bruder Julius wurde das diesjährige Kinderprinzenpaar stürmisch begrüßt, bevor das Damendreigestirn – Prinzessin Alexandra I. (Waider), Bäuerin Lisa Marie I. (Solbach) und Jungfrau Alexandra I. (Schäfer) singend und tanzend Hof hielt. Ihr musikalisches Motto „Mir jevve Jas“ wird auch im Straßenkarneval für flotte Fahrt sorgen.
„Kinder an die Macht“, zitierte Cremer den Herbert Grönemeyer-Song, nachdem er dem Kinderprinzenpaar den Stadtschlüssel überreicht hatte. Seine närrische Kapitulation und die Schlüsselübergabe an das weibliche Trifolium verband er mit der Anspielung, dass nächstes Jahr in Heimbach ein wichtiger Posten neu zu besetzen sei. Annette Paulmann-Breuer, Vorsitzende der Kinderkarnevalsgesellschaft, griff diese Anspielung gewitzt auf und schlug vor, eine weiß-rote Partei zu gründen und mit der – anstelle des scheidenden Bürgermeisters – demnächst die Geschicke der Stadt zu lenken. Dann besiegelte sie burschikos den offiziellen Teil der Weiberfastnachtsfeier mit den Worten: „Tambourscorps haut rein. Freibier für alle!“ [bwp]
In Zülpich gibt es sie noch, die Möhnen. In altbewährter Tradition ergatterten sie den Schlüssel des Rathauses, wie sehr sich Bürgermeister Ulf Hürtgen auch wehrte – gegen die Möhnen hatte er einfach keine Chance. „Noch habe ich das Sagen“, versuchte er zwar, seine Stellung zu halten, schließlich hatte er sich als Ghostbuster verkleidet. Doch die Möhnen um Obermöhne Marga Müller hatten einen Trumpf mitgebracht: Sie warfen ihren Neuzugang Albertine alias Albert Bergmann (ehemaliger Bürgermeister der Stadt) ins Rennen. „Dies ist eine Möhne, die dir gewachsen ist“, meinte Marga Müller, die kürzlich von den Zülpicher Karnevalisten den Närrischen Pitter bekommen hatte, zu Hürtgen. Der schaute sich Albertine von oben bis unten genau an und meinte lachend: „Das ist ja ein lecker Mädche.“ Albertine ließ sich nicht beirren: Er habe die Wahl – entweder eine harte oder weiche Übergabe. Harte Übergabe würde bedeuten, die Möhnen stürmten das Rathaus und vertrieben alle Männer. Hürtgen zögerte. Die Alternative wäre eine weiche Übergabe: „Du darfst Bürgermeister bleiben, aber nur als Marionette. Die Trägerin des Närrischen Pitter kommt ins Vorzimmer zusammen mit einer Möhne ihrer Wahl. Die Kämmerei wird durch die Möhnen übernommen“, Albertine ließ nicht locker. Hürtgen versuchte es mit Bestechungsversuchen in Form von einem Korb mit kleinen Schnäpsen, Sprühluftschlangen, die zielgenau Albertine trafen und Einhornglitter. Doch es half alles nichts. Marga Müller schnappte sich den Schlüssel und der Bürgermeister übergab die Macht für die nächsten Tage an die jecken Wiever.
In diesem Jahr fand der Rathaussturm im Innenhof der Behörde statt und viele Narren waren gekommen, um sich den Spaß nicht entgehen zu lassen. Verwaltung und Karneval gehörten zusammen, betonte Horst Wachendorf, Präsident der Prinzengarde Zülpich, die den Weiberdonnerstag traditionell organisiert. Stellvertretend für alle Möhnen überreichte Wachendorf Helene Maus den Orden der Prinzengarde. Nachdem die Möhnen den Schlüssel erobert hatten, war die Bühne frei für die Tollitäten aus Bürvenich, Schwerfen, Enzen, Sinzencih und der Kernstadt. Gut gelaunt, bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein feierten die Jecken noch lange den Auftakt des Straßenkarnevals. [pg]
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